Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
die ich …«
»Andere Sachen? So nennst du das also? Komm, Fabian, steck mir deine Sache in meine Sache. Ich lach mich tot.« Sie kichert albern vor sich hin und hält erst inne, als sie meinen grimmigen Gesichtsausdruck bemerkt. »Was guckst du denn so komisch?«
»Ich versuche mich gerade zu erinnern, warum du noch mal meine beste Freundin bist.«
»Vielleicht solltest du mich auf der nächsten Secondhand-Party verscheuern.«
»Eine gute Idee!«
»Ach komm, jetzt sei mal nicht so. Du weißt doch, aus mir spricht der Neid der Besitzlosen.« Sie schenkt uns beiden Rotwein nach und prostet mir zu. »Ich weiß vielleicht, wie man einen Mann auf Touren bringt, habe aber keine Ahnung, wie man ihn länger als eine Nacht an sich bindet.« Das stimmt: Obwohl Lydia es schafft, jeden Mann, der sie interessiert, um den kleinen Finger zu wickeln und in ihr Bett zu locken, ist sie seit mittlerweile sechs Jahren Single. Und das, obwohl sie in ihrem Job als Krankenschwester im UKE täglich mit schnuckeligen Ärzten und Pflegern zu tun hat. Dabei müsste sie doch eigentlich der Traum eines jeden Mannes sein: Rehäugig und gertenschlank von außen, trinkfest wie ein Matrose von innen und dabei offensichtlich auch noch vollkommen hemmungslos im Bett.
Mit einigen guten Vorsätzen und edler Wäsche bewaffnet liege ich gegen eins im Bett und warte darauf, dass Fabian endlich nach Hause kommt. Leider lässt der Herr auf sich warten. Die drei Gläser Merlot, die ich im Laufe des Abends getrunken habe, lassen meine Augenlider bleischwer werden. Als ich sie wieder öffne, scheint die Sonne hell durch den schmalen Spalt der Vorhänge und neben mir liegt Fabian. Der Radiowecker auf seinem Nachttisch springt auf neun Uhr dreißig und gibt das schrille Wecksignal von sich, das mir immer durch Mark und Bein fährt, auf das Fabian aber besteht, weil angeblich nur genau dieser Ton in der Lage ist, seinen todesähnlichen Tiefschlaf zu durchdringen. Wie jeden Morgen gibt er nur ein unwilliges Grunzen von sich, während ich zum Wecker hechte, um ihn auszuschalten. Dann lasse ich mich in die Kissen zurückfallen und versuche, die aufkommende Übellaunigkeit zu unterdrücken. Denn erstens fiepen meine Trommelfelle empört und zweitens hatten Fabian und ich schon wieder keinen Sex. Weil ich trotz bester Vorsätze anscheinend doch irgendwann eingeschlafen bin. Und er offensichtlich erst ziemlich spät nach Hause gekommen ist. Jetzt ist jedenfalls ganz sicher nicht der richtige Zeitpunkt, ihn auf Lydias ganz spezielle Art zu wecken und sich lustvoll durch die Laken zu wühlen. Denn erstens muss Fabian gleich zu seinem samstäglichen Fußballtraining und zweitens war ich für Sex am Morgen noch nie wirklich zu begeistern. Mein Freund hat sich nach einigen missglückten Verführungsversuchen zu Beginn unserer Beziehung sehr schnell damit abgefunden. Nachdenklich sehe ich zu ihm hinüber und ziehe ernsthaft in Erwägung, meinen und seinen morgendlichen Mundgeruch für einen Quickie in Kauf zu nehmen. Nicht dass ich große Lust hätte. Aber unserer Beziehung zuliebe. Entschlossen robbe ich auf seine Seite des Betts und beuge mich über ihn. Seine blonden Locken liegen auf der einen Seite platt am Kopf an und stehen auf der anderen in alle Richtungen zu Berge. Offensichtlich hat er gestern noch geduscht und ist dann mit nassen Haaren ins Bett gekommen.
»Guten Morgen«, flüstere ich an seinem Gesicht vorbei, denn ich möchte ihm meinen Atem nicht direkt ins Gesicht hauchen.
»Ich hab Kopfweeeeeh«, stöhnt er weniger rücksichtsvoll. Ich weiche zurück. Aus blutunterlaufenen, verquollenen Augen sieht mein Freund mich an, ich gebe spontan mein Vorhaben auf und klettere aus dem Bett.
»Ich hol dir ein Aspirin.«
Heute Nacht, schwöre ich mir am selben Nachmittag, während ich in Strumpfhose und BH vor dem Badezimmerspiegel stehe und meine Lippen mit rosenholzfarbenem Konturenstift nachziehe. Heute Nacht werde ich mit meinem Freund Sex haben, komme, was da wolle. In diesem Moment betritt Fabian das Bad und ich kann im Spiegel beobachten, wie seine Augen über meinen Körper wandern. Unwillkürlich ziehe ich den dank Speck-weg-Strumpfhose sowieso kaum noch sichtbaren Bauch ein, halte die Luft an und strecke die Brüste vor. Ich überschlage kurz im Kopf, ob wir einen nachmittäglichen Beischlaf einlegen und trotzdem pünktlich um siebzehn Uhr bei der Diamant-Hochzeitsfeier meiner Großeltern sein könnten. Da ich sowieso schon zu spät dran bin –
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