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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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noch nicht angezogen und die Haare ungeföhnt –, ist das vollkommen unmöglich. Ist mir aber egal. Dann kommen wir eben zu spät. Omi Anni wird auf jeden Fall Verständnis dafür haben. Ja, ihr könnte ich sogar den wahren Grund für unsere Verspätung verraten. Meine Großmutter ist nämlich die coolste Oma auf der ganzen Welt. Ihren Segen habe ich also schon mal, und schließlich ist es ihr großer Tag. Und der von meinem Opa Hinrich natürlich. Ich habe eher ein bisschen Angst vor meiner Mutter, die sich jedes Mal für mich in Grund und Boden schämt, wenn ich wieder »aus der Reihe tanze«. Und sich selbst mit der Frage kasteit, was sie falsch gemacht hat, wo doch meine vier Jahre jüngere Schwester Emma so gut geraten ist und überall eine Viertelstunde zu früh erscheint. Was ich für meinen Teil mindestens ebenso unhöflich finde wie zehn Minuten zu spät. Aber das ist meine Meinung. Eigentlich ist es aber egal, denn meine Mutter wird auch heute, so wie immer, etwas an mir zu beanstanden finden, und wenn es nicht meine Unpünktlichkeit ist, dann ist es mein Make-up, mein Kleid oder meine Figur. Ich lege den Konturenstift auf den Waschbeckenrand und lächele Fabian im Spiegel, wie ich hoffe, verführerisch an. Er grinst zurück, aber statt sich auf mich zu stürzen, beginnt er, von seinem heutigen Fußballtraining und irgendwelchen komplizierten Manövern zu erzählen, die ich noch nicht einmal im Ansatz begreife. Dennoch höre ich geduldig zu, obwohl ich, wenn wir schon keinen Sex haben, eigentlich viel lieber über andere Themen sprechen würde. Zum Beispiel über den Test. Oder wollen wir das jetzt wirklich einfach unter den Tisch fallen lassen und nie wieder darüber reden? Vielleicht ist das tatsächlich die beste Lösung. Obwohl mich schon interessieren würde, was Fabian denkt. Was er fühlt. Bin ich die Einzige, die sich hat verunsichern lassen? Wenn auch nur für eine Sekunde und selbstverständlich nur ein klitzekleines bisschen. Fabian dagegen wirkt vollkommen aufgeräumt, also schiebe ich das Thema jetzt auch beiseite. Dann tun wir eben so, als wäre nichts geschehen und leben weiter als das Traumpaar, das wir von jeher waren. Fabian zwängt seinen Zeigefinger oben in den Bund meiner Strumpfhose und zieht daran. Er lässt den Bund zurückschnappen.
    »Autsch«, mache ich empört.
    »Sexy! Darf ich zusehen, wie du dich aus dem Ding heute Abend wieder rausschälst?« Er grinst unverschämt.
    »Das hättest du wohl gerne.«
    »Allerdings.«
    »Ist das ein Versprechen?« Ich klimpere mit den Wimpern und freue mich, als sein Grinsen noch frecher wird und er heftig mit dem Kopf nickt. Dann wird unsere Sexflaute also heute endlich zu Ende gehen.
    »Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass du dafür meine Hilfe brauchen wirst.« Da könnte er sogar recht haben. »Kann ich schnell aufs Klo?«
    »Von mir aus.« Seufzend nehme ich den Konturenstift wieder zur Hand und male weiter, während Fabian die Klobrille hochklappt und laut plätschernd in die Schüssel strullt. Romantisch ist irgendwie anders. Nicht falsch verstehen. Ich bin froh, dass unsere Beziehung über die Anfangszeit hinaus ist, in der ich in Fabians Wohnung nicht auf die Toilette gehen mochte, weil ich Angst hatte, er könnte etwas hören und herausfinden, dass ich ein menschliches Wesen mit ganz normalen Körperfunktionen bin. Ich weiß selbst, dass ich da ein bisschen komisch bin, kann es aber leider nicht ändern. Damals habe ich das Trinken quasi eingestellt und mich vorsätzlich dehydriert, trotzdem diverse Nächte schlaflos und mit drückender Blase im Bett gelegen und einmal sogar in meiner Verzweiflung einen Streit vom Zaun gebrochen, nur damit ich scheinbar wütend aus der Wohnung und in die Pizzeria gegenüber aufs nächste Klo stürmen konnte. Unnötig zu erwähnen, dass meine Verdauung zeitweilig vollkommen zum Erliegen kam und mühsam durch Berge von Backpflaumen und Leinsamen wieder in Schwung gebracht werden musste. Das Rauschen der Spülung reißt mich aus meinen Gedanken und schon drängelt sich Fabian neben mich, um sich die Hände zu waschen.
    »Wir sind übrigens spät dran. Vielleicht solltest du dich ein bisschen beeilen, wenn du deiner Mutter keinen Grund geben willst, an dir rumzumosern.«
    »Den findet sie doch sowieso.«
    »Auch wieder wahr. Aber keine Sorge, wenn sie zu schlimm wird, dann verteidige ich dich.« Er legt die Arme um mich und drückt mich an sich.
    »Wirklich?« Gerührt vergrabe ich mein Gesicht an

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