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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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seinem Hals. »Das würdest du tun?«
    »Ehrlich gesagt: Nein. Dazu habe ich viel zu große Angst vor deiner Mutter.«
    »Hm, das kann ich verstehen.«
    »Aber ich bin bei dir.« Er lässt mich los, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und dann, im Rausgehen, einen Klaps auf den Po. »Wow. Der ist ja richtig knackig geworden. Der Pilates-Kurs zahlt sich aus, was?« Richtig, ich habe ihm gar nicht erzählt, dass ich es seit der Probestunde vor drei Monaten kein einziges Mal mehr dorthin geschafft habe. Aber jetzt ist sicher nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Deshalb nicke ich nur lächelnd und bin froh, dass Männern das Konzept von figurformenden Strumpfhosen offensichtlich nicht geläufig zu sein scheint.

Kapitel 3
    »Irgendwie siehst du merkwürdig aus.« Nach den obligatorischen Wangenküsschen nimmt meine Mutter mich kritisch in Augenschein, während sie meinen Kopf in den Händen hält wie in einem Schraubstock.
    »Mama, jetzt lass mich doch mal.« Ich versuche, mich aus ihrem Griff zu lösen, ohne Erfolg.
    »Warte, ich komme gleich drauf … Jetzt hab ich’s: Deine Haare! Was hast du denn bloß mit deinen Haaren gemacht?«
    »Nichts«, antworte ich wahrheitsgemäß, denn abgesehen davon, dass das mühevoll mit Föhn und Rundbürste hergestellte Volumen unter Mamas unsensiblen Händen sicher mehr und mehr in sich zusammenfällt, trage ich meine hellblonden Haare wie immer: Schulterlang, glatt und mit schrägem Seitenpony. »Ich habe meine Frisur seit zehn Jahren nicht verändert.«
    »Ja, das wird es sein.« Abrupt löst sie ihren Griff und wendet sich Fabian zu. »Hallo Fabian.« Sie lässt sich huldvoll von ihm auf die Wange küssen.
    »Hallo Rita. Also«, ich kann förmlich spüren, wie er allen Mut zusammennimmt, »ich finde, dass Franzi diese Frisur ausgesprochen gut steht.«
    »So?«
    »Ja.« Ich bin ehrlich gerührt, dass er so todesmutig meine Ehre verteidigt. Jetzt setzt er sogar noch eins drauf, indem er sich an mich wendet: »Lass dir bloß nicht einfallen, etwas an deinen Haaren zu ändern. Sie sind perfekt.«
    »Na, du musst sie ja jeden Tag angucken«, sagt meine Mutter wegwerfend. »Aber nur für den Fall, dass du doch noch zur Vernunft kommst, lass dir doch von Emma die Adresse von ihrem Friseur geben. Hast du sie schon gesehen? Sie sieht mal wieder aus wie aus dem Ei gepellt.« Natürlich. Ich glaube, meine blöde kleine Schwester ist sogar schon frisch gewaschen aus dem Mutterleib geschlüpft, während ich wahrscheinlich eine extra Portion Käseschmiere an mir kleben hatte. Wenn mein Vater nicht wäre, dem ich wie aus dem Gesicht geschnitten bin und der ebenfalls manchmal etwas verplant und schusselig ist, würde ich nach wie vor denken, dass ich als Kind vertauscht worden bin. Wie kann ich die Tochter und Schwester dieser beiden stets perfekten Frauen sein? Mit einem Gefühl irgendwo zwischen Ehrfurcht und Abscheu sehe ich meine Mutter an, in deren brünett gefärbtem Pagenkopf kein Härchen aus der Reihe zu tanzen wagt. Noch nicht mal, als sie jetzt unwillig den Kopf schüttelt, während sie die mit weißen Rosen und dunkelroten Stumpenkerzen geschmückten Tische unter die Lupe nimmt.
    »Das darf doch nicht wahr sein. Erich, was ist nur mit deiner Mutter los? Sie hat die ganze Sitzordnung durcheinandergebracht.«
    »Ach ja?«, sagt mein Vater desinteressiert, während in mir die Hoffnung aufkeimt, dies könnte möglicherweise doch noch ein richtig schönes Fest werden. Ich umrunde den Tisch, an dem meine Mutter mit verärgert zusammengekniffenen Lippen steht, und lese die Tischkärtchen: Rita, Erich, Emma, Julius, das ist der Freund meiner Schwester, und dann, hurra, Gerhard, der Bruder meines Vaters, mit seiner Frau Ingrid. Mühsam unterdrücke ich einen Freudenschrei. Ich sage doch, meine Omi ist die Beste.
    »Diesen Irrtum werden wir gleich mal korrigieren«, erklärt meine Mutter rigoros und schnappt sich die Tischkarten. »Also, Franzi, hast du schon entdeckt, wo sie euch hingesetzt hat?« Leise an meinen Vater gewandt fügt sie hinzu: »Wenn sie nicht einmal mehr weiß, wer in dieser Familie zu wem gehört, dann sollten wir wirklich über ein Seniorenheim nachdenken.« Damit macht sie sich auf den Weg durch den Festsaal des Restaurants Klövensteen, wo meine Großeltern, seit ich denken kann, ihren Hochzeitstag begehen. Ich werfe Fabian einen panischen Blick zu und eile hinter ihr her.
    »Mama, warte. Du kannst doch nicht einfach in die Tischordnung eingreifen. Dabei haben Omi und Opa

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