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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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Schutz der Tischdecke seine Hand unter meinen Rock gleiten lässt.
    »Du bist ja ziemlich einbruchsicher verpackt«, beschwert er sich. »Kannst du nicht mal so Strümpfe tragen? Am besten mit Strapsen?« Er wirft mir einen so lüsternen Blick zu, dass ich lachen muss. »Zieh sie aus!«, flüstert Fabian mir zu, und ich sehe ihn überrascht an.
    »Wie bitte?«
    »Zieh die Strumpfhose aus!«
    »Jetzt? Hier?«
    »Nein. Auf dem Klo. Und den Slip gleich mit!« Ein Kribbeln durchläuft mich und nach kurzem Zögern schiebe ich meinen Stuhl zurück. Warum nicht? Schließlich habe ich mir ja genau das gewünscht: Dass wieder etwas mehr Leidenschaft in unsere Beziehung kommt. Gleichzeitig mache ich mir Sorgen, ob Fabians plötzliches Interesse möglicherweise doch von seiner Verunsicherung durch unser Testergebnis herrührt. Umso wichtiger ist es natürlich, ihn nicht zurückzuweisen.
    »Entschuldigt mich einen …« Moment, will ich sagen, bin gleich zurück, als das Klirren von Metall auf Glas eine weitere Rede ankündigt. Weil es sehr unhöflich wäre, gerade jetzt den Raum zu verlassen, setze ich mich wieder hin. »Danach«, verspreche ich Fabian, der ein enttäuschtes Gesicht macht, und sehe mich nach dem Redner um. Am Tisch meiner Eltern rückt Julius mit wichtiger Miene seine Krawatte gerade. Nicht, dass sie es nötig gehabt hätte. Alles am Freund meiner Schwester sitzt 1A. Krawatte, Anzug, Scheitel. Er erhebt sich und ich spüre leichten Unwillen in mir aufkommen. Julius hört sich nämlich wahnsinnig gerne selbst reden und geht mir damit ziemlich auf den Geist. Aber vielleicht bin ich auch ein bisschen empfindlich, weil mir so ziemlich alles und jeder im Dunstkreis meiner Schwester auf den Geist geht. Deshalb versuche ich, die negativen Gedanken loszulassen und lehne mich mit wohlwollendem Lächeln auf meinem Stuhl zurück. Eigentlich ist es doch ganz nett von Julius, ein paar Worte zu Omi und Opa zu sprechen.
    »Verehrtes diamantenes Hochzeitspaar, verehrte Gäste!« Emma, perfekt frisiert und gestylt im Stil von Audrey Hepburn, in einem schwarz-weißen Sechzigerjahre-Kleid, sieht bewundernd zu ihm auf. »Was für ein Festtag. Sechzig Jahre Ehe!« Vereinzeltes Händeklatschen ertönt und verstummt wieder. Julius macht eine bedeutungsschwangere Pause. Ich nehme einen Schluck Wein, und Fabian beginnt wieder, unter meinem Rock herumzufummeln. »Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich euch beide das erste Mal gesehen habe. Das war vor genau zwei Jahren, kurz nachdem ich Emma kennengelernt habe. Nur eine Woche nach der ersten Verabredung, an der ich sie in unser heutiges Lieblingsrestaurant Bodega ausgeführt habe, wurde ich anlässlich eures achtundfünfzigsten Hochzeitstages, den ihr in etwas kleinerer Runde begangen habt, gleich der Familie vorgestellt. Ich erinnere mich noch gut, wie ich mich gefühlt habe, dass ich so schnell in die Familie eingeführt werden sollte. Aber schon an diesem Abend merkte ich …« Ich vertreibe mir die Zeit, indem ich die ich s, mir s und mich s in Julius’ Rede zähle: neun, zehn, elf, zwölf … »Ich«, dreizehn, »kann mir«, vierzehn, »keinen besseren Tag vorstellen als diesen, um vor Ihnen allen, liebe Familie, liebe Freunde, mich«, fünfzehn, »mit Emma zu verloben.« Ich setze mich kerzengerade auf. Wie war das bitte? Ein zweistimmiger, spitzer Schrei ertönt und schon liegen meine Mutter und meine Schwester sich in den Armen, während Julius wohlwollend auf sie herabschaut. Mit großer Geste zieht er eine Schmuckschatulle aus der Tasche und kniet sich vor meine Schwester. Das Fummeln unter meinem Rock hat aufgehört. Das Kästchen schnappt auf. Der Stein auf dem Ring ist so groß, dass ich ihn auch aus der Entfernung mit bloßem Auge erkennen kann. »Deshalb möchte ich dich fragen, ob du mich heiraten willst.« Sechzehn, siebzehn, denke ich.
    »Ja«, jubelt meine Schwester, und während er ihr das Ungetüm von Ring über den Finger streift, klatschen ein paar Gäste in die Hände. Die anderen Frauen meiner Familie weinen Freudentränen, ohne dass ihr Make-up verwischt, und Julius zeigt allen Ernstes die Siegerfaust. Während der Applaus verebbt, erhebe ich mich langsam von meinem Stuhl, greife nach einem Löffel und schlage ihn so heftig gegen mein Weinglas, dass es klirrend zerbricht.
    »Scheiße«, sage ich inbrünstig.
    »Macht nichts«, erklärt Anni. Immerhin habe ich jetzt die Aufmerksamkeit der Gäste. Alle Gesichter wenden sich mir zu.
    »Ich möchte auf das

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