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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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Paar anstoßen.« Ich lasse meine Schwester und ihren Zukünftigen nicht aus den Augen. »Heute ist euer Tag! Auf die Liebe, die ihr seit Jahren miteinander teilt und hoffentlich noch viele Jahre teilen werdet.« Die beiden strahlen um die Wette. Brüsk wende ich ihnen den Rücken zu und erhebe in Ermangelung meines zu Bruch gegangenen Weinglases das von Fabian. »Auf Anni und Hinrich!«
    »Auf Anni und Hinrich!«, ertönt es von allen Seiten.
    »Danke Schätzchen!« Fröhlich zwinkernd prostet mir Anni zu. Mit einem Zug leere ich das Glas und lasse mich auf den Stuhl zurückfallen. Unter gesenkten Wimpern riskiere ich einen Blick auf die frisch Verlobten, denen die Münder offenstehen. Gut so!
    Meine Mutter ist von dem Ereignis so aus dem Häuschen – ihr ist nicht einmal aufgefallen, dass ich mir soeben mal wieder eine Frechheit geleistet habe. Statt mich zu tadeln, schlingt sie ihre Arme von hinten um meinen Hals und drückt ihre Wange an meine.
    »Ist das nicht einfach wunderschön?« Ich ringe nach Atem und versuche mich sanft aus ihrem Würgegriff zu befreien.
    »Atemberaubend.«
    »Das wird das Fest des Jahres«, verkündet sie mit stolzgeschwellter Brust. »Kommt, ihr beiden, jetzt müsst ihr aber wirklich mit an unseren Tisch kommen.«
    »Warum das denn?« Sie greift nach meinem Arm und versucht, mich vom Stuhl zu ziehen. Ich mache mich schwer.
    »Wir sind noch nicht mit dem Nachtisch fertig«, kommt Fabian mir zu Hilfe und deutet auf den Dessertteller vor sich, auf dem sich eine halbe Erdbeere an ein Blatt Minze schmiegt.
    »Nun, dann iss ihn halt auf«, befiehlt meine Mutter, baut sich mit verschränkten Armen vor ihm auf und lässt ihn nicht aus den Augen. »Na los.« Fabian wirft mir einen hilflosen Blick zu und piekst seine Gabel in die matschige Erdbeere, die er natürlich mit voller Absicht liegen gelassen hat.
    »Schon gut, ich bin fertig.«
    »Dann kommt mit.«
    »Moment mal, Rita«, mischt sich Omi Anni in das Gespräch ein. »Vielleicht wollen die beiden gar nicht zu euch an den Tisch kommen.«
    »Aber natürlich wollen sie. Hast du es denn nicht mitbekommen? Emma ist verlobt«, sagt Mama betont laut und deutlich.
    »Ich höre noch ausgezeichnet, meine Liebe.«
    Ein zartes Rot zeichnet sich unter dem gut deckenden Make-up meiner Mutter ab. »Es gibt so viel zu besprechen. Und Franzi muss den Junggesellinnenabschied organisieren.«
    Entsetzt sehe ich sie an. »Was muss ich? Wieso das denn?«
    »Du wirst natürlich Maid of Honour.«
    »Ich werde was?«
    »Die Brautjungfer.«
    »Jungfrau bin ich schon lange nicht mehr.« Ich habe keine Ahnung, warum ich das an einem Tisch voller Verwandter sage.
    »Aber du bist unverheiratet. Das zählt.« Sie wirft Fabian einen strafenden Blick zu und ich schließe mich ihr ausnahmsweise an. Auch wenn ich ihm lange nicht so übelnehme wie meine Mutter, dass er mich noch nicht gefragt hat. Aber um aus dieser Nummer herauszukommen, würde ich glatt Ja sagen. »War das nicht eine wunderschöne Idee von Julius, diese Feier zum Anlass für seinen Antrag zu nehmen?«, fragt Mama jetzt in die Runde.
    »Stimmt. Gratuliert hatten wirklich schon genug Leute. Da kann man ruhig auch mal über sich sprechen«, sage ich ironisch.
    Meine Mutter tut, als wäre ich gar nicht da.
    »Ein perfekter Anlass. Wirklich. Und so eine schöne Rede. Und habt ihr diesen Ring gesehen? Im Vertrauen«, sie beugt sich ein wenig vor und senkt geheimnisvoll die Stimme, »ich kannte ihn schon.« Sie lächelt zufrieden. »Julius hat ihn mir vor zwei Wochen gezeigt. Da war er bei uns und hat ganz offiziell um Emmas Hand angehalten.« Ein bedeutungsschwangerer Blick trifft meinen Freund. »Einen riesigen Strauß Blumen hatte er dabei. Weiße Rosen. Die haben fast zehn Tage lang gehalten. Ja, er hat das Ganze seit Wochen geplant. Na ja, so ist er halt. Ein Perfektionist durch und durch. Aber das kann ja wirklich jeder machen, wie er möchte. Ein spontaner Heiratsantrag wäre eigentlich genauso schön. Oder was meint ihr?« Sie blickt in die Runde, streift jeden kurz mit ihrem Blick, um dann an Fabian hängenzubleiben. Der starrt auf die welke Minze auf seinem Teller und ich wünsche mir ein schönes, schwarzes Loch im Boden herbei, in das ich versinken kann.
    »Ist gut, Rita, wir haben jetzt alle kapiert, dass du dir eine Doppelhochzeit wünschst. Aber Druck auszuüben bringt gar nichts. Auf so was reagieren die jungen Männer heute ausgesprochen algerisch«, sagt Anni und hält der Kellnerin, die gerade

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