Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
würde ich ihm jetzt richtig die Meinung sagen, aber dann habe ich eine bessere Idee. Mit meinem süßesten Lächeln sehe ich ihn an.
»Das könntest du natürlich mal versuchen.« Er macht einen Schritt auf mich zu.
»Bitte.« Unschlüssig wiege ich den Kopf hin und her.
»Das überzeugt mich noch nicht wirklich.«
»Bitte, lass mich rein«, sagt er, nun schon etwas eindringlicher. »Ich habe dir was zu sagen.«
»Aber vielleicht interessiert es mich ja gar nicht.«
»Bitte.«
»Nein.« Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen und bilden eine ärgerliche Falte über der Nase.
»Was soll denn das?«
»Das frage ich dich«, platzt es aus mir heraus. »Was soll das Ganze? Wieso tauchst du hier ständig unangemeldet auf, als ob nichts gewesen wäre? Und für wie blöd hältst du mich? Auf deine Spielchen habe ich keine Lust. Vielleicht glaubst du ja, dass du rätselhaft und cool rüberkommst, aber ich kann dir versichern, dass das ganz und gar nicht der Fall ist. Du rennst weg, sobald dir jemand zu nahe kommt. Und wenn du genug Distanz zwischen dich und diese Person gebracht hast, dann kommst du zurück und das Spiel beginnt von Neuem. Aber ohne mich. Vielen Dank.« Brüsk wende ich ihm den Rücken zu und mache mich erneut daran, die Haustüre aufzuschließen. Innerlich wappne ich mich schon gegen die Flut von Gemeinheiten, die er mir wahrscheinlich gleich an den Kopf werfen wird, aber nichts geschieht. Endlich gelingt es mir, den Schlüssel umzudrehen und die Türe aufzustoßen. Über die Schulter werfe ich einen kurzen Blick zurück und treffe den von Fred.
»Du hast recht.«
»Wie bitte?«
»Du hast recht. Mit allem, was du gesagt hast. Ich war ein Arschloch und es tut mir leid.« Ich bin zu verblüfft, um irgendetwas zu sagen. Stehe nur in der geöffneten Eingangstür und starre ihn an. Und bekomme beinahe einen Herzinfarkt, als er jetzt hinter seinem Rücken eine weiße Rose hervorzieht. Wo er die wohl so plötzlich hergezaubert hat? Ich könnte schwören, dass er eben noch mit beiden Händen Obst und Gemüse vom Boden aufgesammelt hat. Aber wahrscheinlich täusche ich mich. Ist eigentlich auch völlig egal. Vermutlich sucht mein Gehirn gerade einfach nach einer Ausrede, sich mit irgendetwas zu befassen. Mit etwas anderem als dem, was hier gerade vor sich geht. Denn das ist eindeutig zu viel für mich. Fred, der mir mit einem verlegenen Grinsen eine weiße Rose entgegenhält. Wie zum Teufel soll ich auf diese Situation angemessen reagieren?
»Ich mag dich wirklich«, sagt er hastig, als hätte er Angst vor seiner eigenen Courage, »und ich möchte dich auf die Hochzeit deiner Schwester begleiten. Mir ist klar, dass ich nicht einfach bin. Und dass ich ein Problem mit Nähe habe. Das hast du gut erkannt, du kluges Mädchen.« Da ist es wieder, dieses leicht spöttische Grinsen, mit einem Hauch von Verführung in den Mundwinkeln. Gut! Wenigstens kann ich mir jetzt sicher sein, dass es wirklich Fred ist, den ich vor mir habe. Und nicht etwa sein Zwillingsbruder. Noch immer wedelt er mit der Rose herum. »Aber ich werde mich bemühen. Nicht jedes Mal gleich in Panik zu geraten, meine ich. Vielleicht … wenn wir es langsam angehen lassen?«
»Noch langsamer?«, frage ich bissig und wundere mich selbst, dass ich plötzlich so wütend bin. »Was wäre dir denn genehm? Dass wir uns alle drei Wochen treffen? Und dazwischen herrscht Funkstille?«
»Nein, natürlich nicht. Aber wir müssen ja nicht gleich jeden Tag zusammenkleben.«
»Ich habe nie gesagt, dass ich jeden Tag mit dir zusammenkleben will! Das sind alles deine Hirngespinste, dass dich jede Frau sofort anketten will.«
»Ja, kann sein. Warum bist du denn so wütend?«
»Warum ich wütend bin? Weil du mich wahnsinnig machst«, schreie ich ihn an.
»Du siehst süß aus, wenn du sauer bist. Dieses Funkeln in deinen Augen.« Er grinst und steht plötzlich ganz dicht vor mir. »Na komm, jetzt nimm schon die Rose. Und gib mir einen Kuss.« Er schaut auf mich herunter und hat diesen hungrigen Ausdruck in den Augen, den ich mal sehr aufregend fand. Und der mich zugegebenermaßen auch jetzt wieder in ein hypnotisiertes Kaninchen verwandelt. Ich sehe zu ihm auf und spüre, wie meine Knie weich werden. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Ganz und gar nicht. Wenn ich nur wüsste, was es ist.
»Hm?«, macht Fred, legt seinen Kopf schräg und neigt sich zu mir herunter. Als seine Lippen nur noch wenige Millimeter von meinen
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