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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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ich muss zugeben, dass ich darüber ganz froh bin. Er ist nämlich eine Augenweide darin. Um gleich mal die Wirkung auszutesten, werfe ich mich in mein fliederfarbenes, bodenlanges Seidenkleid, für das ich ein halbes Vermögen ausgegeben habe, und stelle mich neben ihn vor den großen Schlafzimmerspiegel.
    »Wir sind ein tolles Paar«, spricht er meine Gedanken laut aus und legt den Arm um meine Schulter. »Und du bist wunderschön in deinem Kleid. Hoffentlich stichst du nicht die Braut aus.« Hoffentlich doch, denke ich im Stillen, obwohl ich das nicht mal meiner doofen kleinen Schwester antun würde. Aber die Gefahr besteht nicht. Emma hat mir bereits per E-Mail ein Foto von ihrem Brautkleid geschickt. Ich sage nur so viel: Es ist Haute Couture, kostet ungefähr mein Jahresgehalt und Scarlett O’Hara würde sich darin overdressed fühlen.
    Am Abend des 12. Juli veranstalte ich in meiner Wohnung eine kleine Dinnerparty für meine engsten Freunde, also Kim und ihren Mann Viktor, Lydia und einen Typen, dessen Namen wir uns, wie sie mir heimlich zuflüstert, nicht zu merken brauchen, und natürlich Nils. So kann ich wenigstens in meinen Geburtstag hineinfeiern, wenn sich morgen schon alles um Emma und ihre Hochzeit drehen wird. Allzu ausschweifend wird es allerdings nicht, weil meine Mutter mich am nächsten Morgen um halb neun zur Kirche beordert hat, um die Blumen in Empfang zu nehmen und das Schmücken von Altar und Bänken zu überwachen. Weil ich mich ja ansonsten »sehr aus den Hochzeitsvorbereitungen herausgehalten« habe, meinte sie, »diese Kleinigkeit« sei mir ja wohl zuzumuten. Ich habe schon längst aufgehört, mich über derlei Aktionen aufzuregen. So werfe ich meine Gäste um kurz nach eins raus und lege mich, während Nils netterweise die Küche aufräumt, quer auf mein Bett. Bekleidet mit nichts als den Diamantohrringen, die er mir zum Geburtstag geschenkt hat. Ständig greife ich mir ans Ohr, weil ich Angst habe, dass sie herausfallen könnten. Mein Schmuck war bisher nämlich eher von Bijou Brigitte als von Cartier. Müssen verdammt teuer gewesen sein, die Dinger. Zumindest, wenn ich den bewundernden Blick von Kim richtig gedeutet habe. Und Viktors Bemerkung, »Aber wir sparen das Geld lieber für Elias’ Ausbildung, oder?«, war vielleicht auch nur halb scherzhaft gemeint. Wahnsinn! Ich glaube, ich habe noch von keinem Mann jemals ein auch nur annähernd so wertvolles Geschenk bekommen. Die funkelnden Steine sehen wahnsinnig elegant aus. Auch wenn ich ja eigentlich gar nicht der Typ Frau für Diamantohrringe bin. Aber vielleicht könnte ich es werden.
    »Und, wie stehen sie mir?«, frage ich Nils mit meiner verführerischsten Stimme, als der ins Schlafzimmer kommt und ziemlich verdutzt auf mich herunterblickt.
    »Was?«
    »Die Ohrringe«, helfe ich ihm auf die Sprünge.
    »Oh. Sehr gut.« Er kommt zu mir ins Bett und legt die Hände auf meine Brüste. »Aber bei dem Anblick sind deine Ohren so ziemlich das Letzte, was mich interessiert.«
    So stehe ich am nächsten Morgen zwar ein bisschen verpennt, aber relativ gut gelaunt vor der Eppendorfer Hochzeitskirche. Nils hat es sich nicht nehmen lassen mitzukommen, und das, obwohl er sich bestimmt gerne noch mal im Bett umgedreht hätte. Aber was soll ich sagen? Er ist eben ein Schatz! Die Lieferung des Blumenschmucks geht reibungslos über die Bühne, und langsam, aber sicher füllt sich der kleine Vorplatz der Kirche mit Familienmitgliedern und Freunden. Stolz präsentiere ich Nils meinen Kusinen, als meine Eltern auf mich zukommen.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Krabbe«, sagt mein Vater und drückt mich an sich.
    »Dankeschön.«
    »Herzlichen Glückwunsch.« Meine Mutter umarmt mich ein klitzekleines bisschen weniger herzlich, wohl, um weder ihr marineblaues Kostüm noch mein Kleid zu zerknittern. Dann mustert sie mich von oben bis unten und sagt beinahe überrascht: »Gut siehst du aus.«
    »Danke.« Ihr Blick gleitet rüber zu Nils, der direkt neben mir steht und ohne eine Miene zu verziehen, den wachsenden Druck meiner Fingernägel in seiner Handinnenfläche erträgt. Mein Gott, bin ich plötzlich nervös. Aber offensichtlich völlig grundlos, denn auf Mamas Gesicht breitet sich ein strahlendes Lächeln aus.
    »Sie müssen Nils sein.«
    »Guten Morgen, Frau Martens! Schön, Sie kennenzulernen!«
    »Bitte, sagen Sie Rita zu mir. Das ist mein Mann Erich.« Ich weiß, es sollte mir nicht so wichtig sein, was meine Eltern von meinem

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