Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
entfernt sind, fällt es mir zum Glück wieder ein.
»Ich kann nicht«, sage ich und schiebe ihn mitsamt seinen verführerischen Lippen und der weißen Rose von mir weg.
»Nein? Und warum nicht?« Er sieht immer noch ziemlich siegessicher aus, bis in genau diesem Moment mein Grund um die Ecke biegt. Und zwar mit einem großen Strauß roter Rosen bewaffnet. Ich schicke ein Dankgebet gen Himmel, dass er nicht fünf Sekunden früher aufgetaucht ist.
»Hallo«, sagt Nils unbekümmert und küsst die Lippen, die gerade bedrohlich kurz davor waren, eine große Dummheit zu begehen.
»Hallo«, sage ich auch. »Schön, dass du schon da bist.«
»Soll ich dir was abnehmen? Oder noch besser: wir tauschen!« Damit reicht er mir die Blumen und greift gleichzeitig nach meinen Einkaufstüten. »Für die schönste Frau der Welt.«
»Vielen Dank!« Schnell sehe ich zu Fred rüber, der irgendwie bedröppelt dasteht und auf seine einzelne Rose herunterschaut. Dann geht ein Ruck durch seinen Körper und er hebt den Kopf. Mustert Nils kurz von oben bis unten.
»Verstehe«, sagt er langsam. Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu.
Jetzt hat auch Nils ihn bemerkt und sieht arglos von mir zu Fred. Dann streckt er ihm seine Hand hin. »Ich bin Nils. Franzis Freund.« Eine Sekunde lang fürchte ich, dass Fred sich weigern wird, seine Hand zu schütteln. Dann ergreift er sie aber doch.
»Fred. Ein … Bekannter.«
»Fred. Habe ich den Namen von dir schon mal gehört?« Ich schüttele den Kopf.
»Wir kennen uns nicht besonders gut.«
»Genau«, wirft Fred ein, »wir sind uns nur gerade begegnet. Rein zufällig. Also, ich geh dann mal wieder.« Er wirft mir noch einen undurchdringlichen Blick zu und hebt lässig die Hand. »Bis irgendwann mal. Und viel Glück euch beiden.«
»Dankeschön! Und dir: Viel Erfolg!« Irritiert sieht Fred ihn an, woraufhin Nils auf die Rose in seiner Hand zeigt. »Du hast ja offensichtlich noch was vor. Viel Erfolg!«
»Äh, ja. Danke.«
»Netter Kerl«, sagt Nils, während wir nebeneinander die Treppen zu meiner Wohnung hochsteigen.
»Ja, er ist ganz okay.« Was soll ich auch sonst sagen? Wohl kaum das, was ich in diesem Moment tatsächlich über Fred denke. Nämlich, dass er ein Vollidiot ist. Ein Vollidiot mit einem richtig schlechten Timing.
Keine fünf Minuten später erhalte ich eine SMS von einer mir unbekannten Handynummer. Erst in diesem Moment wird mir klar, dass ich zwar schon ziemlich häufig mit ihm geschlafen habe, aber bislang noch nicht einmal eine Telefonnummer von Fred hatte. Aus irgendeinem Grund macht mich das schon wieder wütend.
ICH NEHME AN, DU GEHST MIT IHM ZUR HOCHZEIT? FRED
ERRATEN!
SCHADE EIGENTLICH. ICH HATTE MICH SCHON DRAUF GEFREUT!
DAS HAST DU ABER GUT VERBORGEN, ALS ICH DICH EINGELADEN HABE!
SCHON GUT. FAHR DIE KRALLEN EIN. WÜNSCHE DIR VIEL SPASS! UND GLÜCKWUNSCH ZU DEINEM TOLLEN FANG. ER SCHEINT JA WIRKLICH ALLES ZU SEIN, WAS MAN SICH ALS FRAU ERTRÄUMEN KANN.
JA, DAS IST ER AUCH!!!
SAG ICH DOCH! UND WIE SCHNELL DAS GING!
IST MIR KLAR, DASS DU DIR DAS NUR SCHWER VORSTELLEN KANNST, ABER MEINE WELT HAT SICH WEITERGEDREHT. OHNE DICH!
AUTSCH!
»Mit wem schreibst du dir denn da die ganze Zeit«, erkundigt sich Nils und linst über meine Schulter hinweg auf mein Handydisplay. Schnell lasse ich es in meiner Tasche verschwinden.
»Mit niemandem. Bloß eine Arbeitskollegin. Und? Was sollen wir kochen?«
»Wie wäre es mit Spaghetti all’arrabbiata? Die Tomaten müssen wir schnell aufbrauchen. Die sind ziemlich matschig.«
Kapitel 15
Nach unserer SMS-Unterhaltung höre und sehe ich nichts mehr von Fred, und das ist mir auch ganz recht so. Zugegebenermaßen hat es mich ein wenig durcheinandergebracht, als er so urplötzlich vor mir stand. Mir ist durchaus klar, dass das knapp war. Verdammt knapp. Um ein Haar hätte ich zugelassen, dass er mich küsst. Nicht, weil ich das gewollt hätte, nein. Er hat mich überrumpelt. Nicht auszudenken, wenn das Schicksal es nicht so gut mit mir gemeint und Nils Sekunden früher um die Ecke hätte biegen lassen. Mir wird jetzt noch ganz schlecht bei dem Gedanken. Wie hätte ich das erklären sollen? Aber zum Glück ist ja nichts passiert, und ich kann mich ohne jedes Schuldgefühl auf Nils und unsere wunderbare Beziehung konzentrieren. Für die Hochzeit von Emma hat er sich extra einen Smoking gekauft, obwohl ich ihm versichert habe, dass das nicht nötig ist. Aber er meinte, dass er sowieso schon immer mal einen haben wollte, und
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