Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
so richtig verquatschen, gehen die beiden manchmal nicht vor eins nach Hause. Und ich habe heute eine Menge zu erzählen.«
»Hoffentlich nur Gutes.«
»Das weißt du doch.«
»Okay, was hältst du davon: Ich komme um zwölf vorbei, lerne die beiden kennen und dann verschwinde ich ganz brav und leise in deinem Schlafzimmer und wärme das Bett schon mal vor. Wie klingt das?«
»Herrlich.«
Ganz so herrlich finde ich die Idee ehrlich gesagt doch nicht, denn am Ende eines solchen Abends sind wir drei meistens ziemlich aufgedreht, rechtschaffen angetrunken und für einen Mann vielleicht nicht ganz einfach zu ertragen. Zumindest nicht für einen, den man noch nicht allzu lange kennt.
»Papperlapapp, da muss er durch«, befindet Kim dann auch rigoros. »Wenn ich schon nicht schlafen kann, dann muss ich wenigstens trinken! Und je eher er die ganze Wahrheit kennt, desto besser.«
»So schlimm, wie du uns jetzt machst, sind wir aber auch nicht«, protestiert Lydia. »Keine Sorge, Süße. Er wird uns lieben. Was denn sonst? Entspann dich einfach.«
»Okay.« Seufzend greife ich in die riesige Chipstüte. »Aber bitte haltet euch mit euren Schwärmereien über Florian David Fitz zurück, wenn Nils hier ist.«
»Wieso das denn? Kann dem doch egal sein, auf wen wir stehen.«
»Ihr schon. Aber ich bekomme doch immer so einen schwärmerischen Ausdruck, sobald von ihm die Rede ist. Das muss er nun wirklich nicht mitbekommen.«
»Tatsächlich?« Kim grinst diabolisch. »Wisst ihr noch die Szene in der ersten Staffel, wo er doch zum Kostümfest kommt, mit diesen total niedlich verstrubbelten Haaren, und sie fragt, ob sie sich als Prinzessin verkleidet … O ja, stimmt, ich sehe schon, was du meinst! Alles klar. Den Blick sollte Nils wirklich nicht sehen. Hier, wisch dir mal den Mund ab – du sabberst.«
»Und du hast ja heute anscheinend mal wieder einen Clown gefrühstückt.«
»Ich bin übermüdet. Welches einjährige Kind wacht jede Nacht zwanzig Mal auf? Nur meins. Ausgerechnet meins. Ich sag es euch: Genießt das Leben ohne Kind, solange ihr noch könnt. Bei dir könnte das ja schneller vorbei sein als gedacht, bei dem Tempo, das du mit Nils vorlegst.«
»Wir kennen uns noch nicht mal zwei Wochen«, wehre ich ab.
»Aber er ist schon so gut wie bei dir eingezogen«, gibt Lydia zu bedenken.
»Ist doch gar nicht wahr. Er schläft nur hier. Ganz offensichtlich hat er kein Nähe-Distanz-Problem. Das ist schon mal gut.«
»Apropos, hast du von dem eigentlich noch mal was gehört?«
»Von wem?«, stelle ich mich dumm.
»Na, von Fred.«
»Nein.«
»Tja. Noch nicht.«
Um kurz vor zwölf höre ich den Schlüssel im Schloss und eine halbe Minute später steht Nils mitten im Wohnzimmer, mit leicht verwuschelten Haaren und in Jeans und dunkelgrauem Sakko. Das Hemd ist am Kragen locker aufgeknöpft. Toll sieht er aus, befinde ich nicht ohne Besitzerstolz.
»Hallo.« Ein bisschen wackelig stehe ich von der Couch auf und falle ihm um den Hals. Die Nervosität, ihn mit meinen Freundinnen zusammenzubringen, hat mich nicht dazu gebracht, etwas weniger Wein zu trinken. Sondern mehr. »Du siehst toll aus. Sieht er nicht toll aus? Mach das aus!«, sage ich im Befehlston zu Kim, die hektisch auf der Fernbedienung herumdrückt und dazu nervös kichert, bis Marc Meier vom Bildschirm verschwindet.
»Du musst Kim sein. Und du Lydia. Freut mich sehr, euch kennenzulernen.« Er gibt beiden die Hand und zieht dann eine Flasche Prosecco hinter seinem Rücken hervor. »Hier. Ich dachte, ich bringe euch ein bisschen Nachschub.«
»Das ist aber ganz entzückend. Danke!« Kim schnappt sich die Flasche und öffnet sie. »Setz dich doch ein bisschen zu uns.«
»Oh, das hab ich befürchtet. Jetzt kommt der heiße Stuhl. Aber klar, gerne.« Gemeinsam setzen wir uns aufs Sofa.
»Quatsch, so was machen wir nicht«, behauptet Lydia und mustert ihn dabei ziemlich unverhohlen von oben bis unten. »Wir wollen nur, dass Franzi glücklich ist.«
»Das trifft sich gut.« Nils legt seinen Arm um meine Schultern und zieht mich an sich. »Das will ich nämlich auch.«
»Gute Antwort.«
Wir smalltalken eine Viertelstunde lang, und ich entspanne mich mehr und mehr. Die drei kommen großartig miteinander aus.
»So, jetzt will ich euch aber nicht mehr aufhalten. Das hier ist ja schließlich ein Mädelsabend. Männer unerwünscht.«
»So habe ich das nicht gesagt«, verteidige ich mich.
»Das weiß ich doch.« Er gibt mir einen Kuss und erhebt sich.
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