Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
letzten Beziehung«, fordere ich ihn auf.
»Wieso das denn?«
»Weil wir Frauen nun mal so sind! Wir müssen unbedingt wissen, was ihr in eurer Vergangenheit so getrieben habt. Und wir fragen immer weiter, obwohl uns eigentlich nie gefällt, was wir hören. Trotzdem bohren wir nach.«
»Das sind ja tolle Aussichten. Das heißt im Klartext, egal, was ich jetzt sage, es kann nur falsch sein?«
»Irgendwie schon«, gebe ich zu, »aber manche Geschichten sind falsch und andere falscher.«
»Das beruhigt ungemein.«
»Jetzt erzähl schon. Ich gebe vorher sowieso keine Ruhe.«
»Okay. Also, meine letzte Beziehung hatte ich vor einem Jahr. Sie hieß Tanja.«
»Wie sah sie aus?«
»Klein, blond, schlank.« Meine Laune sinkt rapide. Auch wenn ich seit meiner Liebeskummer-Abmagerungskur selbst ganz gut in Form bin, stelle ich mir Nils’ Ex sofort als zierliche Gazelle ohne ein einziges Gramm Fett am Leibe vor. »Ihre Nase«, fährt Nils in diesem Moment fort, »kein Vergleich zu deiner.«
»Wirklich?«, frage ich glücklich und komme mir gleichzeitig höchst albern vor.
»Wirklich. Sie hatte sogar einen kleinen Höcker.«
»Und wie lange wart ihr zusammen?«
»Vier Jahre. Zwei davon haben wir auch zusammen gewohnt. Aber dann haben wir uns getrennt. Wir wollten nicht die gleichen Dinge. Ich glaube, Tanja hat sich irgendwie gelangweilt in unserer Beziehung.« Er wirft mir einen unsicheren Seitenblick zu und grinst verlegen. »Das ist ja jetzt nicht gerade die beste Werbung für mich, oder? Aber ich finde nichts Schlimmes daran, wenn man mit Mitte dreißig nicht mehr durch die Gegend flippen will. Ich habe mir eine stabile Beziehung gewünscht. Und eine Familie. Davon war Tanja einfach noch meilenweit entfernt. Sie fand das total spießig. Sie wusste nicht mal, ob sie überhaupt irgendwann Kinder haben will. Am Ende hat sie mich betrogen. Das tat weh. Aber ich glaube, das war einfach ihr Weg, sich aus der Beziehung zu verabschieden. Im Nachhinein glaube ich, dass es das Beste für alle Beteiligten war. Auch wenn mir lieber gewesen wäre, es w äre kein anderer Mann im Spiel gewesen. Aber das Erge bnis ist ja sowieso das Gleiche.« Er starrt einen Augenblick vor sich hin, und ich befürchte, dass das vielleicht keine gute Idee von mir war, all diese Erinnerungen in ihm heraufzubeschwören. Aber er sieht eigentlich nicht besonders deprimiert aus, als er sich mir jetzt wieder zuwendet.
»Eigentlich bin ich ihr sogar ganz dankbar, dass es so gelaufen ist. Sonst würde ich jetzt sicher nicht hier sitzen. Mit so einer tollen Frau. Und in diesem wunderschönen Bademantel.«
»Ich schenke ihn dir, wenn du willst.«
»Nett von dir. Aber dir steht er sicher noch besser. Okay, jetzt bist du dran! Wie war das in deiner letzten Beziehung? «
»Ach, das ist schnell erzählt.« Ich beiße herzhaft in me in Croissant, sodass die Marmeladenfüllung herausspritzt. »Bei mir war es genauso.«
Wir verbringen den ganzen Sonntag zusammen und auch die folgenden Nächte. Nils fährt zwischendurch lediglich kurz nach Hause, um frische Unterwäsche und Hemden zu holen, die er für seinen Job in der Bank natürlich braucht. Mittlerweile liebe ich es sogar, ihm morgens nach unserem gemeinsamen Frühstück seine Krawatte zu binden. Was heute aber ausfällt, denn es ist Casual Friday.
»Bis heute Abend. Ich kann es kaum erwarten«, sagt er auch heute wieder und küsst mich zum Abschied.
»Heute Abend kann ich nicht. Mädchenabend.« Er sieht mich so betroffen an, dass ich lachen muss. »Morgen sehen wir uns doch schon wieder.«
»Aber ich könnte doch dazukommen. Ich würde deine Freundinnen wirklich gerne kennenlernen.« Ich zögere. Eigentlich ist es ja ganz rührend von ihm.
»Aber es ist ein Mädchenabend«, gebe ich zu bedenken. »Was so viel heißt wie: Es sind nur Frauen zugelassen.«
»Ich könnte wieder deinen rosa Bademantel anziehen.«
»Aber wir gucken ›Doctor’s Diary‹ oder ›Grey’s Anatomy‹.« Und ich möchte wirklich nicht, dass mein Freund sich anhören muss, wie ich mit Lydia und Kim um die Wette von McDreamy schwärme. Von Doktor Marc Meier mal ganz zu schweigen.
»Okay.« Er gibt auf. »Aber die bleiben doch bestimmt nicht über Nacht, oder? Ich könnte doch später noch vorbeikommen und dann wenigstens hier übernachten. Hm? Was sagst du?« Er drängelt sich an mich und gibt mir einen Kuss. »Oder hast du etwa schon die Nase voll von mir?«
»Natürlich nicht. Aber es könnte spät werden. Wenn wir uns
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