Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN

Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN

Titel: Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Arnu
Vom Netzwerk:
einfach eine DVD einlegen und dem Kleinstkind das nötige Weltwissen auf direktem Weg ins Hirn einspielen.
    Der schlaue Disney-Konzern hat die Multimedia-Reihe »Baby Einstein« auf den Markt gebracht. Schon sechs Monate alte Windelträger sollen durch DVDs, CDs und Bücher rechtzeitig auf Zahlen, klassische Musik und Fremdsprachen getrimmt werden.
    Neben schlau machender Musik (»Baby Beatles«, »Baby Beethoven«) gibt es auch DVDs wie »Baby van Gogh« oder »Baby Neptun«, die »den Blick in die Welt der Farben und der Natur öffnen«. Die Förder-Bänder sind ähnlich gemacht wie die Teletubbies-Sendungen, nur mit ehrgeizigem Anspruch. Statt »Oh-oh« und »Winke-winke« erklingen Musikstücke und Kinderverse auf Hebräisch, Spanisch, Italienisch, Deutsch, Französisch, Englisch oder Russisch.
    Und wir haben unseren Kindern noch so altmodisches Zeug wie »Bi-Ba-Butzemann« vorgesungen! Das fanden sie zwar schön, aber ich fürchte, um später mal zur Nobelpreisverleihung meines Sohnes eingeladen zu werden, hätte ich mehr bieten müssen. Wenigstens Elvis für Babys. Die CD mit den größten Hits des Kinder-Kings kombiniert Baby-Brabbeln mit Spieluhrklängen und süßlich gesummten Melodien, einschließlich »That’s Alright, Mama«.
    Findige Frühförderer gehen aber heute schon einen Schritt weiter – und bieten eine CD für die Zeit unmittelbar vor der Geburt an. Die Pränatal-Platte aus der Reihe »Babies Music« liefert den nötigen Gebär-Groove; das Stück »Brightness« mit aufstachelnden Flügelhorn-Fanfaren und einem regelmäßig gesummten »hmm, hmm, hmm« soll die Bindung zwischen Mutter und Kind stärken.
    Mir würden übrigens auf Anhieb jede Menge neue Trainingsprogramme einfallen: Baby Schinkel (Wie türme ich Bauklötzchen aufeinander?), Baby Napoleon (Wie mache ich ordentlich Bumm-bumm, bis ganze Welt putt ist?), Baby Benedikt (Wie mache ich weißen Rauch?), Baby Barnard (Wie pflanze ich meinem Teddy ein Puppenherz ein?) oder Baby Freud (Wie liebe ich meine Mami?).
    Hätte es all das nur vor ein paar Jahren schon gegeben! Als meine Kinder noch im Säuglingsalter waren. Vielleicht hätten sie schon im Kindergarten Chinesisch gekonnt, ein Perpetuum mobile erfunden, sich als Börsengurus durchgesetzt und die Filmrechte für ihren ersten Roman an ein Hollywoodstudio verkauft.
    Und ich müsste mein Geld nicht mehr mühsam mit Schreibarbeiten verdienen.

Legofreie Zone
    Angesichts wachsender Spielzeugberge wäre manchmal eine radikale Bauklotz-Diät angeraten
    M anchmal beschleicht mich das Gefühl, umzingelt zu sein. Ganze Armeen von Playmobilfiguren kreisen mich ein. Um mich herum wuseln Herden von Stofftieren. Mauern aus Lego schneiden mir den Fluchtweg ab. Fluchtfahrzeuge gäbe es zwar zu Hunderten und Tausenden, sie sind aber alle viel zu klein. Selbst wenn es mir gelänge, mit einem Plastikbagger eine Schneise durch dieses Chaos zu schlagen – der Weg würde vor einem unüberwindbaren Gebirge aus weiterem Spielmaterial enden.
    Offen gesagt: Bei uns gibt es zu viel Spielzeug. Auf jedes unserer zwei Kinder kommen, statistisch gesehen, 2,47 Millionen Einzelteile, die der Erbauung, Zerstreuung und Verschandelung der Wohnung dienen. Dazu 1,2 Millionen Gummibälle, Kauknochen, Sockenreste und Schuhe, mit denen unser Hund spielt, und 1,1 Millionen Mäuse-Attrappen, Kratzkissen und Lammfellfetzen, mit denen unsere Katze spielt.
    Spielen ist ja an sich eine schöne Sache. Aber Spielsachen können einen psychisch und physisch erdrücken, wenn sie in Massen auftreten. In der Spieltheorie, einem Teilgebiet der Mathematik, ist viel von Strategien, Kooperation und Lösungskonzepten die Rede. Die Ludologen, so heißen die Spielforscher, haben gut lachen, denn sie spielen das meiste nur theoretisch durch. Sie können stundenlang über »Verhandlungsgleichgewicht« und »Min-Max-Menge« philosophieren, ohne je ein verwüstetes Zimmer aufräumen zu müssen.
    Meine eigene Spieltheorie ist unkompliziert und radikal. Verhandlungsgleichgewicht kann man mathematisch ausdrücken, man kann es aber auch einfach so sagen: Wenn das Piratenschiff mitsamt den 517 Kleinteilen nicht sofort aus der Badewanne verschwindet und ins Regal geräumt wird, landet es im Müllsack. Das klingt fies, aber fies ist auch das Gefühl, wenn einem der Minisäbel des Oberpiraten so in den Po pikst, dass das mühsam erkämpfte Wellnessgefühl umgehend abstirbt.
    Min-Max-Menge würde ich so definieren: Im Kinderzimmer muss ein minimaler

Weitere Kostenlose Bücher