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Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN

Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN

Titel: Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Arnu
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    »Willst du Nutella?« – »Nein!« – »Marmelade?« – »Neiin!« – »Käse?« – »Neiiin!« »Okay, dann sag mir bitte, was du willst!« – »Neiiiiiiiiiiin!«
    Camus, Sartre und Nietzsche, die ewigen Miesmacher, sind oberflächlich im Vergleich zu manchem Kleinkind, das aus Prinzip alles verneint, verweigert und vereitelt: Aufstehen? Nein! Liegen bleiben? Nein! In den Kindergarten gehen? Nein! An der Hand gehen? Nein! Nicht an der Hand gehen? Nein!
    Viele Eltern versuchen dem zu begegnen, indem sie ebenso verbissen »Ja« sagen. Ja zum Leben, Ja zu jedem Mist, den das Kind anstellt, Ja zu jedem Nein. Ja, was bleibt uns denn anderes übrig? Ignorieren hilft nichts, genauso trotzig »Nein« antworten noch weniger. Für ein »Mach doch, was du willst!« ist es leider noch 15 Jahre zu früh.
    Versuchen wir also, auch dem schlimmsten Nihilismus-Anfall (Fäustchen ballen, auf den Boden trommeln) irgendwie positiv zu begegnen. Auch wenn es schwer fällt. Es gehören ziemlich gute Nerven dazu, Nietzsche zu widerstehen, wenn er behauptet, Gott sei tot, die Menschheit am Ende und auch ansonsten alles ziemlich bescheuert.

    Ein kleiner Geist, der stets verneint, macht den Alltag nämlich nicht unbedingt zum sinnerfüllten Dasein. Eine Freundin beispielsweise berichtete von dem Versuch, mit ihrer Zweijährigen Straßenbahn zu fahren: Erst wollte die Kleine nicht einsteigen, dann nicht mehr aussteigen. Beim anschließenden Versuch, eine Straße zu überqueren, wollte die Tochter aus voller Überzeugung nicht bei Grün laufen, sondern nur bei Rot.
    Anschließend gab es noch einen Streit über den Sinn der Freizeitbeschäftigung »Hundehaufenanschauen«, was zu einer fundamentalen Sinnkrise auf beiden Seiten führte. Das Kind fragt sich: Hat das Leben einen Sinn, wenn ich nicht hinschauen darf, wo ich will?
    Die Mutter zweifelt: Welchen Sinn hat mein Leben, wenn ich meine ganze Energie darauf verwende, mit Zweijährigen über Hundehaufen zu debattieren?
    Nietzsche spricht übrigens auch von der ewigen Wiederkehr des Gleichen. Geschichte sei nicht finalistisch. Auf Deutsch: Es gäbe keinen Fortschritt und kein Ziel.
    Das wollen wir nun aber ganz und gar nicht hoffen. Wir gehen doch davon aus, dass die Trotzphase irgendwann vorbei ist. Und dass, wenn etwas Gras über die Hundehaufendebatte gewachsen ist, Mutter und Tochter wieder darüber lachen können.
    Nein?
    Doch! Doch! Doch!

Leben ist Unordnung
    Neue Erkenntnisse aus der Chaosforschung belegen endlich: Auch unaufgeräumte Kinderzimmer sind schön. Man muss nur den richtigen Blickwinkel finden
    D as Weltall. Unendliche Weiten. Unglaubliche Mengen von Sternen. Unvorstellbare Entfernungen zwischen undefinierbaren Materiewolken. Alles in allem: eine unfassbare Unordnung. Irgendwo mittendrin in diesem Sauhaufen: komische kleine Gestalten, die denken, sie wüssten, wo es langgeht.
    In Wirklichkeit haben wir Menschen – wir Eltern – natürlich keine Ahnung, wo im Universum oben und unten ist. Trotzdem maßen wir uns an, unseren Kindern vorzuschreiben, dass Legosteine in die Legokiste, Turnsachen in den Turnbeutel und Zahnbürsten in den Zahnputzbecher gehören. Weil wir meinen, alles müsse seinen Platz haben.

    Die folgende Frage klingt naiv, aber Kinder stellen sie zu Recht: Was soll der ganze Ordnungsfimmel? Oder, wie es mein Sohn ausdrückt: »Warum muss ich immer aufräumen, das bringt doch nichts!«
    Ich sage es ihm nicht direkt, das wäre pädagogisch unklug, aber im Prinzip liegt er richtig. Gesamtkosmisch betrachtet, sind die Versuche des Menschen, das allgemeine Chaos zu bekämpfen, absolut lächerlich. Aber sie geben ihm ein Gefühl von Sicherheit.
    Wenn man festlegt, wohin der Joghurtbecher gehört und wohin die Buntwäsche, dann scheint auch der eigene Platz im unübersichtlichen Leben ein kleines bisschen präziser bestimmbar zu sein. Handtücher kommen zum Beispiel in den weißen Wäscheeimer, Jeans in den blauen. Hasenfähiges Biomaterial (Brot, Kartoffelschalen, Karotten- und Salatreste) in die rote Plastikschüssel, biotonnentaugliches Glibberzeug in die weiße. Die Zeitung liegt, im Idealfall in der Reihenfolge der Ressorts gefaltet, in der Küche auf der Fensterbank.
    Vom Stern Epsilon Aurigae aus betrachtet, mag das wurscht sein (sogar so was von wurscht!), aber die Erdlinge können sich über solche Details wunderbar streiten. »Warum soll ich mein Zimmer aufräumen, wenn’s morgen schon wieder unordentlich ist?«, fragt mein Sohn. Aus

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