Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN
schraube ich die Grasauffangbehälter ab und bringe ein Schneeschild an, um den Hof mit dem Traktor zu räumen. Ein Traum, dieser Traktor.
Kleine Kinder aus dem Dorf, besonders die Jungen, kommen uns gern besuchen. Sie sitzen dann eine Weile auf dem Traktor und sagen »Brumm-Brumm«. Ich müsste nur einen Euro pro Traktor-Sitzung verlangen und könnte aufhören zu arbeiten. Andererseits wäre das Ausbeutung kindlicher Instinkte. Denn Jungen werden von Traktoren, Muldenkippern, Schaufelradbaggern und ähnlichem Gerät magisch angezogen. Schuld ist wohl ein rätselhaftes Bagger-Gen. Das menschliche Genom ist ja nur zu 99 Prozent entschlüsselt. Im bislang unentschlüsselten Prozent muss eine Gen-Sequenz versteckt sein, die nur bei männlichen Wesen vorkommt und sich ungefähr so liest: B-R-R-M, R-R-R-M, M-B-R-R.
Die bislang völlig unerforschten Aminosäuren Baggerotin, Rumpelocyn, Rauditin und Motoritin, kurz B-R-R-M, sind wahrscheinlich dafür verantwortlich, dass sich Jungen von Geburt an für Maschinen, Motoren, Bagger und Dampfloks interessieren.
Mädchen sagen so süße Dinge wie »Mama« oder »Wauwau«, wenn sie sprechen lernen. Das erste Wort vieler Jungs ist »Ato«. Das Auto, dieses große, glänzende Ding mit den vielen bunten Lichtern und dem beruhigenden Brummen, scheint schon in den ersten Lebensjahren zum Bezugsobjekt zu werden, lange bevor schöne Hobbys wie Lichthupen und Dichtauffahren möglich sind.
Eltern, die keine Söhne haben, sind manchmal schockiert über die Phänomene, die Geräte-Gene bei männlichen Kleinkindern auslösen. Ein Vater, der seine Tochter eines Nachmittags in der Krippe abholte, sah drei Jungs an einem Zaun stehen, die so laut kreischten, als hätten sie Todesangst. Entsetzt rannte er hin, weil er dachte, eines der Kinder habe sich am Zaun aufgespießt und verblute gerade. Das gänzlich unverletzte Trio grinste den Mann an und erklärte: »Wir spielen nur Bohrmaschine!«
In den Augen meiner Frau und anderer vernünftiger Menschen bin ich ein Kindskopf. Bloß, weil ich mir einen Jugendtraum erfüllt habe mit dem eigenen Rasentraktor. In den Augen meines Sohnes bin ich ein Held, besonders, wenn ich ihn mitfahren lasse. Egal, ob es etwas zu mähen gibt oder nicht, eine Rundfahrt auf dem Rasentraktor ist eine Riesensache, besser als ein Sommerurlaub.
Falls eine Traktor-Ausfahrt nicht möglich ist (schlechtes Wetter, kein Benzin, Schlüssel verloren), behelfen wir uns mit Sekundärliteratur. Die Bibel aller Zweijährigen heißt: »Bagger, Autos und Traktoren«, die Lieblingsfernsehsendung »Bob, der Baumeister«.
Gut informierte Mini-Bauleiter müssen ihr Wissen natürlich in der Realität überprüfen, was Jungs regelmäßig an den Rand von Baugruben und Mütter an den der Verzweiflung treibt. So erzählte mir die Mutter eines Dreijährigen, sie sei monatelang täglich zu einer U-Bahn-Großbaustelle gefahren, um den Bagger-Enthusiasmus ihres Kindes zu befriedigen. Als die U-Bahn endlich fertig war, machte sich bei der Mutter Erleichterung breit, bei ihrem Sohn allerdings Verzweiflung. »Bagga weg« war wochenlang der einzige Satz, den der Kleine hervorbrachte. Jetzt gibt es Gott sei Dank eine lärmige Großbaustelle in der Nähe. Es ist laut, sehr laut, es ist staubig, aber der Familienfrieden ist wiederhergestellt.
Kuckuck! Daaa!
Das beliebte Eltern-Kind-Versteckspiel mag Eltern ermüden. Tatsächlich schreiben Experten ihm eine tiefe Bedeutung zu
E in neugeborener Elefant kann schon eine ganze Menge. Stehen, laufen, sogar trompeten. Viel mehr muss er in seinem weiteren Leben nicht mehr lernen.
Menschenbabys können weder laufen noch stehen, geschweige denn trompeten. Im Vergleich zu Elefanten sind sie hilflose Würstchen, mit Haut und ihren wenigen Haaren darauf angewiesen, dass da jemand ist, der sich rund um die Uhr liebevoll um sie kümmert.
Der größte Schreck, den man einem halbjährigen Menschenkind einjagen kann, ist folgender: einfach aus seinem Blickfeld verschwinden.
Nicht, dass ich meine Kinder jemals ernsthaft erschrecken wollte. Aber als Vater habe ich – theoretisch – einige Möglichkeiten, mein Kind zu schocken. Ich könnte mir zum Beispiel einen Pferdeschwanz binden. Oder lauthals »I will survive« singen. Oder Kasatschok tanzen.
Alles nicht nötig – es genügt, sich die Hand vors Gesicht zu halten. Dann glaubt das Baby nämlich garantiert, dass der Vater verschwunden ist.
Der Gag an dem allseits beliebten Ritual: Nach ein paar Sekunden
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