Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN
auch nicht. Wir leben nun mal in einer automobilen Gesellschaft, und in der ist und bleibt man ohne vierrädrigen Untersatz eine Null. Ein Anachronist. Ein Öko-Spinner. Ein Konsumverweigerer. Wer den Aufschwung will, wird ja wohl auch bereit sein, 800 Euro für ein Baby-Transportmittel auszugeben. Denn wer sein Kind liebt, der schiebt.
Familiäre Schlüsselfragen
Leben mit sieben Siegeln: Manche Familie fühlt sich gefangen im Schlüssel-Schlamassel
B ei uns hat jeder eine spezielle Begabung. Der eine kann bravourös den Hasenstall ausmisten, der andere kann super ausschlafen, der nächste prima putzen, ein anderer kann astrein Altglas wegbringen.
Aber keiner hat eine Schlüsselbegabung. Wir können alle nicht mit Schlüsseln umgehen. Ob Haustür-, Wohnungs- oder Inbusschlüssel – wir verlieren sie ständig alle.
Lediglich Schlüssel, die man nur lesen, aber nicht aufbewahren muss, wie zum Beispiel Notenschlüssel, haben eine Chance in unserer Familie. Oft kommt mir der Alltag vor wie ein Buch mit sieben Siegeln – und ich weiß nicht mal, wo ich die Schlüssel hingelegt habe, mit denen ich die Tür zur Erkenntnis aufbekomme.
Schlüssel haben es schwer bei uns. Sie werden immer links liegen gelassen. Oder war es rechts? Sie werden verschlampt, verbogen, verloren, vergessen.
Bei mir ging es schon in der Kindheit los. Ich hatte mir nie etwas gebrochen, aber dann bin ich einmal mit einem Klappfahrrad einen Berg hinuntergesaust, das Rad klappte auf – und was ging dabei kaputt? Mein Schlüsselbein. Seitdem habe ich ein gespaltenes Verhältnis zu Schlüsseln (auch zu Beinen, das ist aber eine andere Geschichte).
Meine Frau ist der Schlüsselschussel schlechthin. Sie ist der Typ Mensch, der den Schlüsselbund in der Haustür stecken lässt, mit dem Auto losfährt, auf der Autobahn überlegt, ob die Herdplatte noch an ist, in der Handtasche das Handy sucht, ahnt, dass es zu Hause auf dem Schreibtisch liegt, umdreht, in die Wohnung geht, wieder wegfährt, abends nach Hause kommt und den Schlüssel über Nacht an der Tür hängen lässt.
Unsere Kinder sind genetisch also vorbelastet, ihnen fehlt ein entscheidender Abschnitt eines wichtigen Schlüsselgens. Als unsere Tochter ein Jahr alt war, spielte sie mal mit dem Autoschlüssel, während wir bei ihrer Uroma zu Besuch waren. Als wir heimfahren wollten, war der Schlüssel weg – verschwunden in einer Omawohnung voller Krimskrams.
War der Schlüssel unter einer Häkeldecke? In der geblümten Porzellankanne? Unter dem Sofapolster? Unsere Tochter fand es lustig, dass wir ihr so aufgeregt Schlüsselfragen stellten, aber antworten konnte sie nur mit »Dada« und »Nana«.
Was machte meine Frau? Gab dem Kleinkind einen anderen Schlüssel! Und forderte es auf, diesen auch zu verstecken. Die Kleine wackelte kichernd los und warf den Schlüssel in eine Vase – in der auch der Autoschlüssel lag.
Unser Sohn liebt es, mit dem Autoschlüssel seines Opas zu spielen. Immer wieder lässt er den Klick-Schlüssel rhythmisch auf- und zuklappen, bis er keine Lust mehr hat. Danach verschwindet der Schlüssel unter irgendwelchen Sachen, oft tage- und wochenlang, und der Opa muss den Ersatzschlüssel benutzen. Neulich war auch der weg, und der Opa zog den Superjoker, seinen Spezialgeheimsonderersatzschlüssel. Nachdem auch dieser von dem Jungen verschlampt war, stellte der Opa ein Ultimatum: Entweder Zimmer aufräumen und Schlüssel finden (anstrengend) oder einen neuen bezahlen (teuer). Siehe da, die Schlüssel fanden sich unter dem Sofa. Vielleicht ist das Missverhältnis zu Schlüsseln ja auch unser Schlüssel zum Glück. Vielleicht fühlen sich nur die wirklich frei, die keinen Schlüssel haben, weil sie ihn nicht mehr finden. Wir könnten nie Schlüsselkinder haben, denn unsere Kinder würden mittags vor verschlossenen Türen stehen.
Unsere Tür steht immer allen offen. Das muss so sein, denn wenn wir sie absperren würden, käme keiner mehr rein oder raus, weil wir den Schlüssel nicht mehr finden.
Wir bauen uns einen Einstein
Seit Neuestem gibt es Lernbücher und -DVDs schon für Babys. Was könnte bloß aus den Kindern werden!
W er möchte, dass aus seinem Kind später ein Quantenphysiker, ein Bestsellerautor oder auch nur ein Papst wird, der kann nicht früh genug mit Fördermaßnahmen anfangen. Die übliche Laufbahn – Grundschule, Elitegymnasium, Doppelstudium, Professur, Nobelpreis – dauert ja viel zu lange.
Der Weg zum Weltruhm lässt sich abkürzen:
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