Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN
könnte dank moderner Technologie bald entschlüsselt werden: Forscher der Universität Nagasaki tüfteln an einem Gerät, das die unverständlichen Äußerungen der Säuglinge in Worte fassen soll. Der Babyversteh-Apparat funktioniert über ein hoch kompliziertes Gesichtserkennungssystem, mit dem die japanischen Wissenschaftler den Abstand zwischen Augenbrauen und Nasenspitze des Babys beobachten. Außerdem messen sie seine Körpertemperatur. Auch die Frequenz der Schreie erlaubt Rückschlüsse auf mögliche Bedürfnisse.
Das Kleinkindzimmer wird mehr und mehr zum Hightech-Labor. Um das Babybett herum sieht es oft aus wie im Media Markt: überall digitale Displays, Sender und Netzteile. Unabdingbar gerade für Neugeborene: das Bauernhof-Tier-Mobile mit Fernsteuerung. Auch der CD-Player mit Mikrofonfunktion, mit dem das Kind laut Hersteller »seine eigene Stimme verstärken kann«, dürfte in jedem Haushalt mit kleinen Schreihälsen für Begeisterung sorgen.
Sogar einen Baby-Bewegungsmelder gibt es: Er piept, sobald sich das Kind dreht. Noch ausgefeiltere Überwachungssysteme verfügen über schwenkbare, fernsteuerbare Farbkameras, kabellose Übertragungsmöglichkeiten und Langzeitaufzeichnung.
Wie sich die Zeiten ändern: In unserem Auto, einem R4, gab es keine Kindersitze, keine Gurte und kein Radio. Unser »Rearseat-Entertainment-Center« hieß Mama. Sie konnte zwar keine DVDs abspielen, dafür aber schön singen und Geschichten erzählen. Heutzutage sind technische Spielereien schon kurz nach der Geburt gefragt. Ob ein ferngesteuertes Mobile sein muss, sei dahingestellt (oder besser dahingehängt), aber manch ein Produkt könnte zur echten Hilfe im Alltag werden. Der praktische Wischtuch-Wärmer z. B. sorgt dafür, dass Feuchttücher nicht kalt sind – was für die Babys angenehmer ist und für die Eltern im Endeffekt auch, weil kalte Tücher einen spontanen Pieselangriff auslösen können.
Selbst die Neutralisierung von Windelgestank rückt in greifbare Nähe. Das Krefelder Textilforschungsinstitut hat nasenfreundliche Stoffe entwickelt, die Gerüche aller Art aufnehmen oder abgeben können. Ob duftender Teddybär oder Geruch schluckende Socken – das Bauprinzip der nasenfreundlichen Textilien ist immer dasselbe: Mikroskopisch kleine Behälter aus ringförmigen Zuckermolekülen – sogenannten Cyclodextrinen – werden an die Textilfasern geheftet. Eine der dramatischsten Erfahrungen meiner Kindheit wäre vermeidbar gewesen, wenn die Wissenschaft damals schon so weit gewesen wäre. Mein geliebter Teddybär wurde mal gemeinsam mit mir krank und bekam vom Magen-Darm-Virus einiges ab. Er musste in die Waschmaschine – und kam als Fremder zurück: grau, mit plattem Fell und dem Geruch nasser Wollsocken. Ist das die schöne neue Babywelt? Oder führt die teure Technik eher zur Entfremdung von Mutter und Natur?
Man kann es auch so sehen: Das Gepiepe und Geblinke rund um den Säugling ist Medienerziehung im Frühstadium. So werden die Kinder rechtzeitig darauf vorbereitet, dass sie später garantiert mit dem Gameboy im Bett sitzen.
Geld spielt keine Rolle!
Hauptsache, man hat es – und ist damit genauso erfolglos wie Donald Duck
E s gibt zwei Typen von Menschen: Die einen lieben es, wie ein Seehund in einem Haufen von Geld zu baden, wie ein Maulwurf darin herumzuwühlen. Die anderen geben alles Geld, was sie haben, sofort für unsinniges Zeugs aus. Die einen sind die Dagoberts dieser Welt, die anderen die Donalds.
Für eine Familie ist es günstig, wenn Dagoberts und Donalds gemischt sind, dann können die einen von den anderen ein bisschen was lernen, und die Dagoberts können den Donalds ein bisschen was leihen. Schlecht ist es, wenn in einer Familie alle eher Donald-Typen sind. So ist das bei uns. Allen Familienmitgliedern ist Geld relativ egal, Hauptsache, man hat es. Zum Problem wird das erst, wenn das Geld weg ist.
Zum Beispiel neulich im Urlaub in Italien: Morgens war mein Geldbeutel prall gefüllt mit frisch gezapften Euro-Scheinen. Dann sind wir ein paar Stunden durch die Stadt gelaufen, haben hier ein Eis geholt, da eine Pizza bestellt und zwischendurch auch mal einen Kaffee getrunken. Ruck, zuck war die Kohle weg. Erstaunt drehte ich das Portemonnaie um, schüttelte es, wrang es aus wie einen feuchten Lappen, würgte und bedrohte es, um noch etwas Geld aus ihm herauszupressen. Aber es kam nichts mehr. Alle-alle. Finito. Feierabend.
Mein Sohn bemerkte meinen erschütterten Gesichtsausdruck
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