Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN
empfinden. Und wer will schon, dass an seinen Körperteilen einfach so herumgeschnibbelt wird?
Zudem ist Wachstum für Kinder ja tendenziell etwas Begrüßenswertes. Würde man die Beine oder die Arme mit einer Schere absägen, nur weil sie schon wieder gewachsen sind? Dazu kommt noch, dass Kinder gelernt haben, Scheren seien ganz, ganz gefährliche Dinger, mit denen man sich schlimm verletzen kann, was die Sache nicht leichter macht.
Pädagogik-Ratgeber schlagen für haarige Fälle vor: den Friseur nach Hause kommen lassen, ein Bilderbuch während des Haareschneidens anschauen, das Kind vorher eine Puppe frisieren lassen. Hat alles nichts genützt. Meine Haltung ist mittlerweile die: lässig bleiben, sich zum Hippietum bekennen und wie im Film »Hair« das Haupthaar im Wind flattern lassen. Und dazu Helge Schneiders Hit »Schüttel dein Haar, Baby!« singen.
Wo die wilden Kerle wohnen
Toben ist toll für die kindliche Entwicklung. Aber nicht für Papas Nerven und die Wohnung. Gibt es einen Ausweg?
E s pfeift in meinen Ohren. Der Boden unter meinen Füßen scheint zu zittern. Oder sind es meine Knie? Alles dreht sich um mich herum. Blitze zucken. Koboldartige Gestalten huschen vorbei. Werde ich langsam vollkommen wahnsinnig?
Noch nicht. Aber ich lebe mit Kindern zusammen. Das heftige Pfeifen in meinen Ohren: kein Hörsturz, sondern mein Sohn, der es lustig findet, mich mit seiner Trillerpfeife zu terrorisieren. Der zitternde Boden: meine Tochter, die im Flur Weitsprung übt. Die zuckenden Blitze: Flummis, Luftballons, Legosteine und andere Gegenstände, mit denen sich die beiden bewerfen.
Was sich um mich herum dreht, ist das bunte Treiben an einem ganz gewöhnlichen verregneten Samstagnachmittag. Erwachsene tendieren an solchen Tagen zu eher bewegungsarmen Aktivitäten wie Lesen, Lümmeln und Liebkosen. Sie würden dazu nicht nur tendieren, sondern sie auch praktizieren, wenn dagegen nicht die Lebensumstände sprächen. Auf einem Piratenschiff, das früher mal ein Sofa war und gerade von feindlichen Kanonenkugeln angegriffen wird, kann man eben schlecht entspannen. Immer öfter sitze ich völlig verwirrt in diesem Boot und frage mich, ob ich nervlich überhaupt in der Lage bin, im tosenden Meer den Kapitän zu spielen.
Schaffe ich es, all die Raubtiere, Ritter, Monster und Räuber zu bändigen? Habe ich in den Räumen, die abwechselnd als Dschungel, Burg, Monsterreich, Wald, Turnhalle oder Klettergarten dienen, noch die Orientierung? Bleibt mir als eher ruhigem, friedliebendem Typ vielleicht ein Nischendasein in diesem Chaos? Oder bin ich mit Mitte dreißig schon zu alt, zu unflexibel und zu langsam für das Treiben von Turbo-Tobern? Psychologen und Ärzte haben in schalldichten, klimatisierten Räumen lange nachgedacht, und sinngemäß kam Folgendes dabei heraus: »Toben ist toll.«
Es stimmt ja, dass Bewegungsmangel eine Zivilisationskrankheit ist. Faulenzen hat ernsthafte Folgen für die körperliche, geistige, emotionale und soziale Entwicklung. Kinder, die nur vor der Glotze oder dem Computer hocken, drohen nicht nur zu verfetten, sondern auch zu verblöden. Das merke ich zunehmend an mir selbst. Ich nehme zu und kapiere immer weniger. Weil ich berufsbedingt dauernd auf einen Bildschirm starre, anstatt pädagogisch wertvolle Dinge zu tun wie Hüpfen oder Herumbrüllen. Wahrscheinlich bin ich deshalb auch so verspannt und ...
Kleinen Moment, bitte! Mein Sohn hat mir gerade einen Baseballschläger über den Kopf gezogen. Zum Glück nur einen zum Aufblasen. Aber trotzdem: mich so zu erschrecken. Na warte!
So, entschuldigen Sie bitte die kurze Unterbrechung. Ich musste den Frechdachs durch die Wohnung jagen, ihn kräftig durchkitzeln und mich anschließend, während wir einen Friedenskeks knabberten, bei ihm bedanken. »Warum danke?«, fragte er total verwirrt. Weil er mir erstens den Schluss für diesen Text geliefert hat. Und weil er zweitens ganz praktisch demonstriert hat, was das Toben bringt: Entspannung, Aufmunterung, Frustabbau. Dem Tobe-Terror kann man ganz leicht entkommen, indem man kurz mitspielt. Toben hält jung und schön. Die Wohnung weniger als die Seele.
Hightech im Kinderzimmer
Babys, bei denen es piept, sind nicht verrückt – sondern hochmodern ausgerüstet
B rabra. Bubublah. Örröh! Wenn das Baby brabbelt, blicken Eltern oft fragend ins Bettchen. Hat es Hunger, eine volle Windel oder Sehnsucht nach Mamas Arm? Ein Rätsel. Doch die wohl geheimnisvollste Sprache der Menschheit
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