Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN
ein bisschen später noch mal an? Im Moment geht es gerade nicht so gut.« »Ja, gern«, sage ich. – Telefonieren ist schließlich ein Kinderspiel.
Der Weg ist zu viel
Denn Kinder wollen vor allem eins: ankommen. Das kollidiert mit dem Wunsch ihrer Eltern, entspannt in die Ferien zu starten
M enschen verfrachten, wann immer es geht, ihre gesamte Familie von A nach B. Selbst Eis und Schnee halten viele nicht davon ab, sich stundenlang in Autos zu setzen. Am Zielort steigen sie in Gondeln und Sessellifte, die sie auf Berge transportieren, von denen sie anschließend auf Skiern herunterrasen. Danach fahren die Menschen wieder stundenlang nach Hause. Das nennen sie Freizeitvergnügen.
Bei all dem Hin und Her kommt irgendwann die berechtigte Frage auf: »Wann sind wir endlich da?« Diese Frage ist so fundamental, dass sich sogar die Universität Dortmund damit beschäftigte. In einer Vorlesung der Fakultät für Raumplanung zum Thema »Wann sind wir endlich da?« hieß es: »Früher lebten die Menschen in einem engen familiären Verbund. Freunde und Verwandte wohnten gleich nebenan, der Laden zum Einkaufen lag um die Ecke. Veränderte Ansprüche an Lebens- und Freizeitqualität haben zu immer längeren Wegen geführt.« Okay, aber wie sage ich das einem quengelnden Kleinkind auf dem Rücksitz? Erfahrene Eltern wählen lieber unverbindliche Formulierungen wie »gleich«, »bald« oder »noch ganz lange«. Diese nicht ganz exakten Begriffe haben den Vorteil, dass sie großzügig ausgelegt werden können. Das ist aber auch gleichzeitig ihr Nachteil. Denn während für einen Erwachsenen 45 Minuten unter die Kategorie »bald« fallen, ist »bald« für einen Vierjährigen in zweieinhalb Minuten. Das führt zu Konflikten mit erheblicher Geräuschentwicklung: »Wann sind wir endlich da-haaaa?« »Ich sag’s euch dann schon!« »Sind wir jetzt da?« »Nein!« »Und jetzt?« »Ahhhhhrg!«
Während einer typischen Familienferienfahrt über die Brenner-Autobahn in Richtung Süden war es mal besonders hart. Schneesturm, glatte Fahrbahn, rutschende Laster, Stau, meckernde Kinder auf der Rückbank, eine verzweifelte Frau auf dem Beifahrersitz. Nach Stunden im Stau versprach ich, bei der ersten Möglichkeit in Italien anzuhalten und Pizza essen zu gehen. Um glücklich zu werden, muss man sich ja erreichbare Ziele setzen.
Allerdings hatten sich ca. 3800 andere Menschen dasselbe vorgenommen. Also runter von der Autobahn, rein in den nächsten Stau, der bis zur Pizzeria ging. Stau herrschte auch im Gastraum und in der Küche. Unser Sohn grummelte nur noch »Margherita und Cola«, als ich das Schild »Mittags keine Pizza!« las.
Glücklicherweise hatte ich meinen Sohn schon nach einer Stunde davon überzeugt, dass ein Schnitzel sicher auch ganz lecker sei. Der Kellner beantwortete die Bestellung recht knapp mit dem Satz: »La cucina è chiusa!« (Küche geschlossen!) Ich übersetzte frei mit »Das Schnitzel kommt gleich!« und musste anschließend etwa 150-mal definieren, was genau »gleich« bedeutet. Keine Ahnung, wo der Kellner dann doch noch den frittierten Fleischlappen aufgetrieben hat, aber alle waren sehr, sehr froh darüber.
Wann wir dann endlich am Ziel waren? Ein schlechtes Thema. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich auf einem Autobahnparkplatz fast noch mein nötiges Nickerchen gehalten hätte, wenn nicht von hinten die vorsichtige Frage gekommen wäre: »Papa, sind wir jetzt da?«
In solchen Situationen schießen mir Fragen in den Sinn, die ganz direkt die menschliche Existenz betreffen: Wohin wollen wir überhaupt? Und warum? Was ist wirklich unser Ziel? Wann sind wir endlich da? Und warum, verflucht noch mal, ist eigentlich noch kein Autohersteller auf die Idee gekommen, einen Kombi zu konstruieren, bei dem der Fahrer durch schallsicheres Glas vom Rest der Familie abgetrennt ist? Es gibt Knautschzonen, Seitenaufprallschutz und beheizbare Außenspiegel – aber keine gut abgeriegelte Quengelzone. Der Mensch, der so was erfindet, hätte den Friedensnobelpreis verdient.
Kinder alleine bohren!
Aufklärung kann ganz schön mühsam sein. Die lieben Kleinen hören nämlich nur, was sie hören wollen
D er dreijährige V. (Name der Redaktion bekannt) kennt sich schon super aus mit den Frauen. »Die Mama hat eine Scheibe«, erzählt er im Kindergarten herum und kichert dabei. Dort weiß keiner so recht, was daran lustig sein soll, wenn eine Mama eine Scheibe hat. Die meisten Leute haben Scheiben, es sei denn,
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