Papa Bloedmann - Ein Vater packt aus - Die beliebtesten Glossen aus ELTERN
in den Zahn vor.
Nach getaner Arbeit gönnen sich die beiden Freunde gern mal einen Butterkuchen oder ein Stück Schokolade. Kurz, sie sind fleißig und haben danach auch mal ihren Spaß.
Bis eines Tages ein Zahnarzt die Mundhöhle luxussaniert und die rothaarigen Hippies aus ihrem Häuschen wirft.
Eine Zahnbürste schrubbt die armen Helden aus ihren Löchern, sie werden schreiend durch den gurgelnden Abfluss bis ins Meer gespült. An dieser Stelle ist der Film aus. Damals, zu meiner Schulzeit, saß ich verdutzt vor der Leinwand, der Projektor ratterte, das Ende der Filmspule flappte gegen die Rolle, und ich fragte mich, wer der Böse in dieser Geschichte ist. Der Zahnarzt? Karius? Baktus? Der faule Junge, der sich nicht die Zähne putzt?
Die gleiche Frage stellte meine Tochter, als sie aus der Schule kam und »Karius und Baktus« angeschaut hatte, und die gleiche Frage stellte ein paar Jahre später auch mein Sohn.
»Die haben mir irgendwie leidgetan«, meinte er. Und die Schlussfolgerung des Schulzahnarztes, dass man sich ordentlich die Zähne putzen müsse, um Karius und Baktus zu vertreiben, leuchtete ihm überhaupt nicht ein.
Was ich verstehe. Ich finde Karius und Baktus auch sympathischer als den Zahnarzt. Die Hauptdarsteller erscheinen einem als kleine, ehrliche Ganoven, immer auf der Flucht vor den fiesen Kampfmaschinen der Zahnhygiene. Als Kind ist man sowieso auf der Seite der Kleineren, Schwächeren, und dann kichern Karius und Baktus auch noch so nett.
Der Zahnarzt verkörpert dagegen nicht die Rettung, sondern das Grauen.
Soll man diesen Film also unkommentiert stehen lassen? Mit einem so widersinnigen Drehbuch hätte kein Kinofilm je eine Chance auf Erfolg. Wenn die beiden Zahn-Kobolde als bösartige Monster aufträten (»Brutalus und Brachialus«) oder als nervige Deppen (»Beklopptus und Beknacktus«), gäbe es wenigstens einen Anlass, sie loswerden zu wollen. So bleibt beim Publikum nur Mitleid und Verwirrung zurück.
Ich prangere das hiermit ausdrücklich an. Und fordere die deutsche Filmindustrie auf, endlich »Karius und Baktus 2« zu drehen. Das musste jetzt einfach mal gesagt werden.
Einmal schneiden. Bitte!
Manche Kinder fürchten sich vor dem Friseur. Das ist in Ordnung – so lange man noch erkennt, wo bei den Kleinen vorne und hinten ist
N eulich in unserer Wohnung wuselte mir frühmorgens ein wuscheliges Wesen vor die Füße, das in erster Linie klein und haarig war. Ich war müde, hatte meine Brille nicht auf und erkannte nicht sofort, um was es sich handelt. Bruno, unseren Hund? Einen Mähnenwolf? Ein Wieselmaki (langhaarige Feuchtnasenaffenart)? Das Wesen umarmte mich und sagte: »Guten Morgen, Papa!« Es war mein Sohn.
Seine Haare wachsen schneller als der Rest seines Körpers. Ich habe mich informiert, dass so etwas normal ist – Haare werden pro Jahr 15 Zentimeter länger, was man vom restlichen Menschen nicht unbedingt erwarten sollte. Wenn Jakob nicht bald zum Friseur geht, wird er aussehen wie Alf, das Zausel-Monster aus dem All. Schon bald werden wir nicht mehr wissen, wo vorne und wo hinten ist bei dem Kind. Aber der Junge weigert sich entschieden, zum Friseur zu gehen.
Schon das Bürsten von Babyhaar mit schmuseweichen Kuschelbürsten kann zu einem Kleinkrieg ausarten. Eltern, die auch nur versuchen, platt gelegene, verfilzte Haare zu entwirren, sehen sich früh massiver Gegenwehr ausgesetzt. Mit Druck geht da nichts, und manchmal ist es besser, einfach aufzugeben und den Kamm noch mal zu zücken, wenn das Kind schläft. Ganz neue Frisuren sind so über Nacht entstanden, denn nicht mehr kämmbare Frisurregionen und allzu lange Fingernägel haben wir früher grundsätzlich heimlich in Nacht- und Nebelaktionen entfernt.
Waren es diese frühkindlichen, traumatischen Erfahrungen, die zu der Figaro-Phobie unseres Sohnes geführt haben? Hat er im Unterbewusstsein gespeichert, dass jemand heimlich an seinen Haaren rumgefummelt hat? Die panische Angst vor dem Haare- und Fingernägelschneiden entstehe meistens unbewusst, erläutern die italienischen Psychologen Evi Crotti und Alberto Magni in ihrem Werk »Die verborgenen Ängste der Kinder«. Bei der Angst vorm Hair-Stylisten handele es sich um eine »atavistische Angst; da Haare männliche Kraft symbolisieren, entsteht sie bei kleinen Kindern völlig unbewusst«.
Das scheint arg an den Haaren herbeigezogen, aber fest steht, dass kleine Kinder ihre Haare und Fingernägel oft als eigene, höchst lebendige Körperteile
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