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Papa

Papa

Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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verschüttet hatte, meinte Maik, sie riechen zu können.
    Inzwischen glaubte sogar Robert, etwas zu wittern.
    Er zeigte der Dame in der Tür das Foto. »Wir sind auf der Suche nach einer vermissten Person. Können Sie mir sagen, ob Sie diese Frau schon einmal gesehen haben? Sie hat uns schon einmal bei einem Verbrechen geholfen. Ich hoffe, sie kann es ein weiteres Mal tun.«
    Die Frau schaute kurz auf das Bild und dann wieder zu Robert. »Ja, ja. Nein, nein. Nie gesehen.«
    »Sind Sie sicher?«
    Noch einmal schaute sie das Foto an, und Robert entging nicht, dass sich ihr Atmen beschleunigte. »Ja. Ja, ja. Nie gesehen.«
    Robert steckte das Foto zurück in die Brieftasche. »Das ist merkwürdig, denn dieser Frau gehört das Haus, in dem Sie wohnen. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich einmal umschaue?«
    Eine Weile starrte die Asiatin ihn mit aufgerissenen Augen an. Dann schüttelte sie energisch den Kopf. »Nein. Ist viel zu spät.«
    »Ich bin auch ganz schnell. Sie sind mich ruckzuck los. Versprochen.«
    »Nein. Viel zu spät. Kommen Sie morgen wieder.«
    Robert seufzte und strich sich mit beiden Händen über den fast kahlen Kopf, so als würde er sich genötigt fühlen, einen Kompromiss einzugehen. »Wir können es so machen«, sagte er in freundlichem Ton. »Ich besorge mir einen richterlichen Durchsuchungsbefehl …« nicht, dass es einen anderen geben würde, aber es machte immer Eindruck, einen Richter zu erwähnen. »… und komme gleich mit einer Hundertschaft Polizisten, die Ihre schön aufgeräumte Wohnung in ein unschönes Chaos verwandeln werden. Die anschließende Nacht werden Sie wahrscheinlich im Präsidium damit verbringen, alle möglichen Fragen zu beantworten. Es liegt an Ihnen. Mir ist beides recht.« Das war eine Lüge, aber schließlich suchte er nur
Hin
weise, keine
Be
weise. Also ging das in Ordnung. Auf eine unseriöse und unpolizeiliche Art und Weise. Es gab ja auch keine Ermittlung. Zumindest noch nicht.
    Jetzt war sich Robert sicher, dass der armen Frau das Blut in die Beine sackte. Sie sah aus, als würde sie jederzeit zusammenklappen.
    Ohne einen Ton schloss sie die Tür, hantierte an der Sicherheitskette und ließ Robert hinein. Sie tat es nicht gerne, so viel konnte er an ihrer Körpersprache sehen. Sie war angespannt, biss die Zähne zusammen, was ihr grobes Gesicht noch unförmiger erscheinen ließ, verschränkte die Arme und blieb an der Tür stehen, während Robert das Haus erkundete.
    Etwas fiel ihm sofort ins Auge. Es war hier sauber. Außerordentlich sauber sogar. Nirgends lag etwas herum. An der Garderobe im Flur hing eine einzelne Jacke, darunter stand ein Paar Schuhe.
    Im Hintergrund hörte er die Frau aufgeregt telefonieren. In der Hand hielt sie ein rechteckiges Foto und wedelte damit herum, doch Robert konnte nicht erkennen, was darauf war. Als sie bemerkte, dass er sie beobachtete, steckte sie das Foto ein.
    Dabei wurde ihm klar, dass er sie gar nicht nach ihrem Namen gefragt hatte. Er zog einen Notizblock aus der Jacke und ging nach rechts in die Küche, die aussah, als wäre hier noch nie etwas gekocht worden.
    Thomas Ried sprach damals von Menschenhandel, und Robert hatte insgeheim gehofft, hier einen Hinweis darauf zu finden. Ein paar Chinesen, eingepfercht in einem kleinen Raum mit Schlafnische, wären schon ausreichend gewesen, aber dies hier war etwas anderes, und es bereitete ihm eine Gänsehaut.
    Dieses Haus war wie geleckt. Hier lebte niemand. Aber warum wurde es dann bewacht? Das machte keinen Sinn.
    Er öffnete den Backofen und schnüffelte. Nichts. Kein Geruch. Er nahm eine gusseiserne Pfanne, die an einem Haken über dem Ofen hing, und wog sie in der Hand. Sie war schwer. Kein Billigscheiß aus dem Supermarkt, sondern eine Pfanne für echte Köche. Nur, dass hiermit noch nie jemand etwas gebraten hatte.
    Wieder knurrte Roberts Magen. Langsam ließ sich das Abendessen nicht mehr aufschieben.
    Er ging weiter ins Wohnzimmer, als die Dame des Hauses hinter ihm auftauchte, ihn watschelnd umrundete und sich vor ihm aufbaute. »Sie gehen jetzt. Sie haben keine Berechtigung.«
    »Sagen Sie, wohnen Sie tatsächlich hier, oder schauen Sie nur nach dem Rechten?«
    »Ich wohne hier. Ja!«, sagte sie und schob ihn rückwärts aus dem Zimmer. »Hier ist frisch renoviert.«
    Robert hatte genug gesehen. Viel mehr würde er nicht erfahren, und da ihm langsam flau im Magen wurde, ließ er sich zur Tür bringen. »Vielen Dank, Frau …«, setzte er an.
    Sie nuschelte

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