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Papa

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Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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deutete auf den Mann, dessen Blick immer wieder an ihnen vorbei in Rieds Zimmer fiel, »ist Sebastian Graf. Er unterstützt uns bei diversen Therapien. Nicht jeder, der hier herumläuft, Herr Bendlin, ist ein Patient.« Sie wandte sich an den Mann. »Diese Männer sind von der Polizei. Robert Bendlin und Maik Wegener. Sie sind hier, um mich zu beraten. Alles ist in Ordnung, ich komme allein zurecht. Hab einen schönen Abend.«
    Er guckte in die Runde, anscheinend unsicher, ob er wirklich gehen sollte. »Maik Wegener? Sie haben Herrn Ried gefasst, nicht wahr?«
    Maik runzelte die Stirn. »Wir waren damals eine Sonderkommission mit vielen Leuten.«
    »Ah«, Sebastian Graf nickte vor sich hin und wischte sich die Haare aus dem Gesicht. »Natürlich. Muss aufregend gewesen sein.« Er starrte Maik noch eine Weile an, Roberts Hand ruhte auf dem Verschluss der Pistole. Schließlich aber wendete sich Graf ab und nickte Claudia Kramme zu. »Gut, wir sehen uns nächste Woche. Wenn noch etwas ist, ruf mich an.« Er drehte sich um und ging.
    Roberts Hand fiel erleichtert von der Waffe, und sein Interesse sprang zurück zu Rieds Bett.
    Im Grunde war es nur eine winzige Fluktuation in diesem ansonsten ordentlichen Zimmer, die seine Aufmerksamkeit erregte.
    »Ich hätte darauf gewettet, der Kerl würde hier wohnen«, sagte Maik. »Ich habe jetzt noch eine Gänsehaut.«
    »Hm?«, Robert war mit den Gedanken woanders. Er zog ein Paar Gummihandschuhe aus der Hosentasche und stülpte sie über. Zwar glaubte er nicht, dass die Kollegen von der Spurensicherung Interesse an diesem Fall entwickeln würden, dennoch wollte er nicht das Risiko eingehen und seine Fingerabdrücke verteilen.
    Alles in diesem Zimmer war ordentlich, fast schon steril. Wahrscheinlich hätte man eher
hier
eine Herztransplantation durchführen können als in einem Krankenhaus.
    Durch das durchgängige Weiß wäre ihm das kleine Detail fast nicht aufgefallen.
    »Dieser Seb… ach, ist auch egal. Was tust du?«, brummte Maik hinter ihm.
    Robert antwortete nicht. Er trat an das Bett, das eigentlich ordentlich gemacht war. Nur eine Kleinigkeit passte nicht ins Bild und ließ Roberts Alarmglocken, die er sich im Laufe seiner »Karriere« bei der Kriminalpolizei zugelegt hatte, aufgeregt läuten.
    Das Kissen war am Rand ein wenig eingedrückt, so als hätte es jemand nach dem Aufschütteln bewegt.
    Mit spitzen Fingern hob er es ein Stück an und pfiff durch die Zähne. »Na sieh mal einer an, was wir da haben.« Er griff drunter und drehte sich um. »Ich würde sagen, damit ist dies hier ein offizieller Tatort. Die Jungs von der Spurensicherung werden sich freuen.«
    Maik hob die Augenbrauen, und Claudia Kramme wich einen Schritt zurück.
    In Roberts Hand befand sich ein Polaroidfoto.
    Innerhalb des für Polaroidabzüge typischen weißen Rahmens war ein Bild zu sehen, das für Frau Dr. Kramme offenbar zu viel war. Sie presste eine Hand auf den Mund, drehte sich um und tippelte in ihren Stöckelschuhen den Gang entlang in Richtung Toiletten.
    Maik trat näher heran. »Also nach einer einfachen Flucht sieht mir das nicht aus.«
    Robert drehte das glänzende Bild ein wenig, um besser sehen zu können. Die Aufnahme war unscharf und etwas unterbelichtet. Dennoch war das Motiv gut zu erkennen: eine nackte Frau, der man die Haut von Armen und Beinen abgezogen hatte. Unter ihrem Rücken ragten bunte Hautfetzen hervor, ausgebreitet wie Schmetterlingsflügel. Auch der Rumpf war bemalt. Feine Muster wechselten sich ab mit groben Farbklecksen.
    Robert drehte das Polaroid ein Stück. »Hm«, murmelte er.
    Maik zog sich ebenfalls Handschuhe an und nahm ihm das Bild aus der Hand. »So hat Ried damals sein erstes Opfer hergerichtet.«
    »Aber er durfte doch sicher keine Bilder davon mit hierherbringen?«
    »Soweit ich weiß, gab es nie Bilder. Die Mordserie, die mit so einem Schmetterling begann, ist inzwischen auch schon gut und gerne zehn Jahre her. Vor zwei Jahren wollte er zwar eine neue beginnen, aber zum Glück konnten wir das verhindern. Was also macht dieses Foto unter seinem Kopfkissen? Gehört das zu einer beschissen kranken Therapie?«
    »Wir werden es erfahren, wenn die gute Anstaltsleiterin ausgekotzt hat.« Robert konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    Maik grunzte. »Für mich sieht es so aus, als hätte Ried bei seinem Hundertmetersprint einen gewaltigen Krampf bekommen. Und um uns zu zeigen, was für ein schlaues Bürschchen er ist, hat er uns das Foto

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