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Papa

Papa

Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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Zellinger seufzte. »Wie du meinst. Ich erledige alles, aber beeilt euch. Und ich will noch heute Abend euren Bericht.«
    Jetzt seufzte Robert. Hätte er damals gewusst, dass Polizeiarbeit eigentlich nur aus Berichteschreiben bestand, wäre er Feuerwehrmann geworden.
    Er zog die Handschuhe aus und warf sie beim Hinausgehen in einen Papierkorb. Dabei fragte er sich, ob Ried mit der abgezogenen Haut des Opfers das Gleiche getan hatte.
    Sie gingen zur Eingangsschleuse, wo sie der Pförtner mit grimmigem Gesicht erwartete. Sie passierten die Türen, die Mister Grimm per Knopfdruck öffnete, und traten hinaus in den Regen.
    Im gleichen Moment war der Gedanke an die fehlende Haut schon wieder verschwunden, denn es gab einen neuen Fall, dem er seine ganze Aufmerksamkeit widmen würde.
Eine Überraschung
, hatte Zellinger gesagt. Das ließ auf nichts Gutes hoffen.
    Sie stiegen in den Wagen und fuhren Richtung Gasometer.

[home]
    Kapitel 7
    O hne Blaulicht fuhr Robert den Dienstwagen durch die Stadt. Im Radio lief »Lose My Mind« von
The WANTED
.
    But you’re hurting me from inside of my head. I can’t take it, I can’t take it.
I’m gonna lose my mind.
    Ja, das kannte er, aber eher in einem anderen Zusammenhang. Jeden Morgen, wenn er ins Präsidium fuhr, flatterte eine Schar Vögel durch seinen Bauch. Und wenn er sich einem Tatort näherte, wie jetzt, wurde dieses Gefühl übermächtig. Fast als wollten die Vögel durch seine Bauchdecke hindurchbrechen. Er schob den Gedanken beiseite, doch es wurde nicht besser.
    Maik saß neben ihm und rieb sich den Oberarm.
    »Schmerzen?«, fragte Robert mit kurzem Blick zur Seite.
    »Hm«, antwortete Maik mürrisch. »Noch nicht. Ist ein Nikotinpflaster. Ich habe nur das beschissene Gefühl, dass da nicht genug durch die Haut geht.«
    »Du hast mit dem Rauchen aufgehört?«
    »Was soll ich machen? Die Dinger werden teurer, ich werde älter, und die Frauen werden immer gesünder. So kommen wir nicht auf einen Nenner.«
    Robert grinste. »Gibt es nicht bessere Methoden, um an eine Frau zu kommen, als sich den Arm wund zu reiben?«
    »Mehr Nikotin in die Pflaster. Das wäre schon mal ein Anfang.« Maik schaute ihn auffordernd an. »Wenn du noch langsamer fährst, sind wir gleich wieder an der Klinik.«
    »Komiker!« Robert bog in eine Seitenstraße ein.
    Der Gasometer ragte hinter der Stadthalle hervor wie ein Baugerüst, unter dem das Gebäude zusammengestürzt war. Der Gastank, dessen Kuppel sich beim Befüllen entlang der Führungsstreben hob, war offenbar leer.
    Zellingers Stimme hallte noch in Roberts Ohren:
Ich will euch nicht die Überraschung verderben.
    Maik krempelte den Ärmel hoch und klebte sich ein zweites Pflaster auf den Arm.
    Robert verkniff sich einen Kommentar und musterte den wolkenverhangenen Himmel. »Hast du dich eigentlich mal mit deiner Exfrau ausgesprochen?«
    Maik rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her. »Warum fragst du das?«
    »Als es hieß, wir sollten mal in der Psychiatrie bei Thomas Ried vorbeischauen, bist du ganz still geworden.«
    Maik schaute ihn fragend an.
    »Na ja, stiller als sonst. Es liegt was in der Luft. Die einen reden, die anderen schweigen. Ich meine, jedem das Seine, aber ich glaube, dass du noch was für sie übrig hast.«
    »Natürlich. Sie ist die Mutter meiner Tochter.«
    »Und du hättest nichts dagegen, wenn sie dir das Nikotinpflaster vom Arm knabbern würde.«
    »Halt die Klappe.«
    Das tat er.
    Die Sonne nahm noch mal alle Kraft zusammen, arbeitete gegen die Wolkendecke an und durchbrach sie gerade, als Robert mit dem Auto nach rechts in den Hellweg abbog. Er kniff die Augen zusammen, um nicht geblendet zu werden.
    Ein Himmel voll blutiger Bettlaken. Robert seufzte. Düstere Vorahnungen gehörten zu den weniger angenehmen Teilen der Polizeiarbeit. Wenn Zellinger von einer Überraschung sprach, konnte es unappetitlich werden.
    Das erinnerte Robert daran, dass seine letzte Mahlzeit bereits eine Weile her war.
    Links von ihnen schob sich das Gelände der Stadtwerke ins Sichtfeld. Umgeben von einer mannshohen Mauer, vor der sich Auto an Auto reihte.
    An der Schranke, die das Betreten des Firmengeländes verhinderte, hielt Robert an.
    Ein Polizist kämpfte sich durch eine Traube Reporter. Das Blitzlichtgewitter blendete.
    Robert spürte den Impuls, auszusteigen und für Ordnung zu sorgen. Das laute Stimmengewirr machte ihn nervös. Das hier war kein Tatort, sondern eine Irrenanstalt. Erst als sich Maiks Hand auf seine Schulter

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