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Paperboy

Paperboy

Titel: Paperboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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aus. Ich starrte wieder in die Dusche.
    »Sinn der Sache ist eigentlich, dass man das Wasser laufen lässt, wenn man drunter steht«, sagte ich. Und er stand auf, nackt und würdevoll, gab mir das Glas und stieg in die Dusche.
    WIR FUHREN ZU EINEM mir unbekannten Lokal, das er vom Wagen aus gesehen hatte. Es war eines dieser Restaurants mit Tischtüchern und Weinkarten, aber ich fragte mich nicht, wie teuer es sein würde. Ward bestellte eine Flasche Wein für dreißig Dollar und einen Salat. Er hatte an diesem Tag bereits eine halbe Flasche Wodka getrunken, trotzdem war ihm nichts anzumerken.
    Er saß aufrecht und sprach sehr genau, mit sanfter Stimme. »Bist du auf Diät?« fragte ich.
    Er sah mich verständnislos an.
    »Isst du nur den Salat?«
    Er dachte einen Augenblick nach, erinnerte sich dann und nickte. Das wollte er haben, einen Salat.
    »Du hast abgenommen«, sagte ich.
    Er sah an sich herab, verlor dann den Gedanken oder sagte sich, dass es nicht weiter wichtig war. »Hast du von World War gehört?« fragte er.
    Ich erzählte ihm, dass er mich das bereits gefragt hatte.
    »Wegen der Hochzeit, meine ich«, sagte er.
    »Kein Wort. Nur die Einladung.«
    Der Kellner brachte die bestellte Flasche Wein, zog den Korken und legte ihn auf den Tisch. Dann goss er mir ein wenig ins Glas. Ward sah mir zu, wie ich den Wein kostete, als käme es auf meine Meinung an. Dann hielt er dem Kellner das Glas hin, damit er auch ihm einschenkte.
    »Glaubst du, er meint es ernst?« fragte ich.
    »World War?« fragte er. »Natürlich.« Und er hatte recht. Es lag im Wesen meines Vaters, die Dinge ernst zu nehmen. Das ist das Wesen seines Berufs. Irgendwas bewegt sich und zieht das Auge auf sich, und mehr braucht es nicht. Einen Tag später ist es Teil der großen, chaotischen Geschichte dieses Ortes und dieser Zeit.
    Umsichtige Menschen maßen sich nicht an, Geschichte von einem auf den anderen Tag zu schreiben. Sie wissen um den Schaden, den Fehler verursachen können. Mein Vater glaubte, dass Fehler sich stets in der nächsten Ausgabe korrigieren ließen.
    Ward trank sein Glas aus. Er kippte den Wein herunter, als wäre er Wasser, als hätte er überhaupt keinen Geschmack. »Meinst du, ich sollte hingehen?« fragte er schließlich.
    »Warum nicht?«
    Bis zu diesem Augenblick war mir der Gedanke noch nicht gekommen, dass wir nicht zusammen in Thorn sein würden, um einem Fehler dieser Größenordnung beizuwohnen.
    Er starrte in sein Weinglas und sagte: »Wahrscheinlich ist ihm peinlich, was passiert ist.« Er dachte einen Augenblick nach. »Sie möchte uns sicher nicht dabeihaben, und ich würde ihm nur ungern den Tag verderben.«
    »Wir sind seine Familie«, sagte ich und goss mir noch einmal ein. Das zweite Glas schmeckte besser als das erste, vielleicht unterscheiden sich darin die Dreißigdollarweine von den Weinen, die man im Lebensmittelladen kauft. »Wir waren vor Ellen Guthrie da, und wir werden noch da sein, wenn sie wieder fort ist.«
    Er nickte, womit er zwar bestätigte, dass ich gesprochen hatte, sich aber nicht unbedingt mit dem Gesagten einverstanden erklärte. Eine hübsche junge Frau ging durch den Raum, vorbei an unserem Tisch, und ihr Rock streifte meine Schulter. Es gab so vieles, was ich wollte, und dies war das Einzige, das einen Namen besaß. »Du solltest etwas essen«, sagte ich.
    Er spießte mit seiner Gabel ein Salatblatt auf und steckte es sich in den Mund. Es schmeckte ihm nicht so gut wie der Wein. »Du bist abgemagert«, sagte ich, beugte mich über den Tisch und redete ihm direkt ins Gesicht. »Außerdem siehst du aus, als hättest du ganz schön was mitgemacht.«
    Er verstand mich nicht.
    »Der blaue Fleck auf deinem Bein, die Flecken auf Brust und Armen ...«
    Er dachte nach und sagte dann leise: »Ich weiß nicht, wie das passiert ist.«
    »Du bist wahrscheinlich hingefallen«, sagte ich.
    »Wahrscheinlich.«
    Ward starrte in sein Weinglas. »Gehst du heute Abend schwimmen?« fragte er.
    Ich blickte aus dem Fenster auf die Straße und sah auf dem Bürgersteig einen Damenhut vorüberwehen. Es war kühl und wolkenverhangen, und der Wind hatte seit heute Morgen an Stärke zugenommen. Weit draußen sammelte sich ein Sturm über dem Atlantik.
    »Es ist zu windig«, sagte ich. »Es muss windstill sein, sonst kämpft man nur dagegen an.«
    »Du bist doch im Wasser. Wie kannst du den Wind fühlen, wenn du im Wasser bist?«
    »Du fühlst ihn«, sagte ich, »und wenn es windstill ist, dann braucht man

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