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Paperboy

Paperboy

Titel: Paperboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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irgendwie trotz Hurrikan »Sylvia« geschafft hatte, trocken zum Altar zu kommen. Sie war eine Frau von großer Willenskraft.
    Nach der Feier rannten wir zu den Limousinen, die mein Vater zu diesem Anlass gemietet hatte, und fuhren zum Country-Klub, wo der Empfang stattfand. Ward und ich teilten uns einen Wagen mit dem Mann, der Ellen Guthrie zum Altar geführt hatte und dessen Laune ebenso heiter war wie das Wetter.
    Er stellte sich als ihr Vater vor und starrte seltsam verloren aus dem Fenster auf Thorn. Der Wind rüttelte an dem Wagen, Regen lief durch die Fensterritzen. »Ich hoffe, sie weiß, was sie tut«, sagte er, »aber es fällt wohl jedem Vater schwer, sein Mädchen gehen zu lassen.«
    »Dann stellen Sie sich erst mal vor, wie wir uns fühlen«, sagte ich, aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt für einen kleinen Scherz.
    IM KLUB stand ein Champagnerkübel, in dem Blüten schwammen, und ich fand in der Nähe einen Platz, wo ich den gesamten Empfang über mich ergehen lassen, den Champagner trinken und vielleicht auch noch die Blüten essen wollte. Ward wurde an einer anderen Stelle des Saals von den Zeitungsfreunden meines Vaters belagert, die ihm mit ernsten Mienen von ihren eigenen Mühen als junge Journalisten erzählten.
    Mein Vater war frisch rasiert und roch nach Eau de Cologne. Sein Augenmerk wanderte von seiner Braut zu seinen Freunden, zur Kapelle, zum Wetter, als könne es nirgendwo länger als ein, zwei Sekunden verweilen. Er trank ebenso viel Champagner wie ich, doch bekam er seine Gläser von den Kellnern gebracht, die mit silbernen Tabletts durch den Saal eilten. Er umarmte eine Menge Leute, und er küsste Ellen Guthrie, den Mund noch voller Kuchen.
    Und der Sturm zog seine Bahn.
    »Dies ist der glücklichste Tag in meinem Leben«, sagte er, einer von vielen Trinksprüchen.
    Und noch ein Trinkspruch:
    »Auf meine Frau, meine Freunde, meine lieben, alten Freunde, meine Söhne ...« Er sah sich nach seinen Söhnen um, entdeckte Ward und umarmte ihn. Dann drehte er sich wieder um und fragte: »Wo ist Jack?« Doch ehe ich zu ihm vordringen konnte, stand er seiner Braut gegenüber und umarmte sie stattdessen.
    Ihr Lächeln wirkte mittlerweile etwas bemüht, aber der Sturm hatte noch nicht nachgelassen, und die Zubereitung des Essens in der Küche verzögerte sich. Ich nahm einem Kellner ein Tablett mit Vorspeisen ab und aß es vollständig leer.
    Der Anwalt Weldon Pine ging lächelnd an mir vorbei. Ich erkannte ihn erst nicht, da er offenbar krank gewesen war und höchstens noch halb so groß wie damals schien, als wir ihn in seinem Büro aufgesucht hatten. Ich erwiderte sein Lächeln, und Krümel fielen mir aus dem Mund. Er ging jetzt am Stock und nickte mir zu, doch ließ sich unmöglich sagen, ob er mich wiedererkannt hatte oder nicht.
    Hungrig und betrunken, ein Champagnerglas in jeder Hand, spazierte ich in die Küche, um etwas Essbares aufzutreiben. Als ich rückwärts durch die Schwingtür ging, traf mich die Hitze wie ein Schlag – hier herrschten mindestens zweiunddreißig Grad, wohingegen es im Saal eher kühl war. Ich blieb eine Weile stehen, um einem halben Dutzend Leuten zuzusehen, die ihren verschiedenen Aufgaben nachgingen und das Essen vorbereiteten.
    Ein Wildschwein lag auf einem Ofenblech und wurde von zwei Köchinnen mit Fett beträufelt.
    Die Köchinnen waren schwarz, trugen weiße Kittel und weiße Kochmützen. Diese Verkleidung war der Grund, weshalb es einen Moment dauerte, ehe ich Anita Chester erkannte. Sie blickte von dem Schwein auf und sah mich in der Küche stehen, mit einem Drink in jeder Hand. Ihr Blick blieb einen Moment auf mir ruhen, dann wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu.
    Ich setzte eines jener Lächeln auf, wie sie mir nur gelingen, wenn ich betrunken bin, und ging an den anderen Küchengehilfen vorbei auf sie zu. Sie sah wieder rasch zu mir auf, und einen Augenblick später konnte ich sie riechen, vertraut und sauber, wie Hemden, die man aus der Reinigung abholt. Ich stand neben ihr, während sie sich an dem Wildschwein zu schaffen machte, den Bratensaft mit einer Kelle auffing und ihn über das Fleisch goss, und als die Flüssigkeit über den Kopf des Tiers lief, spiegelten sich die Deckenleuchten darin und glitzerten, als wäre das Tier gerade zum Leben erwacht.
    »Sie vergessen Ihre Party«, sagte sie.
    »Ich habe Ihnen ein Glas Champagner gebracht«, sagte ich und gab ihr eines der Gläser.
    »Danke«, sagte sie, stellte es auf den Tisch neben

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