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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Häupter und Staatenlenker zu ihren engsten Freunden – ja, einige schreiben sogar wöchentlich Artikel in angesehenen Tageszeitungen. Charlie Chaplin war zu seiner Zeit berühmter als Lloyd George oder der Zar; Bill Cosby ist einer der reichsten Männer Amerikas; Leslie Crowther nennt die vielleicht zweitschönste Sammlung emaillierter Schnupftabaksdosendeckel in Südenglands Grafschaften sein eigen. Das sind harte Fakten.
    Ich frage also noch einmal, warum das Gejammer und Gezeter? Der Mythos ist ja nicht völlig unbegründet. Ich muß zugeben, daß dieser »Herzeleid und Tränen hinter dem Lachen«-Quatsch auf viele Komiker meines Bekanntenkreises zutrifft. Auf idiotische, syllogistische Weise hatte ich früher ziemliche Angst, daß mein allgemeiner Frohsinn und Optimismus der sichere Beweis seien, daß ich es als Komiker nie zu etwas bringen würde. Eine Zeitlang habe ich Alkoholismus als Chance gesehen; vielleicht würde mir das Elend der Kater, Säufernase und kotzebesprenkelten Hosen den authentischen, trübseligen Ausdruck von Überdruß und Weltschmerz verleihen, die den echten Witzereißer auszeichnen, und mich so mühelos wie einen Stabhochspringer über jenen Abgrund hinwegsetzen lassen, der die mittelmäßig Unterhaltsamen von den unbezahlbar und wahnsinnig Komischen trennt. Aber es klappte einfach nicht: Ich bin bloß alle naselang gestolpert und mußte immerzu kichern.
    Die allgemeine Niedergeschlagenheit von Komikernerklärt sich vielleicht aus der Frustration, die entsteht, wenn sie interessierten Mitmenschen erklären müssen, daß das britische Fernsehen kein Lachen vom Band einspielt. Viele Leute – was man so »lautstarke Minderheit« nennt – regen sich über den »Hintergrundapplaus« in Komödien auf. Lachen vom Band, muß man dazusagen, ist eine bestimmte, ziemlich dubiose Technik, mit der in nominell komischen Sendungen Archivaufzeichnungen von Publikumslachen eingeblendet werden. Am deplaciertesten ist das in amerikanischen Zeichentrickfilmen, wo selbst dem beschränktesten Intellekt völlig klar ist, daß Scooby Doo und Fred Feuerstein nicht vor einem Live-Publikum auftreten.
    Hierzulande wurden und werden Komikshows von
ITMA
bis hin zu
Yes, Prime Minister
vor Studiogästen aufgezeichnet. Die meisten Komiker werden Ihnen sagen, daß Unwägbarkeiten wie Selbstsicherheit und Timing erst mit Live-Zuschauern so richtig zur Geltung kommen: Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, daß es leichter ist, auf dem Parkplatz eines vorstädtischen Einkaufszentrums romantisch zu werden, als in einem leeren Fernsehstudio auch nur eine Spur witzig zu sein.
    Im Fall eines unumstrittenen Meisterwerks wie
Fawlty Towers
ist das Lachen dem Zuschauer zu Hause egal – wahrscheinlich ist er viel zu sehr mit seinem eigenen Lachen beschäftigt, um es überhaupt zu bemerken. Ich hatte mal eine Auseinandersetzung mit jemandem, der Stein und Bein schwor, in
Fawlty Towers
gebe es überhaupt kein Lachen; der Streit konnte nur beigelegt werden, indem wir in einer Videothek die Kassette kauften. Und selbst dann glaubte dieser Mensch mir noch kein Wort und behauptete steif und fest, das Lachen sei erst für die Videoversion hinzugefügt worden.
    Im Normalfall einer Feld-Wald-und-Wiesen-Sitcom oderSketchshow kann einem der Lärm eines kriecherischen Publikums natürlich tierisch auf die Nerven gehen. Ich kann Ihnen jedoch versichern, daß auch dieses Lachen nicht vom Band stammt, sondern so frisch und frei ist, wie die Witze abgestanden und verstaubt sind.
    Eine Schwierigkeit erwächst vielleicht daraus, daß jene Individuen, die so gern Studiogäste werden, unbedingt einen Eindruck hinterlassen wollen, und das kann man ihnen kaum verdenken. Sie haben daher die Gewohnheit entwickelt, im unpassendsten Moment vor Lachen loszukreischen, damit sie, wenn die Sendung dann Wochen später ausgestrahlt wird, ihre Gatten oder Freunde anstubsen und sagen können: »Hörst du den irren Schrei da? Das war ich!«
    Trotzdem bevorzuge ich Studiolachen. Allerdings hätten Komiker es leichter, wenn ihre seriösen Gegenspieler sich revanchieren würden. Deswegen trete ich bei Nachrichtensendungen so vehement für Weinen vom Band ein.

Die schnurrende Maus
     
    Die Arbeit mit weißen Mäusen muß ungeheure Erfüllung bieten. Kürzlich haben Wissenschaftler bewiesen, daß weiße Mäuse genauso genußsüchtig sind wie Menschen. In das Gehirn einer Maus läßt sich eine kleine Elektrode implantieren, die die Maus selber aktivieren kann,

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