Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)
eingegangenen Beiträge sind Nonsense: Nonsense, zu dem sich offen und frei bekannt wird: Aus dieser Kategorie stammt mein Favorit von einem H. D. Radieschenheck, bei dem sich nicht schlüssig sagen läßt, ob man auf dem Friedhof, bei IKEA oder im Wald steht: »Eherne Sarglager Regal grasen Rehe«.
Die Welt von Essen, Trinken und Liebe stachelte zu Höchstleistungen an: »Nie reib Tim mit Bier ein«, sagt man sich hier, statt dessen feiert man mit »Rum am Amur« eine »Eigrogorgie«; der eine lobt seine bessere Hälfte: »Nie fragt sie: ›Ist gefegt?‹ Sie ist gar fein«, der andere beteuert seine Treue: »Ein Eheleben stets, Nebelehe nie«, aber gleichgeschlechtliche Zuneigung wird harsch untersagt: »Anni, meide die Minna!«
Ein hintergründiges und albernes Palindrom, das mir gefiel, lautete »Retten S’ Ili Etetiewz, Red? Re: Bat U. G. … gut, aber der zweite Teil is’ netter«.
Kleinere Offerten enthielten »nette Pipetten« einer Laborantin und den Merkspruch einer um Intimpflege besorgten Ärztin: »Einlage egal? Nie!«
Tagespolitisch am besten fand ich eine Einsendung von T. Evans aus Cheltenham: »Nie, Amalia, lad ’nen Dalai Lama ein«, was – im Gegensatz zu »Renate bittet Tibetaner« – das Gebaren westlicher Politiker spiegelt, sich lieber mit den chinesischen Herren des himmlischen Friedens gut zu stellen. Rodney Barnett aus Budleigh Salterton brachte den alten Lieblingsalptraum weißer Männer auf den Punkt, ihre Frauen könnten lasziv den Afrikaner anstöhnen: »Red, Neger! Red erregender!« Und das epische Flehen zu Mnemosynes Tochter modernisierte B. V. Blomper (Colchester) aus gegebenem Anlaß: »Muse, her da! Dreh es um!«
Aber die Trophäe geht an Mr V. Miles aus Bracknell, sowohl für seine zahlreichen Einsendungen (darunter auch den hausfraulichen Ratschlag »Leg in eine so helle Hose nie ’n Igel«) als auch seines schieren Namedroppings wegen für das Gewinnerpalindrom: »It’s Ade, Cilla, Sue, Dame Vita, Edna, Nino, Emo! Come on in and eat; I’ve made us all iced asti.« Das Einbauen einer Wendung wie »Kommt rein, es gibt Essen« neigte die Waagschale dann endgültig zugunsten Mr Miles’, aber Ihnen allen, den Erwähnten wie den verbrecherisch Ignorierten, vielen, vielen Dank.
Und ich werde nicht sonderlich traurig sein, wenn ich Worte wie Marktkram, Liebebeil und Sarggras nie wieder sehe.
Taxi!
Während der Dreharbeiten zu einer Folge von
Jeeves and Wooster
im vorigen Jahr blätterte ich
en passant
in den alten Zeitschriften, die die Requisitenabteilung am Drehort verteilt, um den authentischen Zeitgeschmack herzustellen.Den Cartoon in einer Ausgabe des ›Punch‹ von 1934 fand ich unerklärlich komisch. Er zeigte einen Mann, der in ein Taxi springt und dem Fahrer zuruft: »Zur Königlichen Handarbeitsschule, und fahren Sie wie der Teufel!«
Letzte Woche fiel mir dieser Cartoon wieder ein, als ich die Londoner Marylebone Road entlangfuhr, eine Melodie von Cole Porter vor mich hin summte und mich angesichts des gigantischen Verkehrsstaus, in den ich für alle Zeit eingekeilt zu sein schien, in stoischer Gelassenheit übte. Meine versponnenen Träumereien fanden ein rüdes Ende, und die Töne der schwierigen Mittelpassage von »In the Still of the Night« erstarben mir auf den Lippen, als eine Hintertür aufging und ein Mann sich mit barschem »Pimlico, und trödeln Sie nicht« hineinsetzte.
Ein ziemlich peinlicher Augenblick, wie Sie sich denken können. Soweit ich weiß, wird eine gesellschaftliche Situation wie diese von Debretts
Handbuch der Etikette
nicht abgedeckt. Natürlich war es einzig und allein meine Schuld. Sehen Sie, in London fahre ich ein schwarzes Taxi. Das habe ich mir schon immer gewünscht. Nicht gerade eine originelle Idee, ich weiß; Nubar Gulbenkian, der Finanzmagnat, war vor mir auf den Gedanken gekommen. »Es kann auf einem Sixpence-Stück wenden, was immer das sein mag«, sagte er stolz von seinem Cab. Ich freue mich, sagen zu können, daß der Wendekreis des Taxis sich seit den Tagen des großen Armeniers nicht nennenswert verschlechtert hat. Im Prospektjargon der Autosalons gesprochen, hat es jedoch zahllose Verbesserungen gegeben: Servolenkung, Automatikgetriebe und Zentralverriegelung gehören heute zur Grundausstattung. Viele Versionen haben sogar elektrische Fenster.
Die meisten Leute brauchen die Zentralverriegelung nur, wenn sie aus dem Wagen steigen; man dreht nur einmal den Schlüssel um oder drückt nur einen Knopf, und das
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