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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Also,
hinter was bist du her?«
    »Tu nicht so, Laura. Du bist doch nicht auf den Kopf gefallen,
kannst du dir doch zusammenreimen, wenn du’s nicht längst weißt. Ich glaube
sogar, du weißt davon länger als ich.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »So ein Gefühl. Kann sein, dass Bender dich von Anfang an auf mich
angesetzt hat oder dass du da selber initiativ geworden bist, als dir klar war,
dass ich irgendwie in der Slupetzkysache mit drin hänge. Ich könnte mir gut
vorstellen«, da musste ich wieder husten, Marlowe wäre so was nie passiert, »dass
du Bender oder Fred schon in der ersten Nacht im Kasino gefragt hast, wer ich
bin.«
    Ich machte eine kleine Pause, wollte ihr Zeit geben, etwas zu
erwidern, aber sie hatte sich im Griff, blieb ruhig. Nur ihre Augen funkelten
böse.
    »Als es dir Fred – sicher war es Fred, Bender sagt nie was –
erzählt hat, dass ich wegen der Slupetzkysache dort bin, hast du den
Yuppieschnupfer liegengelassen und darauf gewartet, dass ich gehen würde. Zum
Glück hab ich mich ja auch brav neben dich gesetzt, aber du hättest mich sowieso
irgendwie angesprochen. Und zum Mitfahren genötigt.«
    »Der Armanianzug hat mich an dem Abend übrigens sitzengelassen.
Nicht umgekehrt.«
    »Wegen einem der Mädchen von Bender? Oder war er bi und hat sich
so einen Glanzkörperjoggingtürken aufgerissen?«
    »Red nicht so blöd. Auch mich lassen Kerle sitzen.«
    »Glaubst du selber nicht. Du bist eine Fünf auf der Fingerskala.«
    »Wie meinen?«
    »Nie ›Last Boy Scout‹ gesehen?«
    »Nein.«
    »Dann vergiss es, nicht so wichtig. Darf ich noch mal von vorne?«
    Laura nickte und setzte sich mit übereinandergeschlagenen Beinen
auf meinen kleinen Couchtisch. Ihre Strumpfhosen glänzten an den wohlgeformten
Waden und der Rock war gerade die zwei Zentimeter über die Mitte des
Oberschenkels gerutscht, die am schönsten sind.
    »Ich bin ein kleines Licht. Viel zu klein für dich. Es gibt
schönere, reichere und klügere Männer als mich. Wie Sand am Meer. Und du bist
eine von den Frauen, die sich nicht mit einem dieser Attribute bescheiden
müssen. Du kannst aus denen auswählen, die alle drei besitzen.«
    Laura wollte aufmucken, aber ich ließ sie gar nicht zu Wort
kommen. »Mein Wissen um die Frauen ist gering, aber ich bin noch nie bei einer
so schnell und einfach gelandet wie bei dir. Erst recht nicht bei einer, bei
der sie derart Schlange stehen wie bei dir.«
    Wieder wollte sie zu Wort kommen, aber ich sprach einfach
ungerührt weiter. »Und sogar wenn da etwas Reales zwischen uns wäre, du würdest
das in dem Augenblick vergessen, in dem du hast, wonach du suchst. Jetzt darfst
du.« Gnädig erteilte ich ihr das Wort.
    »Ich bin keine von den Frauen, die so denkt.
Eigentlich müsste ich wütend sein, war ich auch einen Moment. Jetzt bin ich
aber nur mehr traurig. Wenn ich draußen bin, werden wir uns nie mehr
wiedersehen. Schade, dass du es so vermasselt hast.«
    Mit diesen Worten stand sie auf und ging. Ich blieb sitzen und
hörte, wie draußen im Gang die Tür zufiel. Entweder hatte ich mich geirrt oder
sie war viel gefährlicher, als ich geglaubt hatte. Was aber nicht heißt, dass
ich gegrübelt hätte. Ich war mir sicher. Ich hatte mich geirrt.
     

VIi
    Ich
hörte danach noch etwas Bach und trank meinen Tee, aber richtige Freude wollte
keine mehr aufkommen. Vom Leben und den Rückschlägen, die es bringt,
misstrauisch gemacht, hatte ich mir selbst alles verbaut. Dass die Zeit tickte
und ich noch nicht sicher wusste, wo der Papyrus war, verblasste völlig gegen
die Erinnerung an Laura. Sollten mich doch die Russen holen, mehr hatte ich
ohnedies nicht verdient. Abwechselnd döste ich und schwamm im Selbstmitleid, da
klopfte es erneut an der Tür.
    Rein routinemäßig ließ ich den Aschenbecher und den Bockshornklee
unter der Couch verschwinden und quälte mich zur Tür, um sie zu öffnen. Draußen
standen Fuchs und Katze.   »Sie sehen ja
furchtbar aus.«
    »Als wären Sie direkt dem Grab entstiegen.«
    »Ich fühl mich nicht wohl«, stimmte ich ihnen zu.
    Die beiden waren bester Laune und konnten es gar nicht abwarten,
bis sie in der Wohnung waren, um mir die freudige Nachricht zu überbringen.
»Wir werden Sie jetzt abführen und auf den Kort mitnehmen.«
    »Wir haben endlich was gegen Sie in der Hand.«
    »Hieb- und stichfest.«
    »Kommen Sie erst mal rein, zwischen Tür und Angel hol ich mir noch
den Tod.« Diesmal passte mein

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