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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Hustenanfall wunderbar. Es rasselte und knackste
in meinem Thorax, dass es die helle Freude war. Den beiden schlug offenbar doch
ein menschlich Herz in ihrer Brust und sie ließen sich erweichen, einzutreten.
    Ich setzte mich. »Nehmen Sie Platz, wo Sie wollen. Und dann rücken
Sie raus mit der Sprache.«
    Es stand nur eine Sitzgelegenheit zur Verfügung. Die nahm der
Fuchs. Die Katze rauchte im Stehen. Unter den dreckigen Schuhen der beiden
Polizisten befand sich mein einziges teures Stück. Ein Erbteil in Form eines
antiken Persers. Reine Lammhalswolle mit Seide. Doppelte persische
Teppichknoten. Naturfarben. Geometrische Muster, wie sie nur die Frauen der
Nomadenstämme südlich von Masshad fertigen. Er war blau und beige im Hauptton.
Das Beige wirkte bei richtigem Licht golden und das Blau schwarz. Dazwischen
war etwas Schwarz und Rot.
    »Bitte aschen Sie doch auf den Tisch oder von mir aus auch in
meinen Mund, aber schonen Sie meinen Teppich. Den Dreck krieg ich raus, aber
die Brandlöcher bleiben ewig.«
    Betreten schaute die Katze an ihren Füßen hinunter. An die
Vorstellung, dass ein Teppich ein wertvoller Gegenstand sein könnte und nicht
bloß eine Art Schutzschicht für einen Laminatboden, würde sie sich vermutlich
nie gewöhnen können. Aber die Katze respektierte meinen Wunsch und aschte auf
den Tisch.
    »Also, wir wissen jetzt, wie Sie in der Sache drinhängen.«
    »Ihr Alibi ist falsch.«
    »Sie haben in der Mordnacht jemanden gefahren.«
    »Ich dachte, der Mord am Serben wäre Samstagvormittag passiert?«,
erkundigte ich mich.
    »Nicht Mihailovic, sondern Slupetzky, Ihr Obernachbar.«
    »Ah so. Ich soll ihn gefahren haben in der Mordnacht?«
    »Nicht ihn, aber einen Tatverdächtigen. Vielleicht sogar den
Täter, damit haben Sie sich der Beihilfe mitschuldig gemacht. Zumindestens aber
der Behinderung der Ermittlungen. Das ist strafbar.«
    »Würden Sie jetzt bitte aufstehen und mitkommen?«
    »Sagen Sie mir erst, wen ich denn gefahren haben soll.«
    »Einen Herrn Dr. Meyerhöffer. Anwalt in Wien 1 und wohnhaft in
Grinzing.«
    »Wer soll das sein?«
    »Drücken Sie nicht herum damit. Sie haben ihn gefahren. Wir haben
einen anonymen Anruf erhalten.«
    So also war das. Ich atmete innerlich auf. Ich hatte Laura doch
richtig eingeschätzt. Sie hatte mich verpfiffen. »Den hab ich nicht gefahren.
Das bin ich bereit zu beschwören. Auf die Bibel, den Slip von Kate Winslet
oder jede sonstige Heiligkeit, die Sie mir unter die Nase halten.«
    »Lügen Sie nicht. Das bringt jetzt nichts mehr. Wenn Sie uns aber
ein bisschen mit den Hintergründen helfen, gehen Sie praktisch frei aus.«
    »Ich habe niemanden gefahren. Wissen Sie was, rufen Sie doch den
Kerl an und dann wird sich das schon aufklären.«
    »Haben wir vor, aber das machen wir auf dem Kort.«
    »Hören Sie, ich bin krank, mich schüttelt das Fieber. Tun Sie mir
doch den Gefallen, lassen Sie sich die Nummer geben und bereinigen das jetzt,
das ist nur ein Anruf, fünf Minuten. Und alles ist geklärt.«
    Die beiden schauten sich beratend an, bevor sie nickten und die
Katze sich einen neuen Tschik anzündete, offenbar, um sich für ihre
Gutmenschlichkeit zu belohnen.
    Er rief irgendwo an, Polizeitelefonzentrale, nehme ich an, und nach
wenigen Minuten hatte er ein paar Nummern. Fuchs schrieb sie auf. Die
probierten sie durch. Die Telefonnummer der Anwaltskanzlei ergab gleich einen
Treffer.
    Katze buckelte vor dem hohen Tier, das offenbar noch um halb neun
Uhr abends arbeitete, und fragte mit vielen Bücklingen und Kratzfüßen, was der
sehr verehrte Herr Doktor juris denn letzten Dienstagabend gemacht habe.
    Dann verstummte er und lauschte ehrerbietig der Antwort. Die
keineswegs leise ausfiel, denn das Rauschen konnte ich bis zu mir herüber
vernehmen.
    Unter vielen Verbeugungen und Verbiegungen verabschiedete er sich
und bedankte sich höflichst für die geschätzte Kooperation. Nachdem er
aufgelegte hatte, starrte er seinen Partner an. »Recht hat er, der
Schlaumeier.«
    »Warum?«
    »Meyerhöffer will ihn nicht kennen.«
    »Das besagt nichts.«
    »Nein, aber dass er letzten Dienstag auf einem Empfang war. Die
ganze Wiener Schickeria kann das bezeugen, sowie Bürgermeister und
Justizminister. Meyerhöffer war nebst Gattin bis drei Uhr anwesend. Totales
Alibi. Außerdem sagt er, er war sogar ein paar Augenblicke im Fernsehen.
Societymagazin.«
    Die beiden waren stinksauer.
    »Sehen Sie, meine Herren, Sie

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