Papierkrieg
sollten mir mehr vertrauen. Und
unbekannten Telefonstimmen weniger.«
»Wollen Sie eigentlich gar nicht wissen, wer Sie angeschwärzt
hat?«, fragte mich der Fuchs misstrauisch.
»Nein. Da ich ohnehin niemanden kenne und in die Sache außerdem
nicht verwickelt bin, erscheint es mir unnütz, eine solche Frage zu stellen.«
Außerdem wusste ich auch so, dass es Laura gewesen war.
»Sie sind glatt wie ein Fisch, Linder. Aber wir kriegen Sie noch!«
Damit trampelten sie zur Tür und verschwanden.
Offenbar aber waren sie auf der Polizeischule mit dem Prinzip Tür nicht
hinreichend bekannt gemacht worden, denn sie hatten vergessen, sie hinter sich
zu schließen. Aber das war mir egal. Ich kuschelte mich einfach in meine Decke
und döste ein. Sofort fiel ich in Tiefschlaf, aus dem mich mein Handy riss. Ich
konnte noch keine Viertelstunde geschlafen haben, als ich schon wieder hellwach
war. Mein Schädel dröhnte, meine Finger zitterten und ich hatte durchaus Mühe,
meine Sinneswahrnehmungen mit meinen Handlungen übereinstimmen zu lassen.
Irgendwie schaffte ich es noch, das Handy abzunehmen. Meyerhöffer war dran. Er
überfiel mich mit einem Orkan aus Vorwürfen und Beschuldigungen. Ich hielt den
Hörer ein paar Zentimeter vom Ohr weg, wartete ab und nützte die Zeit, um im
Kopf wieder so richtig klar zu werden. Als es soweit war, unterbrach ich ihn.
»Jetzt hören Sie mal. Erstens halte ich es für unklug, dass Sie mich anrufen.
Gott sei Dank sind die Krimineser keine Atomphysiker, sonst hätten sie schon
einen Abhörbeschluss gehabt, bevor sie bei mir waren. So werden sie den erst
morgen früh haben. Zweitens macht das überhaupt nichts. Die beiden werden über
kurz oder lang über den echten Täter mitsamt Waffe stolpern, nur keine Sorge.
Dem Töchterchen wird nichts passieren.«
»Woher wollen Sie das so genau wissen?«
»Weil ich die Ohren offen halte. Der Mörder ist auch anderen auf
die Füße getreten, die behalten ihn noch ein Weilchen in der Hinterhand, bis
deren Geschäft über die Bühne gegangen ist und dann wird er der Polizei
serviert.«
Ich hörte Meyerhöffer schlucken. Das war ihm gar nicht recht. Denn
dann wäre er den Papyrus für immer los und außerdem in Gefahr, nochmals in die
Sache hineingezogen zu werden.
»Dagegen können Sie nichts mehr machen?«
»Gegen was?«
»Dass der echte Täter überführt wird.«
»Ich denke nicht.«
Ich hörte förmlich Meyerhöffers Rädchen durchs Telefon. Er
kalkulierte wie verrückt. »Wird auch irgendwie gehen. Aber halten Sie nur meine
Tochter raus.«
»Keine Sorge.«
»Sobald der Täter verhaftet ist, können Sie bei mir Ihr Geld
abholen.«
»Apropos, Herr Meyerhöffer. Sagen Sie, hat eigentlich einmal eine
Frau Lignamente in Ihrer Kanzlei gearbeitet?«
Er dachte nach. »Nein. Ich glaube nicht.«
»Vielleicht als Konzipientin? Sehr intelligent, wunderschön,
dunkelhaarig? Sind Sie sich sicher?«
»Nein, ich bin mir sicher. Hat nie bei uns gearbeitet.«
»Na, kann man nichts machen. Bis dann. Behalten Sie einen kühlen
Kopf. Rufen Sie mich nie mehr an und löschen Sie die Nummer aus Ihrem Telefon.«
Ich legte auf, ohne seine Antwort abzuwarten.
Meine Gedanken kehrten zurück zu Laura. Ich war zu müde und zu
krank, um dem Schmerz lange standzuhalten. Erschöpft fiel ich in ein Koma.
Schwarze, weiche Fluten spülten mich in langer Dünung auf einen Ozean unter
einem mitternachtsblauen Himmel. Nur Sterne gab es keine mehr.
VIIi
Langsam
stieg ich aus der schwarzen Tiefe empor. Dabei passierte ich hellere Gefilde,
in denen ich träumte. Was, war schwer zu sagen. Dann erwachte ich. Irgendetwas
hatte sich geändert. Im Dämmerzustand brauchte ich ein paar Augenblicke, um
gänzlich zu mir zu kommen. Noch nicht ganz wach, begann ich, mich zu
orientieren. Das Kopfweh und auch das Fieber waren noch da. Ebenso wenig war
die Erschöpfung verschwunden. Aber ich war mir sicher, dass sich irgendetwas
geändert hatte. Als ich soweit war, dass ich die Augen öffnen konnte, wurde
klar, was anders war. Ich war nicht mehr allein. Vor mir stand eine Frau. Wider
besseres Wissen hoffte ich einen Moment. Nein, es war nicht Laura. Vor
Enttäuschung wäre ich fast wieder eingeschlafen, aber letztendlich gewann meine
Neugier die Oberhand über mein Schlafbedürfnis. Ich schaute genauer hin. Es war
weiblich, kurvig, jung. Außerdem war es stark geschminkt und seltsam gekleidet.
Irgendwoher kannte ich es, konnte es aber
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