Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
herum?
Etwas unterhalb des Wanderwegs verlief die Straße nach Dvägersdal, und dort entdeckte Hanna schließlich einen Geländewagen und einen Mann, den sie noch nie zuvor gesehen hatte.
Seltsam – es verirrten sich nicht gerade häufig Auswärtige nach Dvägersdal. Und schon gar nicht solche, die maßgeschneiderte Designeranzüge trugen.
Hanna seufzte. Sie hatte nicht viel für diese geschniegelten Managertypen übrig. Doch der Mann brauchte ganz offensichtlich Hilfe, und es widersprach ihrem Charakter, diese Tatsache zu ignorieren. Anstatt den Weg also weiterzulaufen, bis er etwa zweihundert Meter weiter oben die Straße kreuzte, kletterte sie geschickt die steile Böschung hinunter.
“Hej
, kann ich Ihnen irgendwie helfen?”
Der Mann wirbelte herum – als er Hanna erblickte, verengten sich seine Augen zu schmalen Schlitzen. “Verdammt, wo kommen Sie denn plötzlich her?”
Sein Ton gefiel ihr ebenso wenig wie sein sündhaft teures Outfit – allerdings musste sie zugeben, dass er davon abgesehen geradezu verteufelt gut aussah. Das dunkle Haar war kurz geschnitten, und sein gepflegter Dreitagebart verlieh seinem Gesicht einen leicht verwegenen Touch. Am faszinierendsten waren jedoch seine Augen, die von einem warmen Braunton waren, in dem bernsteinfarbene Glanzlichter schimmerten.
Sie musste zu ihm aufblicken, denn obwohl er eher durchschnittlich groß war – etwa eins fünfundachtzig – überragte er sie doch um Längen. Von reiner Körpergröße ließ Hanna sich jedoch schon seit ihrer Jugend nicht mehr beeindrucken. Mit ihren gerade einmal ein Meter sechzig hatte sie früh lernen müssen, sich durchzusetzen.
“Hallo, ich spreche mit Ihnen! Sind Sie taub?”
Erst jetzt merkte Hanna, dass sie ihn schon seit einer ganzen Weile anstarrte. Eine leichte Röte schlich sich auf ihre Wangen, dennoch reckte sie trotzig das Kinn. “Ich verstehe Sie sehr gut – allerdings finde ich Ihren Ton ziemlich unverschämt.” Sie verschränkte die Arme vor der Brust. “Also, was ist? Brauchen Sie nun Hilfe oder nicht?”
Einen Augenblick lang verschlug es Mikael tatsächlich die Sprache – etwas, das ihm, seit er zurückdenken konnte, noch nie passiert war.
Er wusste nicht, woran es lag, aber gegen seinen Willen war er wie verzaubert von dieser hinreißend koboldartigen Frau, die ihn mit blitzenden Augen anfunkelte. Er hatte noch immer keine Ahnung, wo sie eigentlich so plötzlich hergekommen war, doch im Grunde interessierte es ihn auch nicht. Dafür war sie als Person selbst einfach viel zu faszinierend.
Sie war ziemlich klein, besaß aber die aufregendste Figur, die er je bei einer Frau gesehen hatte – und ihr Outfit gab nicht viel Anlass zu Spekulationen. Die knappen Shorts gaben den Blick frei auf lange, leicht gebräunte Beine, und das eng anliegende Top ließ kleine wohlgeformte Brüste erahnen. Ihre Arme waren trainiert, aber nicht übermäßig muskulös. Dunkles, fransig geschnittenes Haar umrahmte ein herzförmiges Gesicht mit sinnlichen Lippen, einer leichten Stupsnase und ein Paar unglaublichen Augen, die so tiefgrün schimmerten wie die Wälder Schwedens an einem schönen Sommertag.
Unwillkürlich spürte Mikael, wie sein Begehren sich regte. Irritiert runzelte er die Stirn. Es war verdammt lange her, dass eine Frau eine solche Reaktion in ihm hervorgerufen hatte. So lange, dass er sich kaum noch daran erinnern konnte. Dass nun ausgerechnet eine Wildfremde diese Art von Gefühlen in ihm auslöste, überraschte und beunruhigte ihn gleichermaßen. Er hatte geglaubt, über diese Phase zwischenzeitlich hinaus zu sein. Aber vermutlich konnte kein Mann seine Bedürfnisse auf Dauer verleugnen.
Nicht einmal, wenn er so viel über den wahren Charakter und die Abgründe des weiblichen Geschlechts wusste wie er.
“Machen Sie das eigentlich immer so?”, fragte sie irgendwann und holte ihn damit wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
“Wie bitte?”
“Ich fragte, ob Sie jede Frau, der Sie zufällig im Wald begegnen, auf diese Weise anstarren? Ich finde das offen gestanden ziemlich unangenehm.”
“Ich starre Sie keineswegs an”, entgegnete Mikael ärgerlich – er wusste nicht, ob über sich selbst oder über diese seltsame Frau, die es schaffte, ihn so einfach aus dem Konzept zu bringen –, senkte aber trotzdem den Blick. “Und ja, ich könnte tatsächlich Hilfe gebrauchen. Wie es scheint, stimmt mit der Tankanzeige meines Mietwagens etwas nicht. Sie haben nicht zufällig ein bisschen
Weitere Kostenlose Bücher