Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
Sprit für mich?”
“Rein zufällig doch.” Sie nickte. “Mein Haus ist nicht weit von hier entfernt, und ich habe immer einen Reservekanister mit Benzin im Gartengeräteschuppen. Kommen Sie einfach mit!”
Mikael stellte fest, dass sie ein ganz ordentliches Tempo vorlegte. Er hatte Mühe, mit ihr Schritt zu halten, und das, obwohl er selbst nicht gerade untrainiert war. Während sie gingen, sprachen sie kein Wort. Dafür hatte er ausgiebig Gelegenheit, ihre wohlgeformte Rückansicht zu bewundern. Und schon spürte er wieder, wie sich etwas in ihm zu regen begann, das er längst überwunden zu haben glaubte.
Unwillig schüttelte er den Kopf – da verkündete sie plötzlich: “So, da wären wir!”
Ein wenig überrascht stellte Mikael fest, dass sie direkt vor einem reizenden kleinen Häuschen standen – falunrot mit einer grob geschnitzten Bank neben der Eingangstür, mit Obstbäumen und in allen Farben des Sommers blühenden Wildblumen im Garten. Kurz, es war das perfekte Haus für diesen bezaubernden kleinen Kobold.
“Kleinen Moment”, sagte sie. “Ich gehe den Reservekanister holten.” Sie verschwand in einem kleinen Gartenschuppen und kehrte kurz darauf mit einem roten Plastikbehälter zurück. “Hier – bitte sehr. Stellen Sie ihn, wenn Sie fertig sind, einfach an den Wegesrand – ich nehme ihn dann auf meiner nächsten Laufrunde mit zurück.”
“Was bekommen Sie dafür?”
Abwehrend schüttelte sie den Kopf, als er seine Brieftasche zückte. “Bei uns hier auf dem Land helfen wir einander – aber wenn Sie unbedingt etwas tun wollen, dann spenden Sie der Grundschule unten im Dorf ein paar Kronen. Ich bin dort Lehrerin und weiß daher, dass immer Geld für neue Schulbücher benötigt wird.”
Er bedankte sich und wollte gerade gehen – da überlegte er es sich doch noch einmal anders und drehte sich wieder zu ihr um. “Wie heißen Sie eigentlich?”
“Hanna”, erwiderte sie nach kurzem Zögern.
Der Name passte zu ihr. “Mein Name ist Mikael, und ich würde dich gern zum Dank für deine Hilfe zum Essen einladen – zusätzlich zu einer kleinen Spende für die Schule, natürlich!” Er hatte diese Worte ausgesprochen, ohne zuvor überlegt zu haben. Im nächsten Augenblick fragte er sich, welcher Teufel ihn geritten hatte, so etwas zu tun. Dieser bezaubernde Kobold und er bei einem romantischen Abendessen zu zweit? Er musste vollkommen den Verstand verloren haben!
Sie schien ganz ähnlich darüber zu denken. “Ich weiß nicht”, entgegnete sie zögernd. “Das hätte doch jeder getan. Ich … Nein, das ist wirklich nicht nötig.”
Die Art und Weise, wie sie die Stirn runzelte, machte ihn fast verrückt. Sein Puls hämmerte, und er glaubte das Blut durch seine Adern rauschen zu hören. Was war bloß mit ihm los? Wie schaffte diese Frau es, ihn so mühelos die Kontrolle verlieren zu lassen? Mikael wusste, er sollte es einfach dabei bewenden lassen. Er hatte sie zum Dinner eingeladen, sie war nicht darauf eingegangen, so war das nun mal im Leben. Ende der Geschichte – oder?
Nein, weit gefehlt. “Und ob es nötig ist”, beharrte er. “Komm schon, gib deinem Herzen einen Ruck. Du kannst unmöglich wollen, dass ich den Rest meines Lebens in deiner Schuld stehe!”
Sie holte tief Luft und pustete sich eine Ponyfranse aus dem Gesicht. Schließlich seufzte sie. “Also gut, wenn du darauf bestehst.”
“Das tue ich”, gab er wider besseren Wissens zurück. “Als ich vorhin durch den Ort gefahren bin, habe ich ein kleines Restaurant gesehen.”
Hanna nickte. “Du meinst sicher das
Soppakrogen
.” Zweifelnd hob sie eine Braue. “Es ist das einzige Restaurant in Dvägersdal – allerdings bezweifele ich ernsthaft, dass es deinen Ansprüchen genügt.”
“Wer weiß, vielleicht überrasche ich dich ja”, entgegnete er nüchtern. “Wir treffen uns um halb acht vor dem Lokal, einverstanden?”
Abermals bemerkte er ein kurzes Zögern bei ihr, doch schließlich nickte sie. “Aber vorher solltest du unbedingt tanken gehen – ich habe nämlich keine Lust, mir die Beine in den Bauch zu stehen, bloß weil du wieder auf halber Strecke liegen geblieben bist!”
Er unterdrückte ein Schmunzeln und nickte ihr noch einmal zu, ehe er nun endgültig ging.
So ein frecher kleiner Kobold …
Beinahe beschwingt kehrte er zu seinem Wagen zurück. Von der schlechten Stimmung, die der Anruf seines Vaters hinterlassen hatte, war nichts mehr zu spüren. Und verantwortlich dafür war allein
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