Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
nicht mehr ohne dich leben. Hanna … Willst du meine Frau werden?”
Hanna schluckte. Träumte sie oder wachte sie? Hatte Mikael sie gerade wirklich gefragt, ob sie ihn heiraten wollte?
“Ja!”, rief sie überglücklich und bedeckte sein mit Staub und Schmutz verdrecktes Gesicht mit Küssen. “Mein Gott, ich kann mir nichts Schöneres vorstellen als das!”
Erst als jetzt plötzlich lautstarker Beifall aufbrandete, wurde Hanna bewusst, dass sie gar nicht allein waren. Doch das kümmerte sie nicht. Für sie gab es nur noch Mikael und sie. Nichts anderes zählte mehr.
EPILOG
D er Himmel über Dvägersdal leuchtete in einem herrlichen Blau, als das frischgebackene Ehepaar Westerberg aus der kleinen Kirche trat. Fast der gesamte Ort war zu der Trauung gekommen – natürlich auch Hannas beste Freundinnen Finja und Linnea, die als Brautjungfern fungiert hatten.
“Nun ist also doch noch alles gut geworden”, flüsterte Linnea Finja zu. Gerührt beobachteten die beiden, wie Hanna und Mikael wenig später auf dem großen Festplatz ihren Hochzeitswalzer um die
Majstången
tanzten. Anlässlich des Mittsommerfests trugen alle Frauen Blumenkränze im Haar, und ihre Kleider waren mit farbenfrohen Stickereien verziert. “Ich hatte es schon gar nicht mehr zu hoffen gewagt.”
Finja lachte leise. “Es hat ja auch nur fünfzehn Jahre gedauert. Aber ernsthaft: Ich bin überglücklich, dass das Rätsel um Audrey nun endgültig gelöst ist. All die Jahre hing das wie ein düsterer Schatten über uns, aber jetzt hat Audrey endlich ihren Frieden gefunden.”
In diesem Moment kehrten Sander und Kristian mit Hochzeitstorte für ihre Frauen zurück. Ein paar Feiernde in der Nähe stimmten gerade das traditionelle Trinklied
Helan går
an und tanzten dazu ausgelassen im Kreis.
“Helan går! Sjung hoppfaderallanlallanlej!”
, sangen sie. “
Helan går! Sjung hoppfaderallanlej!”
“Hej
, ihr zwei!” Sander stellte seinen Teller auf einem der Tische ab, die überall bereitstanden. Dann legte er Finja von hinten beide Arme um die Hüften und küsste sie auf den Hals. “Ist das nicht eine wunderschöne Feier?”
“Hanna und Mikael sind wirklich ein hübsches Paar”, sagte Kristian. “Wenn man bedenkt, dass die beiden einander zuerst spinnefeind waren …”
“Na ja”, entgegnete Linnea schmunzelnd. “Das war ja bei uns zunächst auch nicht anders, was? Aber du hast natürlich recht, die beiden passen wirklich gut zusammen. Mikael scheint ein netter Kerl zu sein, und er tut Hanna gut.”
Als es später am Abend zu dämmern begann, wurden die Fackeln entzündet. Die Menschen tanzten und lachten, aßen und tranken. Es war ein rauschendes Fest, und kaum jemand bemerkte, wie drei junge Mädchen heimlich verschwanden und in den Wald hinausgingen …
Rotgoldenes Licht sickerte durch die Kronen der Bäume, und ein erdiger Geruch erfüllte die Luft, als die zwölfjährigen Freundinnen Agneta, Märtha und Linda sich dem
Trollfjällen
näherten. Schwarzgrau und unerschütterlich ragte er in den Abendhimmel. An seinem Fuß stand ein kleiner Gedenkstein, in den der Name des Mädchens eingemeißelt worden war, das vor vielen Jahren bei einem tragischen Unfall hier ihr Leben verloren hatte. Audrey Westbrook.
“Unheimlich, oder?” Agneta, die ängstlichste der drei, erschauderte. “Fünfzehn Jahre soll sie hier gelegen haben, bis sie endlich gefunden wurde.”
Märtha nickte. “Ja, und Peer, der Sohn vom Bürgermeister, hat alles gewusst. Er ist übrigens seitdem verschwunden.” Sie senkte geheimnisvoll die Stimme. “Man sagt, dass er irgendwo hier draußen im Wald herumirrt!”
“Vielleicht hat ihn ja auch der Bergtroll zu sich geholt …” Es war das erste Mal, dass Linda sich zu Wort meldete.
Jetzt blickten ihre Freundinnen sie entsetzt an.
“Bergtroll?”, wiederholte Agneta flüsternd. “Du versuchst ja bloß, uns Angst einzujagen. Es gibt doch gar keinen Bergtroll!”
“Ach nein?” Linda sah sie herausfordernd an. “Bist du da wirklich so sicher?”
“Hör schon auf”, sagte Märtha. “Du machst Agneta Angst – und mir ehrlich gesagt auch ein bisschen. Kommt, lasst uns zurück zum Fest gehen.”
Doch Linda schüttelte den Kopf. “Bist du denn gar nicht neugierig? Dieser Bergtroll muss hier irgendwo sein, da bin ich ganz sicher. Sie haben ihm das Mädchen weggenommen, da hat er sich jemand anderen geholt.”
Agnetas Augen wurden groß. “Du meinst … Peer?”
“Ach was, das ist doch Unsinn!”,
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