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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sich mir von selbst auf. Der Spiegel war zwar zerschmettert worden, aber nicht von einem Geschoss, sondern durch einen Schlag mit einer schweren Bronzefigur. Der Spiegel war vorsätzlich zerschlagen worden.
    Aber warum? Ich kehrte zum Schreibtisch zurück und blickte auf den Sessel hinunter. Ja – jetzt sah ich es. Alles war völlig falsch. Kein Selbstmörder würde seinen Sessel herumrücken, sich weit über die Armlehne beugen und sich dann erschießen.
    Das Ganze war arrangiert. Der Selbstmord war vorgetäuscht! Und jetzt komme ich zu einem sehr wichtigen Punkt. Zur Aussage von Miss Cardwell. Miss Cardwell sagte, sie sei gestern Abend nach unten gelaufen, weil sie geglaubt habe, es sei schon zum zweiten Mal gegongt worden. Das bedeutet; dass sie glaubte, sie hätte den Gong bereits vorher gehört.
    Beachten Sie jetzt bitte, wohin das Geschoss geflogen wäre, wenn Sir Gervase in normaler Haltung am Tisch gesessen hätte, als er erschossen wurde. Da es eine gerade Linie beschreibt, wäre es bei geöffneter Tür durch den Türrahmen geflogen und hätte dann den Gong getroffen!
    Erkennen Sie jetzt die Wichtigkeit von Miss Cardwells Aussage? Niemand sonst hatte den Gong beim ersten Mal gehört, aber da Miss Cardwells Zimmer unmittelbar über diesem hier liegt, befand sie sich in der günstigsten Lage, den Gong zu hören. Und vergessen Sie nicht, dass der Gong durch das Geschoss nur ein einziges Mal ertönte.
    Es bestand damit also nicht der geringste Zweifel mehr, dass Sir Gervase sich nicht selbst erschossen hatte. Ein Toter kann nicht aufstehen, die Tür schließen, sie zusperren und sich dann in die entsprechende Position setzen! Irgendjemand anderes hatte seine Hand im Spiel, und daher war es nicht Selbstmord, sondern Mord. Irgendjemand, dessen Gegenwart von Sir Gervase hingenommen wurde, hatte neben ihm gestanden und mit ihm gesprochen. Sir Gervase hatte geschrieben – vielleicht! Der Mörder hält die Pistole an die rechte Seite seines Kopfes und drückt ab. Es ist geschehen! Also schnell an die Arbeit! Der Mörder streift sich Handschuhe über. Die Tür wird abgeschlossen, der Schlüssel wird Sir Gervase in die Tasche gesteckt. Aber angenommen, irgendjemand hat den Gong gehört? Dann wird man denken, dass die Tür bei der Abgabe des Schusses nicht geschlossen war, sondern offen stand! Also wird der Sessel herumgedreht, die Leiche anders hingesetzt, die Finger des Toten gegen die Pistole gedrückt und der Spiegel überlegt zerschlagen. Dann verlässt der Mörder das Zimmer durch das Fenster, zieht die Flügel hinter sich zu, tritt nicht auf das Gras, sondern geht über das Blumenbeet, wo die Fußspuren später leicht beseitigt werden können, läuft um das Haus herum und klettert ins Wohnzimmer.«
    Er schwieg einen Augenblick.
    »Nur eine einzige Person befand sich draußen im Garten, unmittelbar nachdem der Schuss fiel. Diese Person hinterließ Fußabdrücke auf dem Blumenbeet und Fingerabdrücke an der Außenseite des Fensters.«
    Er näherte sich Ruth.
    »Und ein Motiv gab es auch, nicht wahr? Ihr Vater hatte erfahren, dass Sie heimlich geheiratet hatten. Er bereitete die entsprechenden Maßnahmen vor, um Sie zu enterben.«
    »Das ist gelogen!« Ruths Stimme klang zornig und klar. »Nicht ein wahres Wort ist an ihrer ganzen Geschichte! Von Anfang bis Ende ist sie erlogen!«
    »Die Beweise gegen Sie sind sehr erdrückend, Madame. Es ist möglich, dass das Gericht Ihnen glaubt – genauso möglich ist es jedoch, dass es das nicht tut!«
    »Sie wird vor keinem Gericht stehen!«
    Die anderen fuhren herum – verblüfft. Miss Lingard war aufgesprungen. Ihr Gesicht hatte sich verändert. Sie zitterte am ganzen Körper.
    »Ich war es, die ihn erschossen hat. Ich gestehe es! Ich hatte Gründe dazu. Monsieur Poirot hat völlig Recht. Ich stand neben ihm und sprach mit ihm über das Buch – und dabei habe ich ihn erschossen. Das Geschoss traf den Gong. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es seinen Kopf einfach durchschlagen würde. Aber ich hatte keine Zeit, hinauszulaufen und es zu suchen. Ich schloss die Tür ab und steckte den Schlüssel in seine Tasche. Dann drehte ich den Sessel herum, zerschlug den Spiegel, und nachdem ich SORRY auf einen Bogen geschrieben hatte, kletterte ich durch das Fenster und schloss es, wie Monsieur Poirot es Ihnen vorgemacht hat. Ich ging über das Blumenbeet, beseitigte jedoch die Fußabdrücke mit einer kleinen Harke, die ich dort bereitgestellt hatte. Dann lief ich zum

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