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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Haus zurück.
    »Suchen wir immer noch nach Spuren?«, fragte Susan.
    »Aber gewiss doch. Wir begeben uns jetzt in Sir Gervases Arbeitszimmer.«
    Er ging voraus. Sie folgte ihm.
    Poirot zog die Vorhänge beiseite und ließ das Tageslicht herein.
    Eine Weile blieb er am Fenster stehen und blickte auf die Einfassung hinunter. Schließlich sagte er: »Mit Einbrechern, Mademoiselle, haben Sie wohl kaum Bekanntschaft?«
    Bedauernd schüttelte Susan Cardwell den Kopf.
    »Leider nicht, Monsieur Poirot.«
    »Auch der Chief Constable genießt nicht den Vorzug, freundschaftliche Beziehungen mit ihnen zu unterhalten. Bei mir ist das anders. Ich hatte einmal mit einem Einbrecher ein äußerst angenehmes Gespräch. Dabei erfuhr ich interessante Einzelheiten über diese bis zum Boden reichenden Fenster – einen Trick, den man anwenden kann, wenn der Riegel genügend locker ist.«
    Während er dies sagte, drehte er am Griff des linken Fensters. Die Verriegelungsstange kam aus dem im Fußboden befindlichen Loch, und Poirot konnte die beiden Fensterflügel nach innen öffnen. Anschließend schloss er sie wieder – allerdings ohne am Griff zu drehen, so dass sie nicht verriegelt waren. Dann ließ er den Griff los, wartete einen Moment und schlug schließlich mit der Faust kräftig gegen den oberen Teil des Fensterrahmens, in welchem die Verriegelungsstange verlief. Durch die Erschütterung rutschte die Stange nach unten und in das Loch im Fußboden – der Griff drehte sich dabei von selbst.
    »Haben Sie gesehen, Mademoiselle.«
    Susan war ziemlich blass geworden.
    »Das Fenster ist jetzt geschlossen. Es ist unmöglich, einen Raum zu betreten, wenn das Fenster verriegelt ist; nicht unmöglich ist es jedoch, den Raum zu verlassen, die Flügel von außen zuzuziehen, dann gegen den Rahmen zu schlagen, wie ich es eben tat, und das Fenster dadurch fest zu verriegeln. Das Fenster ist geschlossen, und wer es sieht, behauptet, es sei von innen geschlossen worden.«
    »Und das …«, Susans Stimme zitterte ein wenig, »… das ist gestern Abend passiert?«
    »Vermutlich, Mademoiselle!«
    Heftig sagte Susan: »Kein Wort glaube ich davon!«
    Poirot erwiderte nichts. Er ging zum Kaminsims hinüber. Dann fuhr er herum.
    »Mademoiselle, ich brauche Sie jetzt als Zeugin. Einen Zeugen habe ich bereits – Mr Trent. Er sah, wie ich gestern Abend diesen winzigen Splitter Spiegelglas entdeckte. Ich habe es ihm gesagt. Wegen der Polizei habe ich den Splitter gelassen, wo ich ihn fand. Ich habe sogar dem Chief Constable gesagt, dass der zersplitterte Spiegel ein wertvoller Hinweis sei. Aber der Chief Constable hat meine Andeutung nicht verwertet. Sie sind jetzt Zeugin, dass ich diesen Splitter aus Spiegelglas in einen kleinen Umschlag tue. So!« Er ließ seinen Worten sofort die Tat folgen. »Und jetzt schreibe ich es noch darauf – so – und klebe den Umschlag zu. Sie waren Zeugin, Mademoiselle?«
    »Ja – aber – aber ich weiß doch gar nicht, was es zu bedeuten hat?«
    Poirot ging zur anderen Seite des Zimmers. Vor dem Schreibtisch blieb er stehen und starrte auf den zersplitterten Spiegel, der vor ihm an der Wand hing.
    »Ich will Ihnen sagen, was es zu bedeuten hat, Mademoiselle. Wenn Sie gestern Abend hier gestanden und in den Spiegel geblickt hätten, hätten sie in ihm sehen können, wie ein Mord begangen wurde…«
     
    An diesem Tag ihres Lebens kam Ruth Chevenix-Gore sehr zeitig zum Frühstück herunter. Hercule Poirot hielt sich in der Halle auf und nahm sie beiseite, bevor sie das Speisezimmer betrat.
    »Ich hätte Sie gern etwas gefragt, Madame.«
    »Ja?«
    »Sie waren gestern Abend im Garten. Sind Sie irgendwann auf das Blumenbeet vor dem Fenster vor Sir Gervases Arbeitszimmer getreten?«
    Ruth schaute ihn an.
    »Ja – zweimal.«
    »Aha. Zweimal also. Wieso gleich zweimal?«
    »Beim ersten Mal habe ich Herbstastern geschnitten. Das war gegen sieben Uhr.«
    »Und das zweitemal?«
    »Das war kurz vor dem Abendessen. Mir war ein Tropfen Brillantine auf das Kleid gefallen – genau auf die Schulter. Und ich hatte keine Lust, mich noch einmal umzuziehen; andererseits passte keine meiner künstlichen Blumen zu dem Gelbrot des Kleides. Dann fiel mir ein, dass ich beim Schneiden der Astern eine späte Rose gesehen hatte, und deshalb lief ich schnell hinaus, schnitt sie ab und steckte sie an meine Schulter.«
    Poirot nickte bedächtig.
    »Ja, ich erinnere mich, dass Sie gestern Abend eine Rose angesteckt hatten. Um welche Zeit, Madame, holten

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