Paradies
habe ein paar Dinge über die Stiftung herausgefunden. Haben Sie inzwischen die Organisationsnummer besorgt?«
Er stöhnte auf.
»Ehrlich gesagt, habe ich anderes zu tun gehabt«, sagte er.
»Ist doch schön«, erwiderte sie, »dass Sie Ihren Job machen. Dann haben Sie vielleicht auch schon herausgefunden, dass Rebecka Björkstig früher einen anderen Namen hatte, dass die Stiftung ihren Sitz in einer abbruchreifen Bude in Järfälla hat, dass es keine Angestellten gibt und auch keine Leistungen erbracht werden, außer dem Schreiben von Rechnungen?«
Er suchte nach Worten.
»Ist das wahr?«
Die Journalistin am anderen Ende der Leitung seufzte.
»Es sieht fast danach aus. Ich weiß es zwar noch nicht hundertprozentig, aber ich habe Rebecka Björkstigs Personennummer in die Finger bekommen und werde der Sache beim Gerichtsvollzieher in Sollentuna nachgehen. Ich nehme die Bahn in einer Viertelstunde. Wenn Sie das, was ich weiß, interessiert, können Sie sich ja dort mit mir treffen.«
Er sah auf die Uhr, er würde drei Termine absagen müssen.
»Ich weiß nicht, ob ich Zeit habe«, meinte er.
»Das müssen Sie selbst wissen«, erwiderte die Journalistin. »Falls Sie kommen, bringen Sie doch bitte die Organisationsnummer der Stiftung mit.«
Sie legte auf. Er schlug den Ordner vor sich zu und ging zu der Kollegin hinüber, die den Fall der Frau aus Bosnien, Aida Begovic, bearbeitete. Sie hatte Besuch von einem Klienten, einem Mann mit kahl geschorenem Schädel, der auf seinem Stuhl saß und an seinen Pickeln herumdrückte. Thomas betrat trotzdem das Büro.
»Ich brauche die Organisationsnummer der Stiftung«, unterbrach er das Gespräch.
Die Frau hinter dem Schreibtisch versuchte sich zu beherrschen.
»Ich bin mitten in einem Gespräch«, sagte sie, jedes einzelne Wort dabei betonend. »Würden Sie bitte wieder hinausgehen.«
»Nein«, erwiderte Thomas. »Ich brauche die Nummer, und zwar sofort.«
Die Beamtin lief rot an.
»Jetzt müssen Sie aber wirklich…«
»Auf der Stelle!«, brüllte Thomas.
Sie stand erschrocken auf und zog einen Ordner aus dem Regal, den sie ihm aufgeschlagen reichte.
»Ganz oben rechts«, sagte sie spitz.
»Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie eine Rechnung bekommen«, sagte Thomas. »Entschuldigen Sie bitte die Störung.«
Er nahm den Ordner und verließ das Büro. Dann schrieb er die Nummer auf einen Notizzettel, legte ihn in sein Portemonnaie, zog seinen Mantel an und ging. Er hatte kein Auto dabei und musste deshalb erst nach Hause gehen, um es zu holen.
»Ich komme heute nicht mehr zurück«, rief er der Frau an der Information auf dem Weg nach draußen zu.
Als er die Östra Ekuddsgatan hinaufging, fiel ihm ein, dass er nicht wusste, wo die Amtsräume des Gerichtsvollziehers in Sollentuna waren. Er musste ins Haus gehen und im Telefonbuch nachschlagen. Tingsvägen 7, wo zum Teufel war denn das? Er riss die entsprechende Seite aus dem Stadtplan im Telefonbuch und lief zum Auto.
Der Verkehr wurde dichter, sobald er auf der E 18 war, und auf der Landstraße 262 stand schließlich alles wegen eines Verkehrsunfalls bei Edsberg. Frustriert schlug er auf das Lenkrad ein. Schließlich erreichte er das Ortszentrum über den Sollentunavägen. Die Amtsräume lagen unmittelbar hinter dem Messegelände in einem gelben Hochhaus, in dem auch die Polizei und andere juristische Instanzen ihre Räumlichkeiten hatten. Er parkte auf einem eigentlich reservierten Parkplatz und nahm den Aufzug in den fünften Stock.
Sie war schon da und saß mit jeder Menge Computerausdrucken vor sich an einem Tisch in einem Besucherraum. Ihr Haar war gewellt, so als wäre es getrocknet, ohne gekämmt worden zu sein.
Sie deutete mit einer kurzen Geste auf den Stuhl neben sich.
»Sehen Sie sich das an«, sagte sie. »Wenn die Personennummer tatsächlich stimmt, hat unsere Freundin in den letzten fünf Jahren keine einzige Rechnung bezahlt. Vorher vermutlich auch nicht, aber diese Schulden sind noch nicht im Computer erfasst, sondern nur auf Mikrofiche gespeichert.«
Er starrte auf den Stapel Computerausdrucke.
»Was ist das alles?«
Annika Bengtzon stand auf.
»Das sind die Akten über Rebecka Björkstig im Zwangsvollstreckungsregister des Gerichtsvollziehers«, antwortete sie. »Einhundertsieben Stück. Möchten Sie einen Kaffee?«
Er nickte und legte Mantel und Schal ab.
»Danke, mit Milch.«
Er setzte sich und begann wahllos in den Ausdrucken zu blättern.
Es war nicht unmittelbar zu erkennen,
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