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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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wer diese Schulden angehäuft hatte, denn er fand nur den Vermerk, dass die Angaben zur Person geheim seien. Aber die Schulden unterlagen nicht dem Datenschutz, sondern standen in langen Kolumnen aufgelistet, größere und kleinere Posten, bei Behörden, Unternehmen, Privatpersonen. Unbezahlte Steuern. Strafzettel für Falschparken und zu schnelles Fahren. Unbezahlte Ikea-Möbel, Mietwagen, Ferienreisen, Bankdarlehen, Schulden auf verschiedenen Kreditkarten…
    Mein Gott! Er blätterte weiter.
    … nicht zurückgezahlte Studienkredite, unbezahlte Fernsehgebühren, ein Kredit bei einer Privatperson namens Andersson, schuldig gebliebenes Geld für einen gemieteten Fernsehapparat der Marke Thorn…
    »Es gab keine Milch«, sagte sie und stellte einen braunen Plastikbecher auf das Blatt, das er gerade las. Sie hatte die weiße Bandage um den Finger abgenommen und durch ein Pflaster ersetzt.
    »Großer Gott«, sagte er. »Wann haben Sie das herausgefunden?«
    Sie setzte sich neben ihn und seufzte.
    »Heute Morgen. Eine Informantin gab mir eine Personennummer, die wahrscheinlich die von Rebecka Björkstig ist. Ich kann es nicht mit letzter Sic herheit beschwören, weil Rebecka Björkstig einen Sperrvermerk im Einwohnermelderegister erwirkt hat, aber im Moment gehe ich davon aus, dass es stimmt. Sie ist zwar erst dreißig Jahre alt, hat aber hart daran gearbeitet, sich schwer zu verschulden. Aber das ist erst der Anfang. Die Sachbearbeiterin geht gerade die Akten des Patent- und Registeramts durch und sucht nach eventuellen Konkursen. Haben Sie die Organisationsnummer?«
    Er holte sein Portemonnaie heraus und gab ihr den Notizzettel.
    »Ich bin gleic h wieder zurück«, meinte sie.
    Er trank einen Schluck von dem Kaffee und versuchte seine Gedanken zu ordnen.
    Was bedeutete das alles eigentlich?
    Dass die feine Dame ihre Rechnungen nicht zahlte, hatte im Grunde nichts zu sagen, denn sie konnte natürlich trotzdem geschickt darin sein, Menschen aus Registern zu löschen. Aber die Menge der Schulden und die konsequent durchgehaltene Strategie, niemals etwas zu bezahlen, ließen ahnen, was noch kommen würde.
    Er trank den Kaffee aus, schmiss den Becher in den Papierkorb und blätterte weiter.
    … Schulden bei American Express, bei einer Direktbank, weitere Strafzettel, Schulden bei einer Versicherung, unbezahlte Stromrechnungen, Telefonrechnungen, Kfz-Steuer…
    Die meisten Schulden waren abgeschrieben, also auf die eine oder andere Art beglichen worden, entweder durch Lohnpfändung oder Einkünfte oder Konkurs.
    Wo blieb nur Annika Bengtzon?
    Er verließ den Raum. Als er um die Ecke in Richtung Pförtner biegen wollte, stieß er mit ihr zusammen. Er spürte ihre Brüste.
    »Mist«, sagte sie, stolperte und ließ einen Stapel Blätter fallen.
    Er fing Annika auf, stellte sie wieder auf die Beine und wurde rot.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Das wollte ich nicht.«
    Er bückte sich und raffte die Blätter zusammen.
    »Schauen Sie sich das an«, sagte sie. »Die Lady ist schon auf alle möglichen Arten in Konkurs gegangen, hat innerhalb von vier Jahren zwei Mal einen Offenbarungseid geleistet und ist mit einer Aktiengesellschaft, einer Handelsgesellschaft und einer Kommanditgesellschaft in Konkurs gegangen. Die Stiftung
Paradies
hat immense Schulden. Autos, Fernsehapparate, zwei Immobilien, die abbezahlt werden sollen und für die man bisher keinen Pfennig berappt hat…«
    Sie ging vor ihm wieder in den Besucherraum zurück.
    »Bleibt die Frage, was das alles letztlich zu bedeuten hat«, meinte sie und setzte sich. »Denn es bedeutet ja nicht automatisch, dass Rebecka Björkstig eine Gaunerin ist, aber ein gutes Gefühl hat man bei der Sache auch nicht gerade.«
    Er starrte sie an. Vor wenigen Minuten hatte er genau das Gleiche gedacht. Er ließ sich neben ihr nieder und nahm den Auszug aus dem Patent- und Registeramt in die Hand, begutachtete das Datum der Schulden und Konkurse und wann eine neue Firma angemeldet wurde und wieder aufhörte zu existieren.
    »Ich glaube, es gibt ein Muster«, sagte er. »Schauen Sie, hier. Sie gründet eine Firma, kauft eine Menge Zeug, nimmt große Darlehen auf und geht in Konkurs. Immer wieder. Sie leistet einen Offenbarungseid und dann noch einen. Irgendwann geht es nic ht mehr weiter, weil ihr niemand mehr etwas leiht. Stattdessen ruft sie eine Stiftung ins Leben, die sich nicht mit ihr persönlich in Verbindung bringen lässt. Die genannten Gründer haben in Wirklichkeit ganz andere

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