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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Leute aufrufen, sich zu melden, falls sie etwas gesehen haben sollten.«
    »Wie haben sie den Lastwagen denn in die Schlucht bekommen?«, fragte Ingvar Johansson.
    Sjölander seufzte.
    »Sie haben ihn hingefahren und sich dafür einen Tag ausgesucht, an dem der Boden gefroren war. Der Waldbesitzer ist nicht gerade begeistert, denn auf der Fahrt haben sie etwa hundert junge Bäume niedergemäht.«
    »Wer steckt dahinter?«, fragte Schyman.
    »Die jugoslawische Mafia«, antwortete Sjölander. »Todsicher. Und das ist bestimmt noch lange nicht das Ende. Die Männer in dem Lastwagen können nicht geredet haben, sonst hätten sie noch ein paar heile Knochen im Leib gehabt. Die Typen, denen die Zigaretten gehören, werden Menschen umbringen, bis sie die Ladung gefunden haben. Jeder, der etwas darüber weiß, steckt in großen Schwierigkeiten.«
    »Was wissen wir sonst noch über die jugoslawische Mafia?«, wollte Schyman wissen. »Ich meine, an Sachen, die wir nicht bringen können.«
    »Man glaubt, dass möglicherweise die serbische Regierung dahinter steckt«, sagte Sjölander, »aber das konnte bis jetzt noch keiner beweisen. Weil die ganzen Operationen mit solch einem enormen Aufwand durchgeführt werden, wird vermutet, der Staat habe sie sanktioniert. Deshalb gibt es auch keinen Informanten, der den Überblick über das Ganze hat. Sämtliche Personen, die alles wissen, sitzen in der Regierung oder in Kreisen, die der Regierung in Belgrad nahe stehen, die Polizeichefs, die höchsten Militärs.«
    »Ist es gefährlich, in der Sache zu wühlen?«, fragte Schyman.
    Sjölander zögerte.
    »Nicht direkt«, erwiderte er. »Über die Morde zu berichten ist einigermaßen ungefährlich. Damit rechnen sie. Man darf nicht vergessen, dass es hier um Geschäfte geht. Für die handelnden Personen ist das nur ein Tag von vielen im Büro. Es geht ihnen nur darum, dass man sie nicht ungestraft hereinlegen darf. Man sollte ihnen nicht ihre Schmuggelware klauen, und man sollte auch möglichst nicht wissen, wer es getan hat.«
    Die Besprechung wandte sich anderen Themen zu, aber Anders Schyman war etwas abwesend. Ein Gespräch wie dieses hatten sie selten geführt. Er empfand Erleichterung und Genugtuung. Er war nervös gewesen nach dem gestrigen Zusammenstoß, aber jetzt wusste er es.
    Er hatte gewonnen.
    Der Monatswechsel Oktober – November war immer arbeitsintensiv. Die Gemeindeverwaltung stellte den Haushalt im Oktober zusammen, und der Gemeinderat beriet ihn im November. Na ja, wenn er ehrlich war, zog es sich auch noch ein paar Tage in den Dezember hinein. Jede einzelne Kindertagesstätte in der Gemeinde hatte angerufen und gefragt, ob es stimme, dass sie noch dreitausend Kronen auf dem Konto hätten, und gleichzeitig arbeitete er noch an den Zahlen für das letzte Quartal.
    Dennoch konnte er sich nicht konzentrieren. Er machte sich wirklich Sorgen wegen seiner Gefühlsausbrüche. Die Journalistin hatte ihn gestern gefragt, ob er ausgebrannt sei, und er musste immer wieder daran denken. Es gab überhaupt keinen Grund, übermäßig gestresst zu sein, denn er machte die gleiche Arbeit, die er auch schon in den vergangenen sieben Jahren gemacht hatte, wohnte im gleichen Haus mit der gleichen Frau und ging zur gleichen Arbeit.
    Es war etwas anderes. Er wollte es lieber gar nicht erst in Worte fassen, weil es so zwingende Konsequenzen mit sich bringen würde.
    Die Wahrheit war, dass er von seinem Leben mehr erwartete. Das war es. Er wollte weiterkommen, er beherrschte seine Arbeit jetzt im Schlaf. Er wollte in die Stadt, er wollte ins Kino und ins Theater gehen, ohne es ewig im Voraus planen zu müssen, über Straßen mit hohen Häuserfassaden, indischen Restaurants und unbekannten Menschen promenieren.
    Gestern Abend war er stundenlang durch Vaxholm gelaufen, Straße für Straße. Er kannte jeden einzelnen Stein in- und auswendig. Eine Zeit lang hatte er in einem schäbigen Restaurant gesessen und Bier getrunken, war aber gegangen, als eine Horde von Gymnasiasten einfiel, um einen draufzumachen. Er hatte gehofft, Eleonor wäre noch wach, damit sie miteinander reden könnten, aber sie schlief bereits, die letzte Nummer des Kulturmagazins
Moderne Zeiten
neben sich auf dem Nachttisch.
    Wieder klingelte das Telefon. Er widerstand der Versuchung, die Leitung herauszureißen und den Apparat gegen die Wand zu donnern.
    »Ja?!«, brüllte er in den Hörer.
    »Thomas Samuelsson? Hier spricht Annika Bengtzon, die Journalistin von gestern. Ich

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