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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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fielen ihm ins Gesicht, und er strich sie mit einer gänzlich unbewussten Geste nach hinten. Er trug einen dunkelgrauen Mantel, einen teuren Anzug, eine Krawatte.
    Annika beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Er hatte breite Schultern und bewegte sich schnell und gewandt. Das war ihr bis jetzt nicht aufgefallen, da sie ihn nur hinter dem Schreibtisch sitzend gesehen hatte, sie hatte nicht bemerkt, dass er in seinen Bewegungen so klar und deutlich war.
    Ein alter Sportler, dachte sie. Er hat Geld und weiß sich zu benehmen.
    Thomas warf seine Aktentasche auf den Rücksitz.
    »Die Tür ist offen«, sagte er.
    Sie setzte sich auf den Beifahrersitz und warf einen Blick nach hinten, keine Kindersitze trotz des Eherings. Sie stellte ihre Tasche zwischen die Beine. Er ließ den Wagen an, und die Klimaanlage schaltete sich ein.
    »Wo wohnen Sie?«
    »Mitten in der Stadt. Hantverkargatan.«
    Er legte den Arm auf die Lehne hinter ihren Kopf, als er rückwärts aus der Parklücke setzte. Annikas Mund wurde trocken.
    »Der Klarastrandsleden ist um diese Uhrzeit total zu«, meinte sie.
    »Am besten fährt man noch über Hornsberg…«
    Sie saßen schweigend nebeneinander, und sie entdeckte ein neues Gefühl, eine andere Art des Schweigens. Er hatte schmale, kräftige Hände, schaltete oft, fuhr ziemlich schnell. Die Haare wollten sich nicht legen, sondern fielen hell und glänzend wieder nach vorne.
    »Wohnen Sie schon lange auf Kungsholmen?«, fragte er und schielte zu ihr hinüber. Da war etwas in seinem Blick, sie sah es, fühlte es.
    »Seit zwei Jahren«, antwortete sie. Sie sah nach vorn, und plötzlich glühten ihre Wangen. »In einer Dreizimmerwohnung im dritten Stock auf dem Hinterhof.«
    »War sie teuer?«, fragte er.
    Sie musste lachen. In seiner Welt kaufte man seine Wohnungen natürlich.
    »Das Haus soll abgerissen werden«, sagte sie. »Es gibt weder Zentralheizung noch warmes Wasser, keinen Aufzug und keine Toilette.«
    Er blickte schnell zu ihr hinüber.
    »Im Ernst?«
    Sie lachte wieder und fühlte innere Wärme.
    »Aber einen Fernseher haben Sie doch, oder etwa nicht?«
    »Natürlich«, erwiderte sie. »Aber verkabelt bin ich nicht.«
    »Haben Sie gestern zufällig die Kulturdiskussion im Zweiten gesehen?«
    Sie betrachtete ihn prüfend und fragte sich, warum seine Stimme plötzlich schneidend geworden war.
    »Ein paar Minuten«, antwortete sie zögernd. »Ehrlich gesagt, habe ich ausgeschaltet. Ich weiß, dass es wichtig ist, was diese Frauen tun, aber ich finde sie so verdammt kategorisch. Alles, was nicht total ambitioniert oder elitär ist, ist in ihren Augen Mist. Diese Einstellung geht mir auf die Nerven. Sie denken, sie wären etwas Besseres als wir.«
    Er nickte enthusiastisch.
    »Haben Sie die mit der Literaturzeitschrift gesehen? Die Labertante?«
    »Das Birnengesicht? Ja, die habe ich gehört.«
    Sie lachten ein wenig.
    »Dann sind Sie also in keinem Kulturverein Mitglied?«, fragte er und schielte zu ihr hinüber, während ihm die Haare wieder ins Gesicht fielen.
    »Ich gehe zum Eishockey, Djurgården ist meine Mannschaft«, antwortete sie, »falls das noch unter Kultur fallen sollte.«
    Sein Blick löste sich von der Straße, und er starrte sie an.
    »Sie mögen Eishockey?«
    Sie blickte auf ihre Hände herab.
    »Ich bin viele Jahre zum Bandy gegangen. Das ist toll gewesen, aber es ist so verdammt kalt, weil es im Freien gespielt wird. Eishockey ist besser, da friert man nicht. Zu den regulären Spieltagen bekommt man auch problemlos Karten, nur zu den Play-offs ist der Globen regelmäßig ausverkauft.«
    »Sind Sie letztes Frühjahr bei den Finalspielen gewesen?«, erkundigte er sich.
    »Ich stand in der Fankurve«, sagte sie, hob die linke Faust und skandierte in Richtung Wagendach: »Hardy Nilssons Eisenkerle!
    Hardy Nilssons Eisenkerle!«
    Er lachte, aber es war ein Lachen, das wehmütig verklang. Sie sah ihn an und wunderte sich über ihre eigene Sehnsucht.
    »Sind Sie Djurgården-Fan?«
    Er überholte einen Flughafenbus.
    »Ich habe selber gespielt, bis ich achtzehn war, in Österskär«, erwiderte er. »Ich habe aufgehört, weil ich mich mit dem Trainer überworfen hatte, außerdem wollte ich mich auf mein Studium konzentrieren.«
    Sein Profil zeichnete sich vor dem Seitenfenster des Wagens markant ab. Annika musste schlucken, wandte den Kopf ab und schaute in die entgegengesetzte Richtung. Ihre Wangen brannten, und sie spürte ein Kitzeln zwischen den Beinen. Das KarolinskaKrankenhaus

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