Paraforce 1 - Aller Anfang ist schwer
gebe ich matt zurück. »Vier Wochen, dann sehen wir weiter. Das ist alles, was ich Ihnen zu diesem Zeitpunkt versprechen kann. Zumal meine Medikamente noch nicht so anschlagen, wie es sein sollte.«
»Das ist, worauf wir gehofft haben«, erwidert Lowe. »Nicht was die Medizin anbelangt, sondern die Probezeit, in die Sie eingewilligt haben«, präzisiert er rasch.
»Schon klar.«
Die beiden Männer erheben sich. Die Besprechung ist zu Ende, sie haben, was sie wollten. Wir geleiten sie zur Tür, dann sind Jane und ich wieder alleine.
»Das ist großartig!«, ruft meine Mitbewohnerin und fällt mir zu meiner Überraschung um den Hals. »Eben machte ich mir noch Sorgen, und jetzt …«
»Und jetzt gehöre ich zu den Spinnern, die sich lächerlich machen. Genau wie mein Vater. Zwei Hipp und ein Hurra.« Säuerlich räume ich das Geschirr in die Küche.
Jane lehnt sich gegen den Türrahmen. »Ich wette um 20 Pfund, dass du noch vor Ablauf der vier Wochen verlängerst, sollte es deine Gesundheit zulassen.«
»Die Wette gilt!« Und wieder um 20 Pfund reicher.
Kapitel 5
Nur vier Wochen!
I
New York City
Paraforce hat seine Räumlichkeiten tatsächlich im Keller des UN-Hauptquartiers.
Es ist nicht mein erster Besuch in New York oder in diesem alten, renovierungsbedürftigen Gebäude. Schon früher war ich hier; als Teilnehmerin an Kongressen oder als Schutz für hochrangige Politiker.
Nun die Stufen hinab in das Tiefgeschoss zu nehmen, ist dennoch etwas Besonderes; auch für mich. Schließlich werde ich nun hier arbeiten – wenn auch nur für vier Wochen.
Jane, die noch niemals zuvor das UN-Gebäude besucht hat, ist deutlich nervöser als ich. Immer wieder zupft sie an ihrem Namensschild, schaut an sich herab und überprüft ihre Nägel.
Sie hat keinen Grund, nervös zu sein. Ihr Outfit ist schick, sie riecht nach Channel No. 5 und ihre Frisur unterstreicht ihre Herkunft als englisches Mädchen vom Lande.
Am Tag zuvor reisten wir an, bezogen unsere Appartements und erledigten unsere ersten Einkäufe im Big Apple. Meine Wohnung ist klein, aber gemütlich. Zudem bietet sie alles, was man braucht. Einzig eine Wii fehlte, aber diesen Makel habe ich inzwischen ausgeglichen. Ebenso wie ich nun ein MacBook mein Eigen nenne.
Abends suchten wir uns einen kleinen Club, tranken Long Island Ice Tea und ließen die Stadt auf uns wirken.
Es ist erstaunlich, wie schnell aus zwei Frauen, die sich zuvor nicht kannten, Freundinnen werden können. Es war völlig normal, dass wir gemeinsam die Einkäufe erledigten und abends gemeinsam einen Club aufsuchten. So wie es normal ist, dass wir nun gemeinsam unseren neuen Arbeitsplatz besichtigen.
»Wir sollten erst dem Leiter der Abteilung unsere Aufwartung machen«, schlage ich Jane vor, als wir die große, geschlossene Glastür erreichen, die Paraforce von den restlichen Kellerräumen trennt.
Eine rundliche, aber freundlich dreinblickende Dame hinter einem Schreibtisch schaut uns entgegen, nachdem wir den Klingelknopf links der Tür betätigt haben, und gibt den Eingang frei.
»Commander Laura Stewart und Jane Malorny. Wir sind …«
»Ah!«, ruft die Dame und reicht uns über den Schreibtisch hinweg ihre Hand, »ich bin Eleonore Whittaker; die Empfangsdame. Nun ja, eine von drei, denn der Schalter ist rund um die Uhr besetzt.« Ihr Lächeln wirkt herzlich. »Ihr Büro ist bereits bezugsfertig. Außerdem wartet Mister Baptiste auf Sie!«
»Baptiste?«, frage ich. »Jacques Baptiste?«
Sie nickt. »Er ist Ihnen bekannt?«
Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. »Oh ja. Ein guter Mann. Bislang dachte ich jedoch, er sei …« Ohne den Satz zu Ende zu bringen, schaue ich mich um.
»Das Büro am Ende des Ganges, linke Seite. Rot lackierte Tür. Seine Sekretärin ist noch nicht eingetroffen; ich melde Sie an.«
»Komm!«, bitte ich Jane. »Keine Sorge, er wird uns nicht fressen.«
»Woher kennst du ihn?«, will meine Begleiterin wissen.
»Er leitete die Sûreté Nationale , den Inlandsgeheimdienst Frankreichs. Ich hatte vor meiner Inhaftierung mit ihm zu tun. Abends lud er einen Kollegen und mich zu einer Weinverkostung in sein Haus ein. Es wurde ein feucht-fröhlicher Abend.« Würde mich wundern, wenn er nicht ebenfalls auf meine Mitarbeit gedrängt hätte .
»Spricht er Englisch?«
»Er spricht verschiedene Sprachen, darunter Englisch und Deutsch. Schließlich kommt er aus dem Elsass.« Ich klopfe an, höre ein sonores come in! und betrete den Raum.
»Laura!«
Weitere Kostenlose Bücher