Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist
was er in dieser Sekunde empfunden und gedacht hatte. Es musste ein Sommertag gewesen sein, denn er trug ein kurzärmliges Hemd, und sein blondes Haar war von der Sonne heller geworden, als es sonst der Fall gewesen wäre.
Ben Fuller löste sich von der Begegnung mit sich selbst und hob den Blick. »Ihr Angebot ist verlockend«, antwortete er endlich, »aber ich kann kaum glauben, dass der Verfassungsschutz mich so ohne weiteres gehen lassen will. Man könnte fast annehmen, denen liegt nicht viel an mir.«
Baptiste lächelte und breitete seine Arme in einer genauso umfassenden wie nichtssagenden Geste aus. »Wären Sie etwa enttäuscht deswegen? Immerhin hat man Sie in den Innendienst versetzt und ich vermute, dort wären Sie noch lange geblieben. Aber wir wissen, Sie sind jemand, der an die Front gehört, immerhin haben Sie dort Ihre größten Erfolge aufzuweisen. Jede Menge Ermittlungen, an denen Sie beteiligt waren, wurden ein großer Erfolg.«
Ben zuckte mit den Schultern, ohne diese Worte zu kommentieren. Gedankenverloren blickte er zum großen Fenster hinaus. Wie ein Schauer aus farblosem Licht fiel der Sonnenschein ins Zimmer, doch er konnte weder die Sonne noch den Himmel sehen, da die Wolkenkratzer Manhattans ihm den Blick verwehrten.
Vor wenigen Stunden war er mit der Maschine aus Deutschland gelandet. Er hatte genügend Zeit gefunden, sich auf den ersten Besuch in den Staaten vorzubereiten. Als Ben dem Taxifahrer die Adresse nannte, zu der er ihn fahren sollte, blickte der Mann ihn mit großen Augen an, und Fuller befürchtete bereits, dass er dem Fahrer eine falsche Adresse gesagt hatte. Doch dann stellte sich heraus, dass es sich um den Sitz der Vereinten Nationen handelte. Nach einer etwas komplizierten Anmeldeprozedur brachte ihn eine Assistentin, die das künstlichste Lächeln zustande brachte, das Ben jemals geschenkt wurde, in den Keller. Dort lag das Büro, in dem er sich nun befand.
Dass Fuller von seinem Chef in den Innendienst versetzt wurde, war immer noch ein Schock für ihn, auch wenn er es vermied, seinen Unmut zum Thema zu machen. Es war, wie so oft, wenn es um den Verfassungsschutz ging, eine politische Entscheidung von ziemlich weit oben gewesen. Man zog ihn aus dem Verkehr und hoffte, dass Ruhe einkehren würde.
»Sie haben einen Mann daran gehindert, eine Frau zu vergewaltigen.« Baptiste warf einen Blick in die Akte und blätterte erst einige Seiten vor, dann wieder zurück, aber Ben nahm an, dass er diese Passage beinah auswendig kannte und seine vorgebliche Suche nach den richtigen Zeilen nur einer simplen Effekthascherei diente. »Ein Rechtsradikaler, Stefan Schulmann, mehrfach vorbestraft, für seine Brutalität bekannt. Die Frau, die ihn nicht kannte, ging ihm am helllichten Tag in die Falle und er verschleppte sie in seine Wohnung und fiel über sie her. Da Sie ihn in einer anderen Sache observierten, war es kein Wunder, dass Sie schnell zur Stelle waren. Sie rissen ihn von der Frau fort und machten ihn kampfunfähig.« Baptiste grinste seinen Gast an, in seinen Augen funkelte es vor Vergnügen. »Andere Stimmen fanden schärfere Worte für das, was Sie mit ihm anstellten, darunter befanden sich auch die Anwälte Schulmanns, was Ihr Pech war.«
Ben nickte mit verkniffenem Gesichtsausdruck, während er sich fragte, warum der Mann so ausführlich auf diesem Thema herumritt; schließlich waren alle Details bekannt. Machte es ihm Freude?
»Schulmann erlitt unter anderem einen Kieferbruch, einen Jochbeinbruch, er verlor eine Menge Zähne und noch mehr Blut, außerdem trug er Quetschungen davon und er hat auf seinem rechten Auge bis heute nur noch eine stark eingeschränkte Sehfähigkeit. Von Kleinigkeiten wie einer ausgerenkten Schulter oder seiner gebrochenen Nase müssen wir erst gar nicht reden. Seine Anwälte haben Ihrem Laden die Hölle heiß gemacht und Sie können von Glück sagen, dass es keine ernsteren Konsequenzen für Sie gab. Jemand hielt seine schützende Hand über Sie.«
»So, tat das jemand?«, warf der Deutsche giftig ein. »Hören Sie, ich sage nicht, dass es richtig war, was ich gemacht habe, aber Schulmann ist ein Schwein, er hätte keine Skrupel gehabt, die Frau über Tage hinweg zu vergewaltigen. Ich vermute, am Ende hätte er sie umgebracht oder Schlimmeres.« Ben zwang sich zur Ruhe. Auf gar keinen Fall wollte er die Fassung verlieren, was manchmal vorkam, wenn er an diese Angelegenheit dachte.
»Schlimmeres? Was könnte denn schlimmer sein als der
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