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Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist

Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist

Titel: Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frank
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zauberische Augenblick zerfiel zu Staub.
    Mit Schreck erkannte er, dass sie die Hälfte des Abstiegs bereits hinter sich gebracht hatte.
    Eilig wandte Clemens sich um und rannte davon. Seine nackten Füße klatschten in schnellem Wirbel auf das raue Pflaster. In seinen Ohren klang es wie eine rasende Serie von Ohrfeigen. Ohne hinter sich zu blicken, überquerte er die nächtlich-ruhige Straße. Weiter vorn befand sich eine kleine Parkanlage. Seine Hoffnung war, sich dort hinter einem Busch zu verkriechen. Was er dann tun sollte, wusste er beim besten Willen nicht, und diese Aussichtslosigkeit trieb ihm während des Laufens die Tränen in die Augen. Ihm wurde plötzlich klar, dass sein behütetes Leben plötzlich vorüber war; was immer jetzt noch folgen würde, war eine gänzlich andere Existenz.
    Eva Kaulmann folgte ihrem Sohn im Abstand von einigen Metern. Sie war schneller als er, erkannte sie; die wütende Stimme in ihrem Kopf stachelte sie zur Höchstleistung an, sie drohte und schmeichelte, um dem schmerzenden Körper der Frau noch mehr Kraft zu entlocken Der panische Rest ihres eigenen Ichs war rettungslos unterlegen und konnte dem Treiben nur noch folgen, ohne ihm Einhalt zu gebieten.
    Sie überquerte ebenfalls die Straße, doch plötzlich wurde sie von einem hellen Lichtkreis eingefangen. Sie hörte Reifen ohrenbetäubend laut quietschen. Erschrocken wandte Eva Kaulmann den Kopf und sah einen weißen Lieferwagen vor ihr aufragen, der eine nächtliche Fracht transportierte.
    Zu spät!, dachte sie, und diese Erkenntnis wurde von ihrem eigenen Bewusstsein erfreut aufgenommen, bedeutete es doch, dass Clemens, ihr Sohn, ungeschoren davonkam.
    Sie vernahm einen hellen Schrei aus dem Innern des Lieferwagens und sah das bleiche Gesicht des Fahrers, der einen Moment zu spät reagiert hatte, vielleicht wegen einer Ablenkung oder aus Übermüdung. Dann war das brüllende Ungetüm heran. Eva Kaulmann sah den Kühlergrill, welcher aus der Nähe der Zahnreihe eines Hais ähnelte; dann wurde die Besessene davongewirbelt wie Laub in einer Sturmnacht. Die Frau überschlug sich mehrere Male und rutschte über den rauen Asphalt.
    Blut lief ihr aus Mund und Ohren; am Rücken, im Gesicht und an den Beinen, die in einem unmöglichen Winkel vom Körper abstanden, hatte sie verheerende Schürfwunden. Wie ein Mahnmal hielt sie das Messer mit der Spitze nach oben zum Nachthimmel.
    Stolpernd verließ der Fahrer seinen Lieferwagen und trat langsam heran. Ein Schock benebelte all seine Sinne, so war er für eine Weile nicht in der Lage, nach Hilfe zu rufen oder zu sehen, ob er für das Opfer noch etwas tun konnte. Er stand einfach reglos da und wurde Zeuge, als so etwas wie eine zitternde kleine Wolke aus dem Mund der Frau entwich. Sie stieg in die kühle Nachtluft empor und zerfaserte nach wenigen Momenten wie Zigarettenrauch.

2
    »Nun, was halten Sie davon?«, wurde Ben Fuller von einem Mann gefragt, der sich ihm als Jacques Baptiste vorgestellt hatte. Durch Baptistes schwarzes Haar und den Schnurrbart wirkte sein Gesicht wie die Visage eines Finsterlings, wodurch er äußerst respekteinflößend wirkte, aber dennoch spürte Fuller, dass er ein durchaus zuvorkommender Zeitgenosse war, dessen tiefsinniger Charme hinter einer Wand aus Kaltschnäuzigkeit verborgen lag; das war eine Kombination, die so manch einen Gesprächspartner zunächst einmal brüskieren musste. Dass der erste Eindruck keineswegs stimmte, verrieten am ehesten Baptistes blaue Augen, die belustigt zu funkeln begannen, wenn etwas ihn erfreute.
    Ben Fuller blickte auf die Kopie der Akte, die vor ihm lag. Baptiste hatte mehrere Passagen daraus zitiert und Ben musste zugeben, dass sie äußerst umfangreich war. Es gab kaum ein Jahr aus seinem Leben, das unerwähnt geblieben war. Auch Daten aus seiner Kindheit fanden sich dort, inklusive dem Tod seiner Eltern.
    Ganz vorn befand sich ein Foto von ihm und Ben rätselte, wann es aufgenommen worden war, doch er vermochte diese Frage nicht zu beantworten. Der Fotohintergrund gab keinen Aufschluss über den Ort, an dem er sich befunden hatte; mit einiger Sicherheit waren wesentliche Details mit einem Bildbearbeitungsprogramm entfernt worden. Er konnte lediglich sagen, dass es neueren Datums war, wenngleich er fand, dass er auf dem Foto älter als die zweiunddreißig Jahre aussah, die er kürzlich geworden war. Vielleicht lag das am Ausdruck seiner Augen, die ein wenig zu niedergeschlagen blickten. Wenn Ben nur gewusst hätte,

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