Paraforce 5 - Ihr Part, Amanda Harris
Servierwagen schien es zu zucken, dann rollte ein verkrümmter Körper seitlich auf den Teppich.
Amanda hechtete zur Tür und warf diese zu. Dann lief sie zurück zu der Gestalt neben dem Wagen.
Zwei Löcher, aus denen nur geringfügig Blut rieselte, steckten im Kopf der kleinen asiatischen Frau.
Der angebliche Zimmerkellner stöhnte und seine Hände zuckten zum Kinn.
Amanda richtete die Waffe auf ihn und sagte leise: »Aufstehen und keine Heldentaten.«
Benommen kam der Bursche hoch. Er schwankte leicht. Dann traf sein Blick die Tote. Er wurde noch blasser, als er von dem Hieb bereits war.
»Auf den Stuhl!«, dirigierte die Agentin.
Zwei Minuten später hielten ihn die stabilen Plastikmontagebänder fest.
»Versuchen Sie erst gar keine Befreiungsversuche. Die Dinger sind absolut reißfest.«
Die Agentin zog den Gürtel ihres Bademantels wieder ordentlich zusammen.
»Was bezweckte diese Übung?«, erkundigte sie sich beinahe uninteressiert.
Der angebliche Zimmerkellner schwieg. Amanda zuckte mit den Schultern. »Vielleicht sollten wir es uns erst einmal gemütlich machen.« Sie nahm die geöffnete Weinflasche und goss sich das Glas auf dem Servierwagen halb voll. Sie hob es an und wandte sich an den Gefesselten.
Sie sah das leichte Aufblitzen in den Augen.
»Prost!«, sagte sie leise. Dann holte sie aus und schüttete den Inhalt des Glases auf das rechte Knie des Burschen.
Der schrie auf.
Sogleich begann es auf seiner Hose zu dampfen und zu zischen.
Die Säure fraß sich durch den Stoff in die Haut bis auf den Knochen.
Der Schrei ging in ein Jaulen über, das nichts Menschliches mehr an sich hatte.
Amanda sah in das vor unerträglichen Schmerzen entstellte Gesicht.
Bald kam aus dem weit geöffneten Mund kein Laut mehr, nur noch hastiges Atmen.
»Das Bein sind Sie los. Die Säure hat in wenigen Minuten den Oberschenkelknochen völlig aufgelöst. Wenn Sie jetzt nicht reden, schütte ich Ihnen den Rest der Flasche über die Schultern und sehe genüsslich zu, wie Sie verrecken. Andererseits kann ich rasch den Notarzt rufen und Sie bleiben möglicherweise am Leben.«
Der Bursche röchelte nur. Amanda trat eng an ihn heran und riss an seinem blonden Schopf den Kopf nach hinten. »Wer gab euch den Auftrag? Wer weiß, dass ich hier bin?«
In diesem Moment gab es einen unterdrückten Knall.
Wie ein heißes Eisen ließ Amanda den Haarschopf los.
Dort, wo sich gerade noch ein Kopf befunden hatte, erkannte man nur noch eine breiige Masse, aus der Gehirnflüssigkeit und Blut in alle Richtungen tropften.
Die Wände hinter dem Gefesselten und auch Amandas Bademantel sahen aus wie aus dem Schlachthaus.
Gehetzt blickte die Agentin sich um. Keine Tür zeigte sich offen – keine Fensterscheibe kaputt.
Verflucht! , durchzuckte es sie. Was ist gerade passiert?
5
Seoul – Sheraton – 2 Uhr in der Nacht
Der Nachtwind griff in Amandas Haar, obwohl sie es zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst hatte.
Der automatische Flaschenzug, dessen Laufseil sie mit dem Armbrustkatapult durch einen gezielten Schuss acht Meter weiter oben in eine Fuge des Stahlgerüstes gejagt hatte, zog sie leise surrend aufwärts.
Es hatte nur knapp zwölf Minuten gedauert, um aus dem »Friseur-Werkzeug« alles zusammenzubauen.
Dunkle Fensterfronten glitten an ihr vorbei. Sie warf einen kurzen Blick nach unten. Wenn sie hier abstürzte, würde man ihre Überreste über mehrere Quadratmeter verstreut suchen müssen.
Sie erreichte den Balkon und schwang sich über die Brüstung. Dann hakte sie den Spezial-Karabiner aus.
In der Hocke wartete sie ab.
Sie rechnete mit allem.
Jemand, der einem Auftragskiller einen Explosionschip in den Kopf implantieren konnte, konnte auch noch anderes.
Amanda
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