Paraforce 5 - Ihr Part, Amanda Harris
Astro-Physik.
Sie schrieb zwei Doktorarbeiten. In einer erbrachte sie den Nachweis, dass es sich bei Schizophrenie nur um eine Fehlschaltung einiger Gehirnzellen handelt, weil ein erweitertes, angeborenes Bewusstsein sich nicht mit bereits belegten Gehirnspeichern verträgt, anstatt brachliegende Zellen zu aktivieren. Ein ähnlicher Vorgang, als ob sich in einem PC zwei unterschiedliche Virenprogramme bekämpfen würden. Gäbe es die Möglichkeit, durch Hypnose die sich überlagernden Dateien zu trennen, wäre bei solchen Menschen ein Superhirn möglich.
Diese Dissertation hatte die Aufmerksamkeit von Spezialisten des Yard geweckt.
Zwei Jahre lang arbeitete sie in der Psychologischen Abteilung des Yards, bis sie auf einem Ball dem Sohn eines Lords vorgestellt wurde.
Es war Liebe auf den ersten Blick.
Sie heiratete ihn und zog auf den Landsitz in Yorkshire. Als ihr Mann bei einem ungeklärten Flugzeugabsturz ums Leben kam, erbte sie viele Ländereien und einen Adelstitel.
Ihre besonderen Denkfähigkeiten brachten Sir Miles dazu, sie mit einigen besonderen Aufgaben zu betrauen, die sonst niemand – vor allem nicht offiziell – erledigen konnte.
Lady Amanda wurde im Laufe der Zeit zu einer unverzichtbaren Geheimwaffe des Yard.
»Mein lieber Sir Miles«, begann Amanda freundlich und sanft. »Das Essen ist vorzüglich gewesen. Doch ich denke, Sie sollten endlich mit dem wahren Grund herausrücken, der zu der Einladung führte.«
Der Leiter des Yard blinzelte nervös. »Wie meinen Sie das?«
Die Agentin lachte glockenhell auf. »Mein lieber Sir – irgendwo brennt wieder mal das Empire und Sie benötigen jemanden zum Löschen.«
Sir Miles schluckte. Endlich brummelte er: »So … könnte man es ausdrücken, Lady Amanda.«
Sie hob das Weinglas, nahm einen Schluck und schaute dabei ihr Gegenüber amüsiert an.
Der Chef des Yard räusperte sich und sagte dann: »Ich möchte Sie gern mit jemandem bekannt machen.« Er wandte sich halb um und machte zum Nebentisch eine einladende Handbewegung.
Sogleich erhob sich ein Mann, dem man auf hundert Yards den Aristokraten ansah.
Sir Miles erhob sich. »Lady Amanda … das ist Sir James Elwood Blackstone.«
Der Aristokrat verbeugte sich steif. Zu Sir Miles sagte er: »Nur James Blackstone.«
Der Mann des Yard lächelte verhalten. »Ah ja … ich vergaß.« Zu Amanda bemerkte er: »Sir … James lässt seinen Titel zurzeit ruhen. Er ist Mitglied des Unterhauses.«
Amanda lächelte warm. »Ich verstehe. Der Adel begibt sich ins Proletariat.«
Blackstone verzog das Gesicht. »Es mag Ihnen nicht sehr standesgemäß vorkommen, Mylady, aber wenn man in der Politik etwas bewirken will, muss man auch Sachzwänge ertragen können.«
»Nun – Mister Blackstone, es scheint Ihnen ja zu gelingen.«
Leicht verlegen bat Sir Miles seinen neuen Gast, sich zu setzen.
»Lady Amanda … wir … sagen wir mal so … Mr. Blackstone hat ein Problem. Ein Problem, das man nicht über den Yard oder über die Diplomatie angehen kann.«
Amanda blieb abwartend und löffelte eher desinteressiert ihr Dessert.
So fuhr Sir Miles fort: »Es geht um den Neffen von Sir … Mister Blackstone. Er ist verschwunden.«
Der Leiter des Yard blickte die junge Frau an, als erwarte er eine außergewöhnliche Reaktion. Doch Amanda schaute nur kurz auf.
»Hören Sie überhaupt zu?«, fragte Sir Miles leicht heftig.
Amanda schob die Dessertschale zurück und schaute auf. »Oh ja … fahren Sie fort. Ich bin ganz Ohr.«
Sir Miles verdrehte die Augen. »Also gut – der Neffe von Mr. Blackstone ist Computerexperte. Genauer gesagt, er ist Spezialist für strategische Computeranimationen.«
Amanda Harris
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