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Parallelgeschichten

Parallelgeschichten

Titel: Parallelgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Péter Nádas
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hatte.
    Er musste sich einfach dorthin zurückdrängen, wobei es gescheiter gewesen wäre, sich von dort zurückzuziehen. Er erreichte einen Raum, der sich weder in der Zeit der Erinnerung noch in jener der Vorstellung befand. Die leichte Sommerdecke musste irgendwann weggerutscht sein.
    Wenn das so ist, dann geschieht doch alles unkontrolliert.
    Endlich hatte er es gefunden.
    Endlich ließ er etwas in sich unkontrolliert.
    Er sah ein in der Nacht unkontrolliert offen gelassenes Tor.
    Das könnte fatal sein. Ich beklage mich wie ein Kind. Zeiten fallen weg. Doch das Fatale machte ihn glücklich. Er hatte es gefunden, endlich.
    Auch ein Kind könntest du mir machen, ja, wirklich, jetzt ja, flüsterte die Frau und schien dabei zitternd nach Atem zu ringen.
    Bitte, ich bitte darum, hätte sie gern ausgesprochen.
    Endlich hatte er es gefunden.
    Er hätte ihre flüsternden, vollen, nach Fleisch riechenden Lippen in den Mund nehmen müssen, um seinen idiotischen Jubel über das unkontrollierte offene Tor, über die wegfallenden Zeiten, aber auch das Befremden und den Ekel zu unterdrücken. Andererseits, warum sollte er nicht klagen, schließlich war sie ja eine Kindergärtnerin. Er schämte sich, solchen Blödsinn zu denken. Und nahm dabei die aus Atemnot leicht bläulichen Lippen der Frau vorsichtig in den Mund und zog sich langsam zurück. Noch immer fürchtete er um seine Unabhängigkeit, schützte er sie. Auch wenn er ihrem Rhythmus seit längerem nicht ausweichen konnte, durfte er ihn nicht übernehmen, sich nicht anpassen. Er wollte doch eine kleine Erinnerung an seinen eigenen Rhythmus behalten.
    Wenigstens seinen eigenen Puls nicht im Pulsieren des anderen Menschen auflösen.
    Aber Gyöngyvér ließ nicht zu, dass seine Zunge in ihr Zuflucht suchte, stieß sie mit ihrer starken, von den Gesangsstunden trainierten Zunge hinaus.
    Sie wollte reden.
    Der Mann versuchte es noch einmal. Er versenkte seine Zähne in ihre Unterlippe, biss zu, aber die Frau stieß ihn wieder weg, von sich, um endlich reden zu können.
    Salzig, so war der Geschmack der starken, fremden Zunge, sehr salzig.
    Es war auch die Wut über die Zurückweisung, die ihn den Oberkörper hochbiegen ließ, die Arme der Frau lösten sich bereitwillig, und er konnte mit den Lippen bequem über ihren Hals fahren, gerade knapp in die hochragende Spitze einer Brust beißen, um sie einzusaugen, nicht grob, sachte. Aber kaum spürte die Frau seine dicken, ausgetrockneten Lippen, seine scharfen Zähne, zuckte sie weg.
    Zuckte ihn weg.
    Sie wollte nicht.
    Wollte nichts.
    Der Mann haschte vergeblich mit der Zunge nach ihr.
    Als müsste sie alle die bis dahin unterdrückten Worte hinauskotzen.
    Ich fließe, zerfließe. Ich fühle das. Jetzt bestimmt. Hilf mir, ich kann mich nicht halten, kann nicht.
    Ágost erblickte den Rand des Abgrunds, wo sie sich nicht halten konnte.
    Sie jammerte.
    Doch er sah, das war sein eigener Abgrund, er sah das in Wellen abstürzende Gestein, und er musste sich aus dem Ganzen zurückziehen, damit ihn das entsetzliche Gewicht des brodelnd einstürzenden Bodens nicht begrub, nicht mit sich fortriss. Beim Zähneziehen knirscht der Knochen auf solche Art im Schädel. In der Abgrundtiefe donnerte es, ein Aufknallen auf Wasser, das stürzende Gestein röhrte über den Abhang. Und da kehrte er doch langsam zurück. Er hielt einen Augenblick an. Und wusste im Voraus, dass er nicht anders konnte als zurückkehren. Wegen des Widerstands der zuckenden Scheide, auch wenn sie noch so glitschig war, benötigte er jetzt mehr Kraft.
    Das war nicht ungefährlich.
    Bevor er das gerade noch zu erreichende Allertiefste erreicht hätte, hielt er wieder an, wusste nicht zu sagen, wo er war, starrte hinein, reglos, mehrmals, beugte sich wider Willen hinunter, und um dem Ganzen ein Ende zu machen, nicht in die geöffnete Gebärmutter der Frau hineinzuspritzen, presste er mit einem einzigen starken Ruck seine Hinterbacken zusammen. Womit er seinen Enddarm verkrampfte, der Krampf übte einen Druck auf die Prostata aus, auf diesen Druck hin wurde der Bogen seines beginnenden Orgasmus unterbrochen. Es genügt, den Samenleiter, den über der Prostata verlaufenden
ductus ejaculatorius,
einen Augenblick zu verschließen. Der aufwärtsstrebende Bogen des Orgasmus fällt ab, der Reiz hingegen hört nicht auf, und man kann wieder von vorn anfangen. Aber es unterbrach ihren im gleichmäßigen Schnellerwerden verklammerten Rhythmus.
    Gyöngyvér erlebte es wie das Wachsen

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