Parallelgeschichten
mit keinem einzigen Mann. Ihr Kitzler berührte den starrköpfigen Schwanz, das war der zweite Takt, er durfte nur ein wenig in ihren Schoß hineingleiten, das war der Abschluss des Takts, der dritte. Sie lud sich nicht mit seiner physischen Ausdehnung auf, sondern mit den deutlich getrennten Taktschlägen.
Dann wieder von vorn, was eigentlich grausam, unbarmherzig war, immer aufs Neue. Sie war wie ein Gerichtsvollzieher, dem es Freude macht, bei jemandem alles zu vollstrecken. Nachträglich stellte sich heraus, wie weise es gewesen war, ihn nicht in den Mund zu nehmen.
Gib her, wiederholte der Mann voller Ungeduld, gib sie schon her, wie ein wirklich Dürstender, der aber keine Chance hat und es auch weiß. Bitte, ich will sie mit der Zunge, mit dem Mund, ich heile sie.
Er war auch getrieben von einem heimlichen, unabweisbaren Gedanken, einer Linderung versprechenden Vision, nämlich aus der Frau etwas von seinem Sperma zurückzuholen. Etwas davon, solange es noch möglich war, zurückzuschlucken, mit der Zunge die letzten Tropfen zusammenzukehren.
Gyöngyvér hatte aber überhaupt nicht im Sinn, ihm zu gehorchen. Aus irgendeinem Grund war sie sicher, dass der Mann bloß schlau sein wollte, ihr auszuweichen versuchte. Sie genoss die bis dahin unbekannte Situation. Sie beherrschte ihn.
Und wollte ihn sagen hören, dass er ihre Fotze begehrte. Sie wollte ihm das Wort abringen.
Was willst du so sehr, sag es deutlich.
Nein, ächzte der Mann, fällt mir gar nicht ein.
Woher soll ich dann wissen, was du heilen willst.
Sag bloß nicht, dass du’s nicht verstanden hast.
Bitte sag’s, egal wie, auf Italienisch, Deutsch, in irgendeiner Sprache. Und wie jemand, der sich jetzt wirklich rächt, mit tiefer Stimme, fügte sie fast wütend hinzu, wo das ja für dich eh gleich ist.
Ihre plötzliche Wut, die sie noch unterstrich, indem sie ihren heftig dirigierenden Schoß aus dem Takt fallen ließ, kam vielleicht daher, dass sie sich nie wirklich zum Sprachenlernen entschließen konnte; einmal fing sie mit Deutsch an, nahm gleichzeitig Italienischstunden, blieb aber jedes Mal schon vor der zehnten Lektion stecken. Und ohne Kenntnis dieser Sprachen konnte sie schwerlich eine Sängerinnenkarriere antreten.
Wenn dir etwas nicht passt, dann lass mich los, sagte der Mann, der nichts begriff und sie am liebsten abgeworfen hätte. Wenn es mir so gleich ist, such dir halt einen anderen. Oder schau, wie weit du allein kommst.
Vorhin hast du mich nicht erzählen lassen. Obwohl ich genau das erzählen wollte.
Ich sehe es lieber, als es zu hören.
Darauf antwortete sie nicht, sie schien zu erstarren. Ihre Geschlechtsteile blieben von ihrer Streitsucht und ihren Rachegelüsten unangefochten. Sie hatte auch noch nie daran gedacht, sich vor den Augen eines Mannes zu berühren. So etwas gehört zu den Geheimnissen mit sieben Siegeln, und gerade dieses Geheimnis wollte sie jetzt mitteilen. Auch war ihr noch nie zugestoßen, dass sie beim Liebemachen redete oder man zu ihr redete, wovon auch immer. Jetzt hingegen stand sie vor der unerwarteten Erkenntnis, dass sie beide ja seit Stunden, seit Tagen oder wer weiß, seit wie langem schon, sie hatte es gar nicht gemerkt, dabei redeten. Sie verstand sich selbst nicht, verstand die Lage nicht, wusste nicht, wer dieser andere war, mit dem sich alles so verzerrte und veränderte. So sehr konnte doch nicht alles anders sein. Sie empfand es als ausgesprochen abstoßend.
Sie hob sich mit ihm zusammen, als wolle sie fliehen, eigentlich aber, um sich besser über ihn zu beugen. Und während sie wieder die harte Spitze seiner Brustwarze einsaugte, vorsichtig daraufbiss, zog sie ihre Schamlippen ganz sachte über die Eichel. Sie passte auf, dass der Mann möglichst nichts von dem Aufwühlenden spürte, das ihren Körper durchlief, Gedanken, Kälte, Wärme, Erregung, an ihrem Rücken, in den Muskeln ihrer Schenkel. Und doch weckte sie beim Mann ein Gefühl, als würde sie sich sachte, ohne Aufhebens verabschieden. Während er steiler und tiefer nicht eindringen konnte. Er sah erschreckt, dass er keine anderen Mittel hatte. Und wollte ihr nachlaufen. Damit sie nicht wegging. Er wollte ihr wehtun. Mehrmals, hintereinander, zuckte und ruckte er mit dem ganzen Körper, der Hüfte, der hochgehobenen, zusammengekrampften mächtigen Gesäßmuskulatur sich in sie hinein. In diesem Zucken wären, wenn die Lust an der Willkür sie nicht aufgelöst hätte, seine Beklemmungen und Ängste mehrerer Jahrzehnte
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