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Parallelgeschichten

Parallelgeschichten

Titel: Parallelgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Péter Nádas
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gut, dann eben Ingenieur, ich bitte tausendmal um Verzeihung.
    Das kriegst du nicht so einfach wieder hin.
    Chefingenieur, rief sie fröhlich, das ist mein letztes Angebot.
    Nein, überleg dir, was du sagst.
    Also habe ich dich wirklich beleidigt. Aber es ist die Wahrheit.
    Sie ließ ihn mit der Scheide los, während der Mann eher damit gerechnet hatte, dass sie es mit Zärtlichkeitsanfällen gutmachen würde.
    Doch sie schien zu sagen, wenn er wegen der Wahrheit so empfindlich tut, solle er eben gehen, wohin es ihm beliebe.
    Sein schmerzendes Glied konnte herausrutschen. Es sprang geradezu an die Luft heraus, schwang sich mit ganzer Länge in seine wiedergewonnene Freiheit hinein.
    Er wollte gleich danach greifen, um die Vorhaut sorgfältig über die Eichel zu ziehen; sogar die kühlere Berührung der Luft schmerzte, aber er kam nicht heran. Auch das ließ sich nicht planen, nichts.
    Gyöngyvér hatte sich in ganzer Länge über seinen Körper geworfen, und beiden verschlug es den Atem mit einem lauten Ton. Sie krallte sich mit ihren scharfen Nägeln in seine Schultern und fläzte sich mit ihrem ganzen Federgewicht auf ihn. Sein Schwanz wurde zwischen ihre glitschigen Bäuche geklemmt. Auch seine eingeklemmten Hände bekam er nur mit Mühe frei. Ein kühles Lüftchen wehte vorüber. Ágost berührte mit den Fersen, Gyöngyvér mit den Fußrücken das kalte, ernüchternde Parkett.
    Das Lüftchen kam von der Donau, brachte ein wenig Wassergeruch mit, hatte sich auf der Margareteninsel mit Pflanzen- und Blumenduft gefüllt. Sie lauschten, während auf der anderen Gebäudeseite die Straßenbahn Linie fünfzehn scheppernd losfuhr und in Höhe Sziget-Straße zweimal klingelte.
    Auch in diesem Haus schlossen die Bewohner die Eingangstür nicht mehr hinter sich, und so verstärkten sich im Glaszylinder des Treppenhauses die Straßengeräusche.
    Frau Szemző trat in dem Augenblick aus dem Haus, als die beleuchtete, leere Straßenbahn unter den vom Lampenlicht gefleckten Bäumen der Pozsonyi-Straße wieder anfuhr.
    Du, das tut aber wirklich weh, entschuldige, sagte der Mann etwas lauter, auch wenn er nichts tat, um die Last loszuwerden.
    Ach, mir auch, winselte die Frau leichthin. Ich glaube, du bist mir einfach zu groß. Was klang, als verhülle sie schwere Vorwürfe mit Schmeichelei. Sie wusste schon, was Männer gern hören.
    Wie soll ich jetzt das verstehen, fragte der Mann gereizt und kühl.
    Versteh es so, dass ich von dir völlig aufgerieben bin. Es tut weh. Irgendwann einmal werde ich dir etwas erzählen. Ich werde dir meine interessanteste Erinnerung erzählen. Nach einer Atempause fragte sie den Mann, ob er es hören möchte.
    Als hätte der andere inzwischen aus einer geheimen Quelle erfahren können, was sie ihm erzählen wollte.
    Nein, jetzt nicht. Lass uns lieber still sein. Ich möchte gar nichts.
    Das heißt also, dass ich dich wieder tödlich beleidigt habe.
    Du hast mich nicht beleidigt, sagte er, bloß sind deine Äußerungen größtenteils Unsinn. Zum Beispiel habe ich keine blauen Augen. Was soll man da sagen. Und wenn du’s wissen willst, du bist es eher, die zu gierig ist, zu heftig. Deshalb bist du aufgerieben, würd ich meinen.
    Du lässt für nichts Zeit.
    Gyöngyvér erstarrte für einen Augenblick vor Überraschung. Sie verstand die unerwartete Kühle seiner Stimme nicht. Sie würde für irgendetwas keine Zeit lassen. Wo doch sogar die Gesangslehrerin ihr Rhythmusgefühl nicht genug loben konnte. Wie jemand, der sich zwar Mühe gibt, aber doch nicht begreifen kann, was der andere sagt, kümmerte sie sich nicht weiter darum.
    Pass mal auf, fuhr sie heftig fort, einmal ist das passiert, das will ich erzählen, dass ich im leeren Kollegium ganz allein blieb.
    Das meine ich, versuchte es der Mann. Als hättest du Angst, etwas zu verlieren, endgültig, wenn du es nicht jetzt gleich erzählst. Ich will es nicht hören.
    Ob du willst oder nicht, ich erzähle es trotzdem. Zwei Tage lang tat ich nichts anderes, ich tat, als würde ich lesen, aber stattdessen rieb ich mich die ganze Zeit. Sie verstummte, sie rechnete doch mit seinem Interesse, um weiterzuerzählen.
    Aber den Mann interessierte in diesem Augenblick wirklich nicht, was sie, allein im Kollegium, getan haben mochte. Er wollte endlich an seinen Schwanz heran. Jetzt nicht mehr nur wegen des Schmerzes. Sein Beleidigtsein wühlte in ihm, er hätte auch die Vorhaut über die Eichel ziehen wollen, um seine Erektion zu beruhigen.
    Die beiden Dinge

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