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Parallelgeschichten

Parallelgeschichten

Titel: Parallelgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Péter Nádas
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eigene Person das größte Hindernis sind. Es rührte ihn, wie sehr er seinem Körper ausgeliefert war, und das brachte ihn auf die Idee, er sollte diese Frau mit André teilen.
    Ich genieße, und er erledigt es inzwischen.
    Gyöngyvér stieß ihn mit der Zunge weg, als wäre sie seinen heimlichen Gedanken gefolgt, stieß ihn hinaus, umklammerte ihn aber mit den Armen noch stärker.
    Ich will dir, ich will dir ewas Wichtiges sagen, flüsterte sie zwischen seine Lippen, im Zittern deutlich artikulkierend, ihre Lippen, ihre Zungen berührten sich erneut, wehrten sich, beruhigten sich, schlugen herum.
    In solchen Momenten ist man auf seine Poren und Nervenenden angewiesen, um den anderen zu verstehen. Seine Stimme erreicht einen viel langsamer.
    Er spielte doch bloß eine Rolle, dachte er, tat doch bloß so, als sei er unpersönlich, während es André wirklich war. Wenn sie sich gegenseitig unter der Dusche einseiften, spürte er mit den Fingern, dass von diesem harten, sehnigen Männerkörper keine Emotionen ausgingen.
    Die Harnsäure hat mich vergiftet, flüsterte Gyöngyvér, bestimmt zittere ich deswegen, verstehst du, weil mich die Harnsäure regelrecht vergiftet hat.
    Wie kommst du auf einen solchen Unsinn.
    Ich sollte auch pinkeln, weißt du, ja, eigentlich pissen, fügte sie hinzu und lachte laut auf. Erschrick nicht, ich halte es jetzt nicht mehr zurück.
    Sie lachte hässlich, auch wenn ihre Tonlage warm blieb.
    Nein, nicht, du bist ja verrückt, rief der Mann verstört.
    Er rief, als könne er sich nicht zwischen Entsetzen und Verblüffung entscheiden.
    Doch, doch, sagte die Frau mit ihrer tiefsten Stimme, warum sollte ich nicht, aber in einem Ton, der nicht um Unterstützung bat.
    Nein, rief er wieder, aber noch bevor er es wiederholen konnte, spürte er auf den Schenkeln, wie es warm wurde, sich ausbreitete und erhitzte.
    Lass es auch raus, für mich. Ich lasse es schon, stöhnte sie.
    Sie hörten, wie das Plätschern einmal auf dem harten Fußboden, dann wieder auf der unter sie geknüllten weichen Decke auftraf. Während sie, mit ihrem gespreizten Schoß auf seinen Schenkeln sitzend, andauernd zitterte. Er war erleichtert, so leicht ging das also, er konnte es demnach auch rauslassen. Bei ihm ging das aber nicht so einfach, es kam nicht.
    Seine Blase hätte es schon gewollt, aber es blieb wegen der stetigen leichten Erektion im Harnleiter stecken.
    Gyöngyvér griff sich vorsichtig zwischen die Schenkel und packte ihn.
    Mit den kleinen Jungen macht man das so, was, fragte Ágost.
    Gyöngyvér sah tatsächlich einen kleinen Jungen, den sie nicht kannte, Ágost hingegen sah in ihr seine tote Schwester.
    Wenn ich will, dass sie Pipi machen, sagte Gyöngyvér, dann ja, wirklich, du hast es erraten. Man muss es den Jungen schön beibringen.
    Jeden Tag.
    Nein, jeden Tag viele Male.
    Du nimmst ihren Pimmel raus, bringst es ihnen bei.
    Ich helfe ihnen.
    Du verführst sie mit deinen Nägeln, verdirbst sie fürs Leben.
    Sie berührten sich an den heißen, offenen Lippen.
    Ihre waren nicht weniger heiß als ihr reichlich fließender Urin.
    Du bist eifersüchtig, ich hör’s an deiner Stimme.
    Im Gegenteil, ich teile dich gern mit anderen. Du kennst mich noch nicht von dieser Seite. Auch dich teile ich gern, dachte er. Ich tu’s, ich schwöre es, sagte er laut. Zu dritt würden wir dich vielleicht befriedigen, dachte er.
    Auch über dem Kuss ließen sie den Blick des anderen nicht los.
    Und dazu flüstere ich, flüsterte Gyöngyvér in sein Ohr, während es jetzt nur noch schubweise floss, einmal schwächer, einmal stärker, piss, piss, piss, Kleiner, das flüstere ich den kleinen Jungen zu.
    Sie mussten wieder die Lippen des andern berühren, jetzt länger, stärker.
    Und was raunst du den kleinen Mädchen ins Ohr, fragte Ágost, erregt von den Fließgeräuschen.
    Denen nur wenig.
    Aber was.
    Einfach nur, jetzt machen wir schsch, Kleines, sch, sch, das sage ich. Die kleinen Mädchen brauchen nicht mehr.
    Auf die bin ich wirklich eifersüchtig, sagte er und stöhnte tief auf.
    Siehst du, rief sie.
    Seine Pisse sprudelte hoch, wie aus einem Springbrunnen.
    Sie lehnten die Stirn aneinander, um gebannt auf das zu starren, was unten geschah, es spritzte ihnen fast ins Gesicht.
    Instinktiv rissen sie den Kopf weg.
    Der Strahl fiel gleich wieder in sich zurück, überschwemmte die nackte Eichel, als hätte eine unsichtbare Hand den Hahn zugedreht.
    Als es wieder aufsprudelte, aus dem geweiteten Harnleiter heraufbrach,

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