Parallelgeschichten
davongelaufen. Und am Tag holte ich zu meiner Schande doch wieder eine Zwanzigernote hervor, um ihn anzuschauen. Ich konnte ihn nicht vergessen. Der einzige Unterschied bestand darin, dass der Zeichner des Geldscheins sein Modell mit einer eleganten Draperie an den Lenden versehen hatte. Seinetwegen kam ich jeden Abend wieder.
Seinet- oder meinetwegen, um endlich jemanden zu finden, gleich wen, der mich wegen meines Körpers zu lieben bereit wäre.
Jetzt begann er, den Schwanz in der Hand und auf weitere Umschweife verzichtend, ruhig auf mich zuzukommen. Mit der anderen Hand musste er seinen Blaumann festhalten, der trotzdem an seinen Beinen hinunterrutschte.
Er wirkte dadurch nicht lächerlich. Der Mann hatte etwas sehr Elegantes, Tolerantes und Zufriedenes, aber ohne jede Selbstzufriedenheit, und jedenfalls nichts Kleinliches. Als hätte er die mächtigen Muskelpakete seines Hinterns gar nicht absichtlich entblößt, sondern es hätte sich einfach so ergeben. Er schien keine Unterhose zu tragen. Was mich jede Nacht aufs äußerste erregte.
Den raschen Platzwechsel des Riesen und des Schnurrbärtigen nützten auch andere aus, das Dunkel geriet in Bewegung. Es war wieder, als fahre ein Wind übers Land, der aber jetzt nicht aufhörte. Ich war der Einzige, der sich nicht rühren konnte, beziehungsweise der Jemand, der an meiner Stelle dort stand. So unpassend mein Benehmen in diesen Kreisen auch war, ich konnte mit meinem geräuschvollen Pissen einfach nicht aufhören. Es strömte aus mir, in immer mächtigerem Strahl, wobei mein Schwanz immer härter wurde.
Die zwei hatten mich inzwischen schon umstellt.
In meiner Schande blickte ich sie abwechselnd an. Was auf sie wohl wirkte, als bitte ich für mein unabweisbares Bedürfnis um Geduld und Nachsicht.
Als könnte ich sie mit Ergebenheit und Schreckensstarre von mir fernhalten. Oder von dem, der an meiner Stelle hier stand. Der darauf hoffte, dass zwischen den Menschen eine Distanz gewahrt werden kann, und sei sie noch so gering.
Überhaupt, ich schien sie um etwas anzuflehen, um Gnade.
Sie berührten mich nicht, das hätten sie noch nicht gewagt, aber sie standen so nahe, dass die Ausstrahlung, die Wärme und der Duft unserer Körper uns alle drei einnahmen und durchdrangen. Mal blickten sie auf meinen Schwanz, mal auf meine Pisse, und dann wieder auf meinen Mund. Aus solcher Nähe wirkte das Gesicht des Schnurrbärtigen anders, er sah bei weitem nicht so berechnend oder herrisch aus, wie er mir aus der Distanz geschienen hatte. Bisher hatte ich mich vor seiner unterschwelligen Grausamkeit gefürchtet. Jetzt aber war er ganz sanft, aufmerksam, voller Erwartung und diszipliniert. Um nicht mit einer Bewegung alles zu verderben und mich wieder in die Flucht zu treiben. Er bannte mich wie ein wildes Tier. In seinen hinter einem starken Kinn, einer fleischigen Nase und stark gefurchten Stirn verborgenen kindlichen Zügen schwebte ein Schatten von Traurigkeit. Wie bei einem, der auf nicht viel hofft, aber die Hoffnung doch nicht ganz aufgeben kann. Wer weiß. Vielleicht gerade jetzt. Vielleicht gerade dieser wildfremde Mensch. Mit dem er vielleicht zu der elementaren Freude zurückfinden wird, die er einmal gekannt hat, einmal und nie wieder.
Die Schönheit des Riesen wurde durch die Nähe nicht verändert, sondern vertieft.
Auf den Zwanzigernoten sah er immer gleich aus.
Wenn ich ihm den Kopf zuwandte, tauchte meine Seele in ihn ein wie in einen Duft.
Mit seinem unglaublichen Lächeln erwartete er nichts, hoffte er auf nichts, rechnete er mit nichts, sondern gab etwas, das man nur sehr selten bekommt.
Gab es mit den Augen, den Lippen, den wahnwitzigen Zähnen.
Vorräte an Glück habe er mehr als genug, er brauche nicht zu knausern, er gebe gern, es reiche noch lange.
Ich könne ganz ruhig sein. Nur nichts übereilen, sondern schön ruhig pissen, er sehe es gern, wie ich meinen Pimmel halte und es in einem dicken Strahl heraussprudelt. Es gehe gar nicht um Geduld, sagte sein streichelndes Lächeln, sondern er höre es einfach gern.
Für ihn soll ich es plätschern lassen, nur schön zu.
Das Glück wird noch da sein, wenn ich fertig bin, auch dann werde er es freudig gewähren.
Von da an konnte ich den Vorgängen nicht mehr folgen, die Vision unerschöpflichen Reichtums hatte mich offenbar völlig erfüllt. Wahrscheinlich erschlaffte mein ganzer Körper, und mein Bewusstsein war wohl auch etwas getrübt, denn als er seine offene Hand in den starken
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