Parallelgeschichten
sich unwillkürlich vor, um aus der Nähe zu sehen, wie es wäre, der andere Mensch zu sein. Und so steigt ihm auch der Geruch des fremden Schwanzes in die Nase.
Die Knolle in den Mund nehmen, schlucken, seine Lust auslösen und erleben.
Die Erinnerung an die Mutterbrust lebt auf seinen Lippen auf.
Nein, er wird es nicht tun, darf es nicht tun, es gibt Leute, die es ein ganzes Leben lang hinausschieben, doch schon vom bloßen Gedanken beschleunigt sich sein Atem, auch beim anderen, wie er hört. Und einen Mann weiter macht der Schnurrbärtige auf seine Art das Gleiche, während sich auf der anderen Seite das graue Männchen neben dem Riesen heftig regt und irgendwas tut.
Ich wagte nicht hinzuschauen.
In einem starken, dicken Strahl, als würde sie aus mir ausbrechen, begann die Pisse plötzlich zu strömen. Ich hätte nicht mehr länger warten können, auch wenn ich gewollt hätte. Sie schlug widerhallend gegen die geteerte Wand.
Auf die anderen wirkte das, wie wenn man in guter Gesellschaft einen riesigen Fauxpas begeht.
Ich hatte zu lange gewartet und wurde dadurch
ce qu’il y a de plus incommode
.
Der starke Druck der Flüssigkeit hatte trotz der beginnenden Erektion die Harnröhre geweitet.
Ich machte zu viel Lärm.
Angesichts eines so unpassenden Benehmens hörten sie links und rechts auf und versuchten verärgert, ihren steifen Schwanz im Trichter ihrer Hände zu verbergen.
Ich sah nur bewegte Schatten zwischen dunklen Flecken, denn im Bewusstsein meiner Ungehörigkeit und Unbefugtheit starrte ich beschämt vor mich hin. Aufgrund der Geräusche begriff ich, dass sie sich von mir abwandten, mich empört abschrieben. Sie mussten sich sofort nach anderer Beute umsehen.
Zuweilen wollen die Dinge einfach nicht werden.
Alles zieht sich in die Länge, mit Suchen und Platzfinden, während doch alle darauf aus sind, dass es sofort geschehe. Um keinen Augenblick auf die tägliche Ration Lust warten zu müssen. Und eine Enttäuschung bereitet man niemandem gern, damit verletzt man sich selbst.
Der nervöse, sich zuweilen geradezu gereizt bewegende blonde junge Mann, seinen ungeschlacht prallen Schwanz mit der kleinen roten Eichel in der Hand, drehte sich sogleich zum Schnurrbärtigen um. Der merkte in diesem Augenblick, was für Möglichkeiten in seiner Machtposition steckten und machte wahrscheinlich eine herausfordernde Bewegung, die den sich anbietenden, nervösen jungen Mann verwirrte.
In solchen Situationen wurde häufig gezischt, oder man machte sich Zeichen, die der Außenstehende höchstens verstehen konnte, wenn er gesehen hatte, was da vor sich ging.
Sie tauschten rasch die Plätze, und plötzlich stand der Schnurrbärtige neben mir.
Etwas Ähnliches schien auf der anderen Seite mit dem Mann zu geschehen, dessen unbändige Erektion mich vorhin so erschreckt hatte, dass ich nicht einmal sehen wollte, zu wem der Schwanz gehörte. Auch er fühlte sich betrogen. In seiner Enttäuschung über mich konnte er sich, da das mit seinem Schwanz herumfuchtelnde grauhaarige Männchen und der sonderbare Heilige neben ihm, ein wahrscheinlich minderjähriges, verkrüppeltes Jüngelchen, für ihn wie Luft waren, an niemanden wenden als über sie hinweg an den Riesen. Dem wollte er ihn zeigen, nachdem er mich nicht hatte haben können. Er seinerseits war wahrscheinlich von einer herausfordernden Geste des Riesen verwirrt. Denn nicht ihm zeigte ihn der Riese, sondern nach wie vor mir. Nicht nur sein Schwanz war nackt, auch seine ganzen Lenden. Soweit man das im Licht sehen konnte, das durchs hochliegende Fenster kam. Der verkrüppelte Junge trug an einem Fuß einen stark erhöhten orthopädischen Schuh, sein Stock, den er jetzt nicht in der Hand halten konnte, war gegen die geteerte Wand gelehnt. Er zeigte seinen Schwanz allen, bot ihn allen an, aus seinem Mund ragte eine brennende Zigarette.
Ich kannte die entblößten Lenden des Riesen. Er wusste auch, welche Wirkung sie auf mich hatten.
Fünf Nächte lang hatte er sie mir an verschiedenen Orten und in verschiedenen Situationen immer wieder angeboten. Es war vielleicht seine Spezialität, nicht nur seinen Schwanz, sondern auch seine Hoden, sein Haar, seinen Bauch und seine Schenkelansätze zu zeigen. Darin lag etwas rücksichtslos Offenes. Die Wölbung seines Bauchs, seiner Schenkel und Lenden, sein Kopf und seine ganze fabelhafte Figur erinnerten unheimlich an den Mann mit Hammer und Amboss auf dem Zwanzig-Forint-Schein. Jedes Mal war ich wie blöde vor ihm
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