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Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)

Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)

Titel: Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola Bellin
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und verängstigt zugleich aus.
    Ich folge seinem Blick und sehe hinunter zu meinem Arm. Es ist unbegreiflich, was ich in diesem Moment zu sehen bekomme: Die Nadel ist in zwei Teile gebrochen, ein Teil davon steckt immer noch in meinem Arm, doch es zieht sich von selbst wieder heraus und fällt schließlich auf das Krankenbett. Das kleine Einstichloch leuchtet kurz grell auf. Ich empfinde eine angenehme Wärme an der Stelle, dann nichts mehr. Es brennt nicht, es juckt nicht, und es tut überhaupt nicht weh. Die Einstichstelle ist nicht mehr zu sehen. Als das Szenario endlich sein Ende findet, sehe ich hoch zu Alberto.
    Er sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an, ist verwundert und meiner Meinung nach etwas verängstigt, doch wer kann ihm das verdenken?
    »Wie konntest du … w-wie hast du … wie hast du das gemacht?«, stottert er.
    »Ich habe nichts gemacht! Ich habe keine Ahnung, was das war!«
    »Eva! Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen. Wie hast du das gemacht? Beherrschst du etwa Telekinese?«
    Telekinese? Dass ich nicht lache! Ich bin schon froh, wenn ich beim Anblick einer Torte gerade stehen bleibe und mich nicht bei der erstbesten Gelegenheit darauf stürze und mich darin wälze … Dass ich das mit meinen Gedanken bewirke, grenzt schon an ein Wunder. Ja, ich habe ernste Probleme mit meiner neuen Diät, denn Süßigkeiten sind das Tabu Nummer eins, nur ein Cornetto morgens ist erlaubt. Als Süßigkeitenabhängige macht mir das schwer zu schaffen.
    »Telekinese? Ach, komm schon, Alberto, ist das dein Ernst?«
    Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, ist das sein voller Ernst.
    »Ich habe nichts gemacht, das habe ich dir doch schon gesagt.«
    Ich setze mich aufrecht, doch Alberto weicht sofort zurück und steht von seinem kleinen Hocker auf. Mir ist einen kurzen Augenblick lang ein wenig schwindlig, doch es hört ruckartig wieder auf.
    »Komm mir nicht zu nahe, Eva! Ich meine es ernst, bitte verlasse jetzt meine Praxis.« Er öffnet die Tür schnell und geht einen Schritt zurück.
    Mit einer solchen Reaktion habe ich nicht gerechnet. Aber wie hätte ich wohl reagiert, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre? Man wird schließlich nicht jeden Tag Zeuge einer wundersamen Heilung von einem Nadelstich. Ich nehme meine Handtasche und gehe mit gesenktem Blick zur Tür, dann drehe ich mich wieder zu Alberto um. Bevor ich jedoch nur ein einziges Wort sagen kann, schließt er die Tür ruckartig vor mir zu. Na toll! Erst die schlaflosen Nächte und nun das.
    Was geschieht bloß mit mir?
    Was stimmt nicht mit mir?
    Als ich an Paola vorbeigehe, versuche ich, mir nichts anmerken zu lassen. Ich will nicht, dass irgendjemand erfährt, was mir gerade passiert ist. Ich will es keinem erklären, da ich das selbst nicht ganz begreife.
    »Na? Gibt es was Neues?«, erkundigt sie sich.
    »Nein, es ist wahrscheinlich nur der Stress, der das mit sich bringt, also kaum der Rede wert …«, antworte ich und versuche dabei, so gelassen wie möglich zu klingen.
    »Oh, wirklich?«, fragt sie gedehnt und ungläubig.
    »Hat er dir denn wenigstens Blut abgenommen, um ganz sicherzugehen?«, fügt sie noch hinzu.
    Was soll ich ihr denn bloß sagen? Sie ist zwar meine beste Freundin, jedoch weiß ich nicht, wie ich das erklären soll. So, wie ich sie kenne, würde sie ausflippen und mich mit Tausenden von Fragen löchern. Ich beschließe, sie einfach anzulügen, obwohl ich nicht allzu gut darin bin.
    »Nein, das hat er nicht für nötig gehalten und ich auch nicht. Paola, mach dir keine Sorgen, es ist wirklich nur der Stress.«
    Geht doch. Sie scheint es zu glauben und nickt kurz, dann kneift sie die Augen zusammen und kommt näher.
    »Leidest du denn immer noch an dieser Nadelphobie? Also wirklich, Eva, du arbeitest bei der Polizei und fürchtest dich nicht mal vor kaltblütigen Mördern. Aber vor Nadeln hast du Angst?«, flüstert sie etwas spöttisch.
    »Tja, so bin ich nun mal«, sage ich und lächle dabei, um ihr nicht zu zeigen, wie genervt ich bin.
    »Ich muss jetzt aber wirklich los, sonst komme ich zu spät zur Arbeit. Die kaltblütigen Mörder warten schließlich schon auf mich.«
    »Na gut, aber du musst mir versprechen, dass du etwas kürzertreten wirst und dir mal ein Wochenende freinimmst. Wir haben schon lange nichts mehr gemeinsam unternommen. Lass uns mal wieder um die Häuser ziehen«, schlägt sie vor.
    Ich stimme ihr zu und verspreche ihr, mir nächstes Wochenende freizunehmen, wohl wissend, dass es eine Lüge ist.

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