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Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)

Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)

Titel: Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola Bellin
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offen. Ich will es nicht wahrhaben, rede mir ein, ihn wie die Tage zuvor anscheinend friedlich schlafend vorzufinden. Ich erhasche einen kurzen Blick in das Zimmer und zwinge mich weiterzugehen. Mir stockt der Atem, ich bleibe wie paralysiert in der Türschwelle stehen. Meine Mutter löst sich von uns und stürzt in das Zimmer hinein. Fabio geht an das Bettende und hält etwas Abstand.
    Da liegt er, keine Schläuche mehr in Mund und Nase, keine Infusion im Arm und keine Kabel vom EKG. Da liegt er mit friedlichem Gesichtsausdruck, als träumte er von etwas Wundervollem. Sein dunkles Haar ist ordentlich gekämmt, sein Bart frisch rasiert, seine großen, weichen Hände sind über seinem Bauch gefaltet. Es scheint alles in bester Ordnung zu sein.
    Ein Hoffnungsschimmer blitzt in mir auf. Ich muss mich selbst davon überzeugen, dass er fort ist, also gebe ich mir einen Ruck und gehe langsam auf ihn zu. Ich lege vorsichtig meine Fingerspitzen auf seinen Unterarm und zucke sofort zurück.
    Eiskalt.
    Er ist eiskalt. Ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter, und glühend heiße Tränen fließen mir über die Wangen. Ich schaue zu meiner Mutter. Sie ist verzweifelt auf ihre Knie gesunken und vergräbt ihr Gesicht neben seinem. Fabio steht regungslos an Vaters Bett und starrt ihn an. Keine Tränen lässt er zu, doch einen sehr angespannten Gesichtsausdruck. Er ist nur drei Jahre älter als ich und versucht sich unter Kontrolle zu halten, nicht zu weinen und stark zu sein, doch ich weiß, wie es tief in ihm zugeht … Ich kann ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Starke Gefühle widerstreiten in mir: die Liebe, die ich für Vater empfinde, die Trauer wegen des schrecklichen Verlustes, die Angst, wie es ohne ihn weitergehen soll, und die ungeheure Wut auf diejenigen, die dieses Leid zu verantworten haben.
    Mein Vater ist tot, und genau hier fängt meine Geschichte an.

 
     
     
     
    Fünf Jahre später
     
     
     

Kapitel 2
     
    Es ist ein heißer Tag in der italienischen Hauptstadt. Ich kann nicht schlafen, stattdessen sehe ich Giovanni beim Schlafen zu, meinem Fast-Verlobten. Wir wohnen schon seit über einem Jahr zusammen und sind seit zwei Jahren ein Paar. Ich weiß, er wird mich fragen, ob ich seine Frau werden wolle. Er hat sogar schon einen Ring gekauft – ich habe ihn in seiner Sockenschublade gefunden; kein originelles Versteck, wenn man bedenkt, dass ich seine Wäsche einräume. Es ist ein wundervoller Ring aus Gold, mit vielen kleinen Diamanten versehen.
    Giovanni arbeitet bei der Spurensicherung. Bei der Arbeit haben wir uns auch kennen- und lieben gelernt. Es war mein allererster richtiger Einsatz als Consulting Detective, offizielle Beraterin der römischen Polizei. Da mein Vater Commissario war, hatte ich schon immer einen guten Draht zur Polizia di Roma. Nach diesem schrecklichen Vorfall hat mich der Polizeichef und gute Freund meines Vaters, Gaetano DiPietro, unter seine Fittiche genommen und sogar einen ganz neuen Beruf eingeführt, den es in Italien noch gar nicht gegeben hat. Er wusste, dass es schon immer mein Traum gewesen war, in die Fußstapfen meines Vaters zu treten. Ich wollte schon immer Commissario werden. DiPietro war verblüfft, als er merkte, dass mir niemand etwas vormachen kann. Ich weiß genau, wann jemand die Wahrheit sagt und wann nicht. Wenn man das so nennen will, habe ich einen sechsten Sinn. Ich spüre Lügen, was bei der Lösung eines Falls ein enormer Vorteil ist. Als ich seine Idee, ich solle Consulting Detective werden, zum ersten Mal gehört habe, fühlte ich mich wie in einer Geschichte um Sherlock Holmes (und ich in der Rolle dieses grandiosen Detektivs). Das liegt sicher daran, dass sich DiPietro für Holmes begeistert. Wer kann es ihm verdenken? Ich war noch sehr unerfahren und hatte ein schwaches Gemüt, wenn ich bedenke, dass ich in Ohnmacht gefallen bin, als ich die Leiche eines verstümmelten Mädchens gesehen und vor allem gerochen habe. Es war so abstoßend! Alles war voller Blut, und überall lagen einzelne Körperteile des jungen Mädchens. Giovanni kümmerte sich um mich und erzählte mir, dass es ihm genauso ergangen sei, als er seinen ersten Einsatz gehabt habe. Er sei zwar nicht gleich in Ohnmacht gefallen wie manch anderer, doch er habe sich mitten am (noch ungesicherten) Tatort übergeben. Dafür habe er mächtigen Ärger bekommen, da Beweisstücke und Spuren dadurch verfälscht worden seien. Er sei auch von Kollegen bis zu Monate nach dem Vorfall deshalb

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